| # taz.de -- Gruppe Memorial droht das Verbot: Vom Ende der Erinnerung | |
| > Eine Gruppe Menschenrechtler stört die historischen Legenden des | |
| > russischen Präsidenten. Nun soll Memorial mundtot gemacht werden. | |
| Bild: Protest mit Mundschutz | |
| In Windeseile wird gehämmert und gebohrt. Bis zur Gerichtsverhandlung gegen | |
| Memorial in dieser Woche soll die Ausstellung fertig sein. Das hat einen | |
| einfachen Grund: Die Schau ist dem Prozess gegen die | |
| Menschenrechtsorganisation selbst gewidmet. Memorial droht die Auflösung. | |
| Am Donnerstag beginnt der Prozess gegen Memorials | |
| Menschenrechtsorganisation. Das Verfahren gegen [1][Memorial | |
| International], ein Netzwerk, dessen Fäden weit über Russland | |
| hinausreichen, wird an diesem Dienstag fortgesetzt. Ein Urteil ist nicht | |
| ausgeschlossen. | |
| Dutzende Künstler haben die Atmosphäre der vorangegangenen Verfahren gegen | |
| die beiden verschwisterten Organisationen eingefangen. „Euer Porträt, eure | |
| Ehren“, so heißt die Schau. Nur das Moskauer Stadtgericht, wo das Verfahren | |
| gegen die russische Menschenrechtsorganisation verbreitet wird, hat | |
| Beobachter zugelassen. Das oberste Gericht Russlands, das gegen Memorial | |
| International tagt, nicht. Die Künstler konnten nur auf der Straße vor dem | |
| Gebäude ihre Eindrücke sammeln. | |
| Es sind allesamt Zeichnungen, keine Fotografien. Die Bilder zeigen Szenen | |
| der Verhandlungen, Reaktionen der Besucher und Richter. Das Hämmern und | |
| Bohren geht weiter, die Zeit drängt. Noch muss die Ausstellung zum | |
| hundertsten Geburtstag von [2][Andrej Sacharow] abgebaut und verpackt | |
| werden. Sacharow, der Friedensnobelpreisträger, Verbannter und Dissident | |
| war der erste Vorsitzende der Bewegung Memorial Ende der 1980er Jahre. | |
| „Mit einem Sieg der Vernunft rechne ich nicht mehr“, sagt [3][Irina | |
| Schtscherbakowa]. Sie ist Mitbegründerin der Organisation. „Vielleicht | |
| werden die Verfahren vertagt, bis die Empörung abflaut. Und dann fällt das | |
| Urteil“, meint sie. Aufgeben möchte Schtscherbakowa deswegen aber nicht. | |
| Darin seien sich alle Mitarbeiter einig. | |
| ## Die Stalin-Zeit aufarbeiten | |
| Fast jede russische Familie hat in der Sowjetzeit persönliches Leid | |
| erlebt. Als Memorial die Arbeit aufnahm, waren schon in allen größeren | |
| Städten des Riesenreichs eigene Organisationen gegründet worden, die dem | |
| Schicksal verhafteter und verschollener Angehöriger nachgingen. Auf der | |
| Gründungskonferenz im Haus der Kultur des Moskauer Luftfahrtinstituts | |
| nahmen im Januar 1989 462 Delegierte teil. Sie vertraten 250 Organisationen | |
| und Gruppen aus 103 Städten. | |
| Dreißig Jahre sind seitdem vergangen. Memorials Haus im Karetnij Rjad steht | |
| im Moskauer Zentrum. Es ist ein imposantes Gebäude, das der Organisation | |
| seit 2011 gehört. Doch Memorial ist längst keine Massenbewegung mehr, so | |
| wie gegen Ende des Kommunismus. „Die Menschen fühlen sich heute ohne diese | |
| Themen wohl“, sagt Irina Golkowa, die das Museum im Keller leitet. Sie, die | |
| zur jüngeren Generation zählt, sagt das ohne Anklage. Nach Umfragen kennen | |
| nur noch etwa 5 Prozent der russischen Bevölkerung die Organisation. | |
