Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Konservative Kandidatin in Frankreich: Balanceakt mit Absturzrisiko
> Frankreichs Konservative wollen mit Valérie Pécresse den Élysée erobern.
> Die 54-Jährige konnte sich gegen einen rechten Hardliner durchsetzen.
Bild: Will im Frühjahr 2022 Amtsinhaber Emmanuel Macron besiegen: die Konserva…
Paris taz | Die Mitglieder der konservativen Partei Les Républicains (LR)
haben bei ihrer Vorwahl die 54-jährige Vorsitzende der Hauptstadtregion
Ile-de-France, Valérie Pécresse, als Kandidatin bei den
[1][Präsidentschaftswahlen im April 2022] nominiert. Sie hat die Stichwahl
gegen den Abgeordneten Eric Ciotti, einen Hardliner des rechten
Parteiflügels aus Nizza, sehr deutlich mit 60 gegen 40 Prozent der
abgegeben Mitgliederstimmen für sich entscheiden können.
In der ersten Wahlrunde waren zwei andere Bewerber, [2][Michel Barnier] und
Xavier Bertrand, je um Haaresbreite ausgeschieden. Beide hatten dann den
Finalistin Pécresse ihre Unterstützung zugesichert.
Im Unterschied zu Eric Ciotti, der öffentlich erklärt hatte, bei einer Wahl
zwischen dem amtierenden Präsidenten Emmanuel Macron und dem
Rechtsradikalen Eric Zemmour würde er sich ohne zu zögern für den Letzten
entscheiden, grenzt sich Pécresse von der extremen Rechten ab. Trotz ihrer
Kritik an der gegenwärtigen Regierungspolitik steht sie mit ihren
wirtschaftsliberalen Positionen Macron auch sonst politisch viel näher.
Für ihre nun beginnenden Wahlkampagne besteht die Schwierigkeit darin,
einen Platz zwischen der von Macron besetzten breiten Mitte und der
populistischen und rassistischen Rechten zu finden, [3][um die sich nun
Zemmour] und Marine Le Pen streiten. Das kann leicht zu einem politischen
Balanceakt mit Absturzrisiko werden. Um zu verhindern, dass die
Sympathisanten ihres unterlegenen Konkurrenten Ciotti zu Zemmour weglaufen,
hat Pécresse denn auch bereits in ihrer Antrittsrede eine strengere
Kontrollen der Immigration und eine verschärfte Sicherheitspolitik
gefordert.
## Gehörte zum Team von Fillon
Für Pécresse geht es nun nicht nur darum, aus der Rolle einer Außenseiterin
in die Position einer aussichtsreichen Gegnerin des gegenwärtigen
Staatschefs zu gelangen und die Schmach der Niederlage von 2017
auszuwetzen. Damals trat der vormalige Premierminister François Fillon als
klarer Favorit an, stolperte dann jedoch über die Finanzaffäre, die wegen
der Begünstigung seiner Gattin bis heute [4][„Pénélopegate“] genannt wir…
Pécresse gehörte damals zum Team von Fillon, sie will jetzt den Sieg
erringen, der vor fünf Jahren ihrer Partei LR von Macron vor der Nase
weggeschnappt wurde. Eine ganze Reihe prominenter LR-Kader waren in der
Folge zu Macrons Bewegung „En marche“ übergelaufen. Die Konservativen
mussten, wie auf der linken Seite die Sozialisten auch, um ihre
Existenzberechtigung kämpfen.
Sie möchte als Argument ausspielen, was in Frankreich bisher immer ein
Handicap war: als Frau um die Macht zu kämpfen. „Erstmals hat die Partei
von Charles de Gaulle, Georges Pompidou, Jacques Chirac und Nicolas Sarkozy
ein Frau nominiert!“ In der Tat meinen zahlreiche Politologen, dass die
LR-Kandidatin für Macron eine schwierige Gegnerin sein könnte, sofern es
ihr gelingen sollte, in die Spitzengruppe der Wahlumfragen vorzustoßen.
