# taz.de -- Schreddern von neuen Schuhen: Eine vermeidbare Umweltbelastung | |
> Das Projekt „Sneakerjagd“ zeigt, dass Sportartikelhersteller wie Nike | |
> neue Sneaker zerschreddern. Möglich war die Nachverfolgung durch | |
> GPS-Tracker. | |
Bild: Neue Sneaker von Nike in einem Laden | |
Nike und andere Sportartikelhersteller zerschreddern Neuware, behauptet das | |
[1][Rechercheprojekt „Sneakerjagd“]. An dem Projekt beteiligt sind | |
Jounalist*innen von NDR, Zeit und dem Recherche-Start-up Flip. Der | |
Konzern Nike wirbt damit, bereits getragene Sneaker einzusammeln und diese | |
nachhaltig zu verwerten. Das Rechercheteam hatte erst alte Sneaker von | |
Prominenten wie Jan Delay und Kevin Kühnert mit GPS-Trackern verwanzt. Die | |
Journalist*innen wollten herausfinden, wo die Schuhe landen, wenn sie | |
entsorgt werden. | |
Deshalb brachte Komikerin Carolin Kebekus ihre weiß-grauen Schuhe zu einem | |
Nike Store und warf sie dort in eine Recyclingbox. Auf der Box stand: | |
„Warum seine alten Schuhe zu Hause sammeln? Spenden Sie, wir machen daraus | |
Nike Grind.“ Nike Grind ist ein Material, aus dem Sportbelag oder | |
Bekleidung entsteht. Dank des GPS-Signals konnten die Journalist*innen | |
nachvollziehen, wo die Schuhe von Kebekus gelandet sind: auf einem | |
Fabrikgelände in Belgien, auf dem Schuhe geschreddert werden. | |
Laut einem Reporter des Rechercheteams sind dort auch „Berge von nagelneuen | |
Schuhen“ zu sehen. Darunter seien auch Schuhe der Firma Nike. Die schreibt: | |
„Ungetragene und makellose Artikel werden zum Weiterverkauf in die Regale | |
zurückgestellt.“ Hier stimmt doch was nicht. | |
Das Team beobachtete außerdem Arbeiter*innen, die Füllpapier aus Schuhen | |
herausholten. So festigt sich die Vermutung, dass nicht nur ausgelatschte | |
Schuhe in der Fabrik verarbeitet werden. Dem Verdacht folgend kaufte das | |
Rechercheteam ein neues Paar Nikes, um dieses mit einem GPS-Sender | |
ausgestattet zurückzugeben. Auch das ungetragene Paar Schuhe landet in der | |
Schredderanlage in Belgien. | |
Das Alternativszenario, dass Sneakerbesitzer*innen ihre alten Schuhe | |
vor Rückgabe noch schnell mit Füllpapier stopfen: eher unwahrscheinlich. | |
Auch „Berge von nagelneuen Schuhen“ scheinen ein eindeutiges Indiz zu sein. | |
Die Behauptung der Firma, dass ungetragene Neuware in die Regale | |
zurückkommt, ist zweifelhaft. | |
Es handelt sich bei dem Berg zwar um den Neuabfall der gesamten | |
Sportartikelbranche, doch ist das mit dem GPS-Sender versehene Paar Nikes | |
auch im Schredder gelandet. [2][Das Zerschreddern von Neuware] wäre der | |
traurige Höhepunkt an vermeidbarer Umweltbelastung. Greenwashingkampagnen | |
der Sportartikelhersteller wirken vor diesem Hintergrund ironischer denn | |
je. | |
12 Nov 2021 | |
## LINKS | |
[1] https://sneakerjagd.letsflip.de/ | |
[2] /Retouren-im-Online-Handel/!5628733 | |
## AUTOREN | |
Enno Schöningh | |
## TAGS | |
IG | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
Recherche | |
Olympische Winterspiele 2022 | |
Start-Up | |
Feinstaub | |
Umweltverschmutzung | |
IG | |
Upcycling | |
Müll | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Größter Sportartikelhersteller in China: Mit Patriotismus zur Weltmarke | |
Einst galt Anta Sports als uncool. Nun aber profitiert der Ausstatter des | |
IOC und des chinesischen Teams von Chinas Boykott westlicher Konkurrenten. | |
Journalistisches Start-up Flip: Funktioniert das auch? | |
Das journalistische Start-up Flip prüft, ob Unternehmen das halten, was sie | |
versprechen. Ihr bisher größtes Projekt ist die „Sneakerjagd“. | |
Luftverschmutzung in Europa: Feinstaub als Gesundheitsrisiko | |
Der Kampf gegen Luftverschmutzung in Europa ist noch nicht zu Ende. Viele | |
EU-Länder überschreiten weiterhin die Grenzwerte. | |
Umweltaktivistin über Klimawandel: „Früher wurden wir belächelt“ | |
Ziviler Ungehorsam ist okay, findet Cécile Lecomte. Er müsse aber abgewogen | |
werden, wer durch welche Aktion eingeschränkt wird. | |
Wachsender Berg an Elektronikschrott: Es könnte viel weniger sein | |
Die Menge an Elektro-Abfällen wächst. Die EU setzt nun auf einheitliche | |
Ladekabel – ein kleiner Schritt. Nötig ist ein radikaler Wandel zu mehr | |
Langlebigkeit. | |
Upcycling in der Mode: Des Kaisers alte Kleider | |
Berlin wird zur Hauptstadt für Upcyclingmode. Hier kommen die | |
Macher:innen zuverlässig an Nachschub ihres Rohstoffs: Kleidermüll. | |
Illegaler Müllberg bei Hamburg: Er wächst und wächst | |
In Norderstedt sorgt ein illegaler Müllberg für Streit. Der Verursacher ist | |
abgetaucht, während Stadt und Land weiter um die Zuständigkeit streiten. |