| # taz.de -- Umstrittene Wahl des Bürgermeisters: Ganz große Koalition in Pank… | |
| > Die Linke regiert, aber SPD und CDU prägen die Verkehrs- und Baupolitik | |
| > in Berlins größtem Bezirk – ganz im Sinne von Franziska Giffey. | |
| Bild: Erneut gewählt und vereidigt: Sören Benn | |
| Berlin taz | Sören Benn hat es geschafft: Der Linkenpolitiker wurde am | |
| Dienstag als Bürgermeister des Bezirks Pankow erneut vereidigt. Auch die | |
| fünf Stadträte sind nun im Amt, darunter die Grüne Cordelia Koch als seine | |
| Stellvertreterin, die für Soziales und Gesundheit zuständig ist. | |
| Vorausgegangen [1][waren turbulente Tage], nachdem Benn am Donnerstagabend | |
| in der konstituierenden Sitzung des Bezirksparlaments im ersten Wahlgang | |
| möglicherweise – die Abstimmung war geheim – [2][nur dank der Stimmen der | |
| fünf AfD-Verordneten eine Mehrheit erhalten hatte]. Der ursprüngliche Plan, | |
| Benn in einem zweiten oder dritten Wahlgang dank der Enthaltung der | |
| CDU-Abgeordneten ins Amt zu bringen, war dadurch gescheitert, offenbar, | |
| weil die AfD von der Absprache Wind bekommen hatte. | |
| Die grüne Landeschefin Nina Stahr hatte deswegen am Freitag den Rücktritt | |
| Benns gefordert; der Eklat brachte die tiefen Gräben im Bezirk zwischen | |
| Linken und Grünen, die die Wahl am 26. September mit fast 25 Prozent der | |
| Stimmen im Bezirk gewonnen hatten, in aller Deutlichkeit zum Vorschein. | |
| Benn wiederum räumte [3][im taz-Interview Fehler ein]: „Was wir | |
| unterschätzt haben, war die Perfidie der AfD.“ Viele Stunden war offen, ob | |
| der überparteilich geschätzte Politiker diesen Fehler überstehen würde. | |
| Offen blieb zudem, wie die Absprachen zwischen Linkspartei, CDU und SPD | |
| aussehen. Denn Benn hatte gegenüber der taz auch betont: „Ich wäre in eine | |
| solche Wahl nicht gegangen, wenn wir uns nicht im demokratischen Spektrum | |
| eine Mehrheit organisiert hätten – gemeinsam mit der SPD.“ | |
| ## Wohnungen Bauen, U-Bahn verlängern | |
| Am Dienstag stellten Sozialdemokraten und CDU ihre Vereinbarung über die | |
| Zusammenarbeit bis 2026 vor. Sie umfasst 23 Punkte, vor allem in den | |
| Bereichen Stadtentwicklung, Verkehr und Grünflächen, und sie liest sich in | |
| weiten Bereichen wie das, was SPD-Spitzenkandidatin und wahrscheinliche | |
| nächste Regierende Bürgermeisterin, Franziska Giffey, im Wahlkampf | |
| angekündigt hatte. | |
| So sollen U-Bahn-Linien verlängert werden (die U2 bis Pankow-Kirche, die | |
| U10 über Weißensee hinaus); Parks sollen sauberer und sicherer und | |
| bestehende Vorschriften durchgesetzt werden, etwa beim Lärmschutz. Das | |
| könnte etwa im beliebten Mauerpark noch für Streit sorgen. Kleingärten | |
| sollen gesichert und dennoch Wohnungen gebaut werden, auch auf dem Gelände | |
| der Elisabeth-Aue im Norden Pankows – diese Pläne waren in den | |
| rot-rot-grünen Koalitionsverhandlungen 2016 auf Landesebene noch gestrichen | |
| worden. | |
| Möglich wird das, weil durch die Absprache zwischen SPD und CDU die beiden | |
| wichtigen Stadtratsposten für Stadtentwicklung und für Umwelt, Verkehr und | |
| Grünflächen an die beiden Parteien fallen. Darin drückt sich auch eine | |
| deutliche Kritik an den Grünen und deren Arbeit in den vergangenen fünf | |
| Jahren aus. | |
| ## Harte Kritik an den Grünen | |
| Auch in der Pressekonferenz sparten SPD und Union nicht mit Vorwürfen an | |
| den eigentlichen Wahlsieger: „Das Vertrauen für eine weitere Zusammenarbeit | |
| mit den Grünen hat gefehlt“, sagte etwa SPD-Kreischef Dennis Buchner über | |
| die gescheiterten Verhandlungen. „Es blieb unklar, wofür die grüne | |
| Spitzenkandidatin steht.“ CDU-Vizekreischef Dirk Stettner warf den Grünen | |
| vor, es sei ihnen nicht um Inhalte, sondern nur um die Wahl ihrer | |
| Kandidaten gegangen. | |
| Mit der Linken gebe es hingegen dezidiert keine Vereinbarung, betonte | |
| Stettner: „Das würden wir auch nie tun.“ Hintergrund ist, dass das Statut | |
| der CDU eine Zusammenarbeit mit den Linken (und der AfD) generell | |
| verbietet. Allerdings würden auf kommunaler Ebene Beschlüsse mit | |
| unterschiedlichen Fraktionen im Bezirksparlament erarbeitet, auch mit der | |
| Linken. „Es wird also nichts anders sein als in den letzten fünf Jahren“, | |
| so Stettner. | |
| 9 Nov 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Bert Schulz | |
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