## Will Stimmen der Rechten einfangen
Bisher lag sie in den Prognosen nur bei 10 Prozent. Um eine Chance für
einen Platz in der Stichwahl zu haben, muss sie die vielen an die extreme
Rechte verlorenen Wähler*innen zurückerobern. Ihnen teilte sie, in
Anspielung auf die Angstmacherei der Rechtspopulisten mit: „Frankreich ist
weder zur Unordnung noch zum Niedergang verurteilt!“ Als Vertreterin einer
„Rechten der Überzeugungen und der Lösungen“ möchte sie gegen die
pessimistischen Untergangspropheten Zemmour und Le Pen antreten.
Für die LR ist die reibungslose Organisation der Vorwahl schon mal ein
Erfolg. Die Ausgangslage der Wahlen ist im rechten Spektrum bis hin in die
bürgerliche Mitte nunmehr geklärt, auf der linken Gegenseite dagegen
versuchen immer noch mehrere Kandidat*innen, denen je weniger als 10
Prozent vorausgesagt werden, zu existieren. Mit einem dringenden Appell
haben bisher mehr als 220.000 Linkswähler*innen diese vier oder fünf
Konkurrenten (bisher ohne Erfolg) ersucht, eine Prozedur zur Nominierung
einer gemeinsamen Kandidatur zu akzeptieren.
4 Dec 2021
## LINKS
[1] /Wahlkampfauftakt-in-Frankreich/!5800149
[2] /Praesidentenwahl-in-Frankreich-2022/!5796598
[3] /Rechter-Zemmour-erklaert-Kandidatur/!5815701
[4] /Justiz-in-Frankreich/!5665564
## AUTOREN
Rudolf Balmer
## TAGS
Schwerpunkt Emmanuel Macron
Schwerpunkt Frankreich
Rechtspopulismus
Wahlen
Les Républicains
GNS
Emmanuel Macron
Schwerpunkt Frankreich
Schwerpunkt Emmanuel Macron
Lesestück Recherche und Reportage
Kolumne Die Nafrichten
Schwerpunkt Frankreich
Schwerpunkt Emmanuel Macron
Marine Le Pen
Schwerpunkt Frankreich
## ARTIKEL ZUM THEMA
Protest gegen Coronapolitik: Die Gelbwesten lassen grüßen
In Paris haben die Behörden einen Konvoi von Kritiker*innen der
Corona-Auflagen gestoppt. Am Montag soll der Protest in Brüssel
weitergehen.
Präsidentschaftswahl in Frankreich: Buhlen um die Jägerlobby
Die etwa eine Million Jäger sind in Frankreich wichtige Wählerstimmen. Die
Forderung nach einem Jagdverbot sorgt für hitzige Diskussionen.
Präsidentschaftswahlen in Frankreich: Der Hassprediger von Paris
Éric Zemmour verlangt, muslimische Vornamen zu verbieten, Einwanderung zu
stoppen und Kopftücher zu bannen. Tausende Anhänger hängen an seinen
Lippen.
Präsidentschaftskandidat Zemmour: Diversity-Party für Rechtsextreme
Wieder mal könnten unsere französischen Nachbarn ein Stück weiter Richtung
politischer Dystopie rücken. Dafür muss Zemmour nicht mal gewählt werden.
Präsidentschaftskandidatur in Frankreich: Eine Frau, die macht
Die Exministerin Pécresse tritt als erste Frau für die Konservativen zur
Präsidentschaftswahl an. Sie will „Macrons schlimmster Albtraum werden“.
Rechter Zemmour erklärt Kandidatur: Provokateur will in den Élysée
Der rechtsradikale Publizist Eric Zemmour hat seine Kandidatur zur
Präsidentschaftswahl in Frankreich angekündigt. Seine Chancen sind klein.
Wahlkampfauftakt in Frankreich: Rechte Mobilmachung
Beim Wahlkampfauftakt ihrer Partei betont Marine Le Pen, Präsidentin
Frankreichs werden zu wollen. Doch ihr droht Gefahr – von weiter rechts
Präsidentenwahl in Frankreich 2022: Michel Barnier will es wissen
Der konservative frühere Außenminister war Chefunterhändler bei den
Brexit-Verhandlungen. Nun will er französischer Staatspräsident werden.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.