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# taz.de -- Polizeirepression in den USA: „Wie einen Hund, wie Müll“
> Der querschnittsgelähmte Afroamerikaner Clifford Owensby wird bei einer
> Kontrolle aus seinem Auto gezerrt. Nun soll eine Untersuchung den Fall
> klären.
Bild: Standbild aus dem Video der Bodycam eines der Polizisten
30 September 2021, eine Polizeikontrolle an der West Grand Avenue in
Dayton, Ohio. Ein Schwarzer Mann liegt auf dem Boden, Polizisten ziehen an
seinen Haaren und Armen, ein Knie fixiert ihn. Immer wieder ruft der Mann:
„Ich bin querschnittsgelähmt, ich bin querschnittgelähmt. Kann mir bitte
jemand helfen?“
In einem zwölfminütigen Video, gefilmt von der Bodycam des handelnden
Polizisten, sieht man zunächst eine Personen- und Verkehrskontrolle.
Nachdem die Papiere des 39-jährigen Clifford Owensby überprüft worden sind,
möchte der Polizist, dass er aussteigt. Er werde des Drogenhandels
verdächtigt, daher soll ein Spürhund zu seinem Auto gebracht werden.
„Ich kann nicht aus dem Auto aussteigen, Sir. Ich bin querschnittsgelähmt“,
sagt Owensby und fügt hinzu, dass ihm beim Einsteigen geholfen wurde. Der
Polizist erklärt, dass das Aussteigen keine Bitte sei, sondern eine
Aufforderung. Er werde ihm beim Aussteigen helfen, aber Owensby wehrt das
entschieden ab, verweist darauf, dass die Polizisten ihn dabei verletzen
könnten: „Sie werden mich nicht anfassen.“ Mit seinem Handy kontaktiert er
einen Freund und fragt, ob dieser zum Einsatzort kommen könne, die Polizei
fordere ihn auf auszusteigen, obwohl er seