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# taz.de -- Protest gegen Coronapolitik: Die Gelbwesten lassen grüßen
> In Paris haben die Behörden einen Konvoi von Kritiker*innen der
> Corona-Auflagen gestoppt. Am Montag soll der Protest in Brüssel
> weitergehen.
Bild: Die Polizei griff hart durch: die Innenstadt von Paris am Samstag
Paris taz/afp | Die angekündigte „Invasion“ der französischen Hauptstadt
fand nicht statt. Nach [1][kanadischem Vorbild] wollten Gegner*innen der
pandemiebedingten Freiheitsbeschränkungen am Wochenende Paris blockieren.
Aus verschiedenen Richtungen hatten sich im ganzen Land bereits Mitte der
Woche „Konvois der Freiheit“ mit Lkw, Pkw und Mobilhomes Richtung Paris auf
den Weg gemacht. Den meisten gelang es wegen eines großen Polizeiaufgebots
jedoch nicht, den Innenstadtbereich zu erreichen.
Nur wenige Teilnehmer*innen eines motorisierten Protestzugs schafften
es am Samstag, im Südosten von Paris bis zur Porte de Charenton zu fahren,
wo ihr Weg dann aber vor den Polizeischranken endete. Einmal mehr erwies es
sich für die Ordnungskräfte praktisch, mit der Ringautobahn Périphérique so
etwas wie eine gegen Belagerungen leicht zu verteidigende Stadtmauer zu
haben.
Andere Protestierende dagegen erschienen zu Fuß und mit hupenden
Privatautos im Pariser Zentrum, um auf den Champs-Élysées triumphierend
Trikolore-Fahnen zu schwenken, „Liberté, liberté!“ (Freiheit) zu rufen und
Schilder zu zeigen, auf denen ein Ende von Restriktionen wie Impfpass- und
Schutzmaskenpflicht verlangt wurde. Sie konnten indes nicht mit Toleranz
seitens der Behörden rechnen, die jegliche Kundgebung auf den Champ-Élysées
verboten hatten. Aus Angst vor gewaltsamen Zwischenfällen wie zu Beginn der
Protestwelle der sogenannten Gilets jaune (Gelbwesten) 2018 waren 7.200
Polizeibeamte und Mitglieder der Gendarmerie aufgeboten worden. Vor dem
Triumphbogen waren gepanzerte Fahrzeuge in Stellung gebracht worden.
Die Demonstration wurde denn auch entschlossen aufgelöst: Wer Widerstand
leistete, wurde – wie auch einige unbeteiligte Touristen oder Neugierige –
ausgiebig mit Tränengas vertrieben. 97 Personen wurden festgenommen und
mehr als 500 Personen müssen mit Geldstrafen wegen unerlaubten
Demonstrierens rechnen. Auf einem Video ist zudem zu sehen, wie ein
Polizist den Fahrer eines Fahrzeugs mit seiner Dienstwaffe bedroht.
Am Sonntag machten sich mehrere hundert Teilnehmer des Protestkonvois, die
es nicht ins Stadtzentrum geschafft hatten, auf den Weg nach Brüssel. Fast
450 Fahrzeuge verließen nach Polizeiangaben die Ringautobahn sowie den Bois
de Boulogne im Westen von Paris. In Brüssel wollen am Montag trotz eines
behördlichen Verbots Impfgegner aus mehreren europäischen Ländern gegen
Corona-Auflagen demonstrieren.
## Personelle Überschneidungen mit Gelbwesten
In Frankreich hatten Medien befürchtet, der Protest werde der
Gelbwesten-Bewegung neuen Schwung geben. Wie diese hegen auch die
Kritiker*innen der vermeintlich „repressiven“ Pandemiepolitik einen
Groll gegen die „Eliten“ und speziell gegen Präsident Emmanuel Macron. In
den Reihen der Unterstützer*innen der Konvois finden sich viele
Ehemalige der Gelbwesten-Bewegung. Einer von deren Wortführern, Jérôme
Rodrigues, der bei einem Polizeieinsatz ein Auge verloren hatte, wurde am
Samstag auf dem Weg zu den Champs-Élysées präventiv festgenommen.
Vor dem Hintergrund der [2][Präsidentschaftswahl im April] haben sich
rechtsextreme Kandidaten wie Eric Zemmour, Marine Le Pen und Florian
Philippot mit dem Konvoi-Protest solidarisiert. „Ich schlage eine Senkung
der Mehrwertsteuer auf Treibstoffe vor, Macron dagegen fährt mit
Panzerfahrzeugen vor“, kommentierte Le Pen.
Auch die linke „France insoumise“ unterstützt Forderungen der
Protestierenden. Ihr Kandidat Jean-Luc Mélenchon erklärte: „Ich kann diese
Leute nur unterstützten, die ähnliche Forderungen haben wie ich, eine
Senkung der Treibstoffpreise, Kaufkrafterhöhung und ein Ende des
Impfpasses.“ Der Grüne Yannick Jadot zeigte dagegen angesichts der zwei
Wochen langen Blockade im kanadischen Ottawa Verständnis für die Behörden:
„Der Staat kann nicht zulassen, dass Paris blockiert wird.“
Die „Freiheitskonvois“ finden auch in anderen Ländern Nachahmer. In
Österreich zogen Tausende Gegner der Coronabeschränkungen am Freitag trotz
eines Verbots mit einem Autokorso durch Wien. Im niederländischen Den Haag
blockierten am Samstag Hunderte Personen die Innenstadt. In den USA haben
Unterstützer der kanadischen Protestbewegung einen „Volkskonvoi“ in der
Nähe von Los Angeles für Anfang März angekündigt.
13 Feb 2022
## LINKS
[1] /LKW-Fahrer-protestieren-in-Kanada/!5834529
[2] /Praesidentschaftswahl-in-Frankreich/!5824979
## AUTOREN
Rudolf Balmer
## TAGS
Schwerpunkt Frankreich
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