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# taz.de -- Thiamethoxam-Nutzung abgelehnt: Imker stoppen Bienenkillerpestizid
> Auf Druck von Umweltschützern endet ein Ökoskandal: Ein für Bienen
> gefährliches Pestizid darf bald in Deutschland nicht mehr eingesetzt
> werden.
Bild: Bienenvolk mit einer Königin auf einer Wabe
Mit guten Argumenten können bis dato unbekannte UmweltschützerInnen auch
Siege über die mächtige Chemie- und Zuckerindustrie erringen. Das haben
gerade der Imker Matthias Rühl und seine Mitstreiter aus Franken bewiesen.
Sie haben binnen kurzer Zeit so viel öffentlichen Druck aufgebaut, dass das
Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) nun einen
[1][Antrag der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker abgelehnt] hat. Der
Verband wollte, dass deutsche Zuckerrübenbauern auch 2022 das von der EU
wegen Risiken für Bienen im Freiland verbotene [2][Pestizid] Thiamethoxam
nutzen dürfen.
Offiziell wies das BVL den Antrag auf eine Ausnahme vom EU-Verbot natürlich
nicht wegen des Protests der Umweltschützer zurück, sondern weil es dieses
Jahr weniger Blattläuse gab, die eine für Zuckerrüben tödliche Krankheit
übertragen. Diesen Blattläusen macht Thiamethoxam den Garaus. Aber das BVL
hat einen Ermessensspielraum. Dieses Mal hat es ihn im Sinne der Natur
genutzt. Kurz vorher hatten Rühl und seine KollegInnen nachgewiesen, dass
sich [3][das Gift in Teilen Frankens unkontrolliert verbreitet hat]. Sie
fanden es in Wasser und Pflanzen. Sie belegten auch, dass sich einige
Bauern nicht an Auflagen hielten, die das Pestizid auf die Felder begrenzen
sollten. Nachdem die taz darüber berichtet hatte, griffen andere Medien wie
Spiegel Online und die Zeit den Skandal auf.
Skandalös ist auch, dass das BVL unter der Ägide von
[4][CDU-Agrarministerin Julia Klöckner] vergangenes Jahr Thiamethoxam
freigegeben hatte. Denn die EU hat das Pestizid aus der Gruppe der
Neonikotinoide ja nicht ohne Grund 2018 im Freiland untersagt. Mehrere
Studien hatten gezeigt, dass praxisübliche Mengen dieser Pestizide Bienen
schädigen. Auch andere Insekten und Wasserorganismen sind betroffen.. Da
immer mehr Insektenarten aussterben, wollte die EU das nicht länger
hinnehmen.
Die Zuckerrübenbranche klagt nun, dass sie nichts gegen die infektiösen
Blattläuse unternehmen könne. Das stimmt so nicht. Biobauern beweisen
tagtäglich, dass sich die Rüben auch ohne solche Chemiekeulen anbauen
lassen. Gut, sie ernten weniger pro Hektar. Aber etwas weniger Zucker zu
essen wäre sowieso nicht schlecht.
13 Nov 2021
## LINKS
[1] /Zuckerruebenbauern-wollten-Pestizid/!5815032
[2] /Schwerpunkt-Pestizide/!t5008935
[3] /Nach-Notfallzulassung-eines-Pestizids/!5799734
[4] /Julia-Kloeckner/!t5027035
## AUTOREN
Jost Maurin
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Kolumne Grandios geglückt
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