| # taz.de -- Die Klimakonferenz und die Ampel: Jenseits der Komfortzone | |
| > Will die neue Regierung das Klima ernst nehmen, muss sie unpopuläre | |
| > Entscheidungen treffen. Ein grün gefärbtes Weiter-so reicht da nicht. | |
| Bild: Last Call: Deligierter der Klimakonferenz in Glasgow schaut auf einen Bil… | |
| Die neuen Zahlen zu den Klimaversprechen der Länder, die auf dem | |
| [1][UN-Gipfel] präsentiert wurden, lassen zwei Schlüsse zu: Für eine | |
| Chance, die weltweite Erderhitzung bei 1,5 Grad zu regulieren, muss | |
| drastischer Klimaschutz sofort beginnen. Und: Ehrgeizige Ziele in 30 Jahren | |
| nutzen uns nichts, wenn wir nicht jetzt den Weg dahin festlegen. | |
| Das aber wird nur funktionieren, wenn wir die Komfortzone verlassen. Wir | |
| haben 30 Jahre versäumt. Jetzt steht ein Crashkurs an. Und das werden wir | |
| merken – nicht, indem wir alle verarmen oder verzweifeln, aber indem wir | |
| unsere Gewohnheiten im Verkehr, in der Industrie, der Landwirtschaft und so | |
| weiter grundsätzlich ändern. Wir kennen die Pfade, aber sind zu bequem, sie | |
| auch einzuschlagen. | |
| Was uns direkt zu den [2][aktuellen Koalitionsverhandlungen] führt. Da | |
| wehren sich vor allem FDP und Teile der SPD dagegen, eben das zu tun: die | |
| Komfortzone zu verlassen. Denn das hieße, harte Entscheidungen zu treffen | |
| und unpopuläre Debatten auszuhalten. Aus Glasgower Sicht gilt es, das zu | |
| tun, was die Zahlen und unsere 30 Jahre Trödelei verlangen. | |
| Mit ein bisschen grün angestrichenem Weiter-so ist das nicht getan, das | |
| kann man auf dem UN-Gipfel sehen. Wenn sich die Beharrungskräfte in einer | |
| Ampelregierung durchsetzen und nur der kleinste gemeinsame Nenner möglich | |
| ist, wird Deutschland den Weg in den klimaneutralen Wohlstand nicht finden. | |
| Was nötig ist, kann man Mut nennen oder Einsicht in die Notwendigkeit oder | |
| eine Vision oder einen großen Wurf. Man kann auch daran erinnern, wie sich | |
| [3][Olaf Scholz im Wahlkampf als Klimakanzler] geriert hat. | |
| Das ist alles zweitrangig. Wichtig und richtig bleibt: Eine klimagerechte | |
| Zukunft kommt nicht von allein. Wer sie jetzt nicht festschreibt, weil er | |
| im Schlafwagen zum Klimaschutz will, der rollt aufs Abstellgleis. Und wer | |
| zu bequem ist, um seine Komfortzone beim CO2-Preis, Erneuerbaren-Ausbau, | |
| bei modernen Gebäuden, zukunftsfähiger Industrie und all dem zu verlassen, | |
| der führt uns alle dahin, wo niemand sein will: jenseits der Komfortzone | |
| von 1,5 Grad Celsius. | |
| 9 Nov 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Bernhard Pötter | |
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