| Die Aufarbeitung der Stalinzeit wird ergänzt vom Menschenrechtszentrum, das | |
| sich um Rechte politischer Gefangener, der LGBTI-Gemeinde und ethnischer | |
| Minderheiten kümmert. Dessen Arbeit in Tschetschenien und im Nordkaukasus | |
| wurde vom Geheimdienst immer aufmerksam verfolgt. | |
| Die Arbeit Memorials war dem Staat unter Präsident Wladimir Putin seit | |
| seiner Amtsübernahme vor 21 Jahren schon immer ein Dorn im Auge. | |
| Sicherheitsapparat und Geheimdienst beherrschen Russland. Sie wollen sich | |
| zu keiner historischen Schuld bekennen, noch ihr Bild eintrüben lassen. | |
| Vielmehr begreifen sie sich in der Nachfolge Josef Stalins, auch wenn | |
| Wladimir Putin Stalin öffentlich nicht glorifiziert. Die staatliche | |
| Rhetorik habe sich unmerklich verschoben, sagt Irina Golkowa. Anfang der | |
| 2000er Jahre wäre eine solche Entwicklung nicht denkbar gewesen, meint sie. | |
| Putin hält sich mit öffentlichen Äußerungen gegen Memorial zurück und | |
| überlässt dem Pressesprecher des Kremls die Bewertung: Memorial verstoße | |
| gegen das Gesetz, dem müsse ein Ende gesetzt werden, meinte Pressechef | |
| Dmitri Peskow. In den Medien wird von der Arbeit der | |
| Nichtregierungsorganisation nicht mehr berichtet. Memorial wird einfach | |
| totgeschwiegen. | |
| ## Menschenrechtler als „ausländische Agenten“ | |
| Begründet werden die beiden Verfahren damit, dass auf älteren Papieren und | |
| Büchern von Memorial der Vermerk fehlt, nach dem es sich bei der | |
| Organisation um einen „[4][ausländischen Agenten]“ handele. Das | |
| „Agentengesetz“ existiert seit 2012, eine Verschärfung wurde später | |
| verfügt. Inzwischen stehen mehr als 145 Nichtregierungsorganiationen auf | |
| der Liste des russischen Justizministeriums für „ausländische Agenten“. | |
| Um zu einem „Agenten“ gestempelt zu werden, ist der Erhalt ausländischer | |
| Gelder das entscheidende Kriterium. Aber auch russische Geldgeber sind | |
| nicht erwünscht, wenn sie den Bereich Menschenrechte, die Beschäftigung mit | |
| der totalitären Vergangenheit oder ökologische Fragen unterstützen. Kurzum: | |
| überall dort, wo sie in Widerspruch mit der staatlichen Politik geraten. | |
| Seit dem Jahr 2019 ist Memorial zwanzigmal verklagt worden. Rund 6 | |
| Millionen Rubel – umgerechnet 70.000 Euro – Strafe mussten in den Verfahren | |
| gezahlt werden. Der Großteil der Gelder stammt aus privaten Spenden. „Die | |
| moralische Unterstützung ist wichtig. Die Menschen halten unsere Arbeit für | |
| wichtig, sie spenden, damit wir weitermachen können“, sagt Irina Golkowa. | |
| Das ohrenbetäubende Klopfen, Hämmern und Bohren, das von den | |
| Ausstellungsräumen bis zum Flur hallt, klingt fast wie ein Protest. Von | |
| Niedergeschlagenheit, Ergebenheit gar kann tatsächlich keine Rede sein. | |
| „Wir geben nicht auf, wir lassen uns nicht einschüchtern“, sagt Irina | |
| Golkowa leise. | |
| „Wir dürfen uns nicht einschüchtern und einfach beerdigen lassen“, meint | |
| auch Alexander Tscherkassow, der das Menschenrechtszentrum und die Arbeit | |
| mit den politischen Gefangenen leitet. Tscherkassow ist müde, er hat gerade | |
| westliche Botschafter getroffen. Der Versammlungsort sei die ganze Zeit von | |
| Sicherheitskräften in Zivil überwacht worden, berichtet er. „Wir geben | |
| nicht auf“, wiederholt er, aber es klingt ein wenig so, als müsse er sich | |
| selbst Mut machen. Die Vorwürfe gegen das Menschenrechtszentrum wiegen | |
| schwerer als nur der Spionagevorwurf: Es soll „terroristische und | |
| extremistische“ Gruppierungen unterstützt haben. | |
| Tscherkassow erzählt von einem Verfahren gegen Angehörige der berüchtigten | |
| russischen Söldnergruppe namens Wagner. Sie sollen im Syrienkrieg einen | |
| Gegner verstümmelt und anschließend verbrannt haben. Der Prozess sei nicht | |
| zustande gekommen, berichtet Tscherkassow. Eine andere Geschichte dreht | |
| sich um einen bedrohten Turkmenen, der sich inzwischen in der Türkei in | |
| Sicherheit befindet. Memorial kostete der Fall 300.000 Rubel, umgerechnet | |
| 3.800 Euro, denn in einem Schreiben fehlte der verpflichtende Vermerk des | |
| „ausländischen Agenten“. Immerhin konnte der Geflüchtete gerettet werden. | |
| Solche Nadelstiche kosten eine Menge Geld, klagt Alexander Tscherkassow. | |
| Besonders ärgerlich sei die Auflage, viermal im Jahr einen umfangreichen | |
| Rechenschaftsbericht einreichen zu müssen. | |
| In Tscherkassows Büro hängt ein großes Porträt [5][Natalja Estimirowas]. | |
| Sie war die Leiterin des Memorial-Büros in Grosny, als sie im Juli 2009 von | |
| Häschern des tschetschenischen Republikchefs in der Nachbarrepublik | |
| ermordet wurde. Estemirowas Nachfolger wurde [6][Ujub Titijew], der wegen | |
| vermeintlichen Marihuanabesitzes vor ein tschetschenisches Gericht kam. Das | |
| Verfahren war eine Farce. Kurz nach dem Urteil konnte Titijew die Republik | |
| jedoch verlassen. | |
| „Für die Zivilgesellschaft bedeutet das Vorgehen zurzeit einen riesigen | |
| Verlust. Alle Widerspenstigen sollen restlos eingeschüchtert und | |
| verängstigt werden“, meint Tscherkassow. Selbst die Klageschriften seien | |
| fehlerhaft und schlecht vorbereitet. Offensichtlich wolle man damit | |
| deutlich machen: Man gibt sich keine Mühe. Das Verbot Memorials käme | |
| ohnehin, sagt Tscherkassow. | |
| Tschetschenien und der Nordkaukasus spielten für die Menschenrechtler von | |
| Beginn an eine wichtige Rolle. Beim Ausbruch des ersten | |
| Tschetschenienkriegs im Dezember 1994 schickte Memorial seine Leute in den | |
| Kaukasus. Unter ihnen war auch [7][Sergej Kowaljow], der in der Duma als | |
| Abgeordneter saß. Er verbrachte mehrere Tage mit Tschetschenen in Kellern | |
| der Stadt. Ein Foto zeigt ihn vor dem zerschossenen Palast im Stadtzentrum | |
| Grosnys, wo sich die tschetschenische Führung verschanzt hatte. Sergej | |
| Kowaljow war Dissident, im August ist er gestorben. | |
| Gegenüber von Tscherkassows Büro erinnert eine Pinnwand an die Rolle des | |
| Gründungs- und Vorstandsmitglieds von Memorial. Ein SchwarzWeiß-Foto zeigt | |
| den Biologen vor dem umkämpften Gerippe des Präsidentenpalasts. | |
| Auf der Buchmesse schräg gegenüber dem Kreml ist der Stand Memorials in der | |
| letzten Woche sehr gut besucht. Eine Traube junger Leute drängt sich um | |
| Bücher über stalinistische Repressionen und Zeichnungen aus dem Lagerwesen | |
| des Gulags. Auf einem Schild steht zur Erklärung des „ausländischen | |
| Spions“, Memorial sei eine „russische juristische Person, die die Funktion | |
| eines Agenten erfüllt“. Es wirkt hier wie eine Mischung aus Farce und | |
| Ironie. | |
| Auch im Hauptquartier von Memorial, im Karetny Rjad, tauchen in den letzten | |
| Tagen viele Besucher auf. Sie sprechen den Mitarbeitern Mut zu. Im Internet | |
| kann eine Petition für die Menschenrechtsorganisation unterschrieben | |
| werden. Mehr als 120.000 Menschen haben sie bisher mit ihrem Namen | |
| unterzeichnet. | |
| ## Die Geschichte retten – trotz des drohenden Verbots | |
| Viele Menschen haben sich dazu entschlossen, Unterlagen und | |
| Erinnerungsstücke aus dem Gulag an Memorial zu übergeben. Sie vertrauen | |
| darauf, dass die Gruppe trotz ihrer Verfolgung einen Weg finden wird, um | |
| die Geschichte zu retten, meint eine Archivarin der Organisation. | |
| Darauf hofft auch die ältere Dame in brauner Pelzjacke mit passender | |
| Kopfbedeckung, die sich im Keller unter die Besucher einer Ausstellung über | |
| Frauen im Gulag mischt. Auch sie hat ein kleines Album mitgebracht, das sie | |
| aus einer Plastiktüte hervorholt und herumzeigt. Ihr Vater saß im Lager, | |
| erzählt sie, 70 Jahre müsste das her sein. So lange haben viele Familien | |
| dazu geschwiegen und erdrückende Erinnerung mit sich herumgetragen. Die | |
| Übergabe des Albums an das Archiv ist auch eine Befreiung. Die ältere Frau | |
| möchte jedoch ihren Namen nicht nennen. Die Söhne seien Ärzte, meint sie. | |
| Alle wissen, was sie damit sagen will. Die Angst ist wieder zurück. | |
| Viele Menschen reagieren ähnlich. Sie fragen hastig, als gäbe es sonst | |
| keine Gelegenheit mehr, um die Wahrheit zu erfahren. | |
| Mitarbeiter gehen davon aus, dass Erinnerungsarbeit auch nach einem Verbot | |
| weiterlaufen kann. Nur schwieriger, komplizierter, unbequemer und vor allem | |
| langsamer könnte es werden, fürchten die meisten. | |
| „Die Staatsmacht hat immer Recht“, fasste Arsenij Roginsky, ehemaliger | |
| Vorsitzender Memorials, die Erfahrungen mit dem Sowjetstaat zusammen. Auch | |
| er hat einige Jahre in einem Lager gesessen. An dem fragilen Verhältnis von | |
| Staat und Recht, daran hat sich auch nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion | |
| nichts wirklich verändert. Wie sollte es auch, wenn Geheimdienste und | |
| Sicherheitskräfte die Geschäfte bestimmen. | |
| Im Oktober führte Memorial in Moskau den Film „Red Secrets – Im Fadenkreuz | |
| Stalins“ von [8][Agnieszka Holland] vor. Es geht darin um die verordnete | |
| Hungersnot in der Ukraine in den 1930er Jahren, Holodomor genannt. | |
| Maskierte Männer drangen in den Saal vor und verhinderten die | |
| Filmvorführung. Es waren Vertreter der NOD, der Nationalen | |
| Befreiungsbewegung, eines faschistoiden Haufens, der sich häufig vor den | |
| Karren der Staatsmacht spannen lässt. Als Provokateure, die dem | |
| Oppositionellen [9][Alexej Nawalny] eine ätzende Tinktur in die Augen | |
| kippten, machten sie vor einigen Jahren auf sich aufmerksam. | |
| Die Täter bei der Filmvorführung waren bekannt, strafrechtlich belangt | |
| wurden sie jedoch nicht. Es wiederholt sich ein immer gleiches Schema: die | |
| Störer können unbehelligt abziehen, stattdessen werden die Zuschauer von | |
| der Polizei stundenlang verhört. Auch später werden die Eindringlinge nicht | |
| verfolgt, obwohl Memorials Anwälte Anzeige erstattet haben. Für solche | |
| Fälle hat die Organisation nun eine massive rote Metallsperre im | |
| Treppenhaus einbauen lassen. | |
| Memorial hat in der Endphase des kommunistischen Regimes mit der | |
| Aufarbeitung der Terrorerfahrungen begonnen. Millionen Menschen hatten | |
| Jahre im Lager verbracht oder wurden von den Henkern des Systems | |
| hingerichtet. Versuche von Historikern, Namen willfähriger Scharfrichter | |
| offenzulegen, scheitern in den meisten Fällen bis heute. Der Geheimdienst | |
| deckt Täter aus den eigenen Reihen. Ihre Namen ruhen weiterhin unzugänglich | |
| in den Archiven. Der ehemalige KGB, heute FSB, ist eine riesige | |
| Korporation, die alles verschluckt, auch millionenfaches Unrecht. | |
| ## Wie Geschichte frisiert wird | |
| Die ideologische Gegenoffensive läuft seit Jahren. Die Gedenkstätte | |
| [10][Perm-36 Gulag] im Ural wurde schon 2014 geschleift. Vorher war es um | |
| die Erinnerung in der erst 1987 geschlossenen Anstalt gegangen. Perm-36 ist | |
| ein Lehrstück, wie das System Putin Gesetz und Recht instrumentalisiert. | |
| Das Lager ist als einzige „Besserungsanstalt“ des Gulags erhalten | |
| geblieben. Die alte Direktorin wurde gegen einen flammenden Putin-Anhänger | |
| ausgetauscht. Geschichte wird nicht mehr nur geschönt, sie wird einfach neu | |
| erfunden. Den ehemaligen Ausstellungsmachern wurde eine Verherrlichung von | |
| Faschisten unterstellt. | |
| Einer der prominentesten Insassen dieses Lagers war der Menschenrechtler | |
| Sergei Kowaljow. Wer sich dem totalitären System widersetzte, sei damals | |
| pauschal zum „Faschisten“ erklärt worden, sagte er. Und wieder sei | |
| Faschist, wer sich dem Kreml nicht beuge, meinte Kowaljow beim Ausbruch des | |
| Ukrainekriegs. | |
| Inzwischen können Opfer zwar auf ihr Schicksal aufmerksam machen. Sie | |
| bleiben aber Opfer ohne Täter. Die Erinnerung an den Stalinismus spielt in | |
| Russland kaum noch eine Rolle. „Vielleicht noch in Kreisen der | |
| Intelligenzija“, vermuten ehemalige Dissidenten. | |
| Auffälligstes Charakteristikum des Stalinismus war der Terror als | |
| universales Mittel zur Lösung politischer und sozialer Aufgaben. In | |
| abgeschwächter Form erfährt dieser Terror in der Auseinandersetzung mit | |
| kritischen oppositionellen Stimmen eine Wiederbelebung. Die Gesellschaft | |
| wirkt zunehmend gleichgeschaltet. | |
| Der sowjetische Terror fiel durch eine Besonderheit auf: Opfer und Täter | |
| ließen sich nur schwer voneinander trennen. Vorsitzende der Parteikomitees | |
| waren im Sommer 1937 meist Mitglieder der „Troikas“, die Todesurteile am | |
| Fließband unterschrieben. Knapp ein Jahr später war die Hälfte von ihnen | |
| selbst schon Erschießungen zum Opfer gefallen. Die Trennung von Opfern und | |
| Tätern fällt in Polen oder der Ukraine leichter. | |
| „In der Erinnerung an den Terror fällt die Verteilung der Hauptrollen | |
| schwer, wir können nicht entscheiden, wer,wir' und,die anderen' sind“, | |
| schreibt Arsenij Roginskij in seinen Erinnerungen. Wichtigstes Hindernis | |
| für eine funktionierende Erinnerung an den Terror sei die Unmöglichkeit, | |
| das Böse einfach abzuspalten, meint der Historiker. | |
| „Wir sind Memorial“, steht auf der schwarzen Coronamaske der | |
| Menschenrechtler. | |
| 13 Dec 2021 | |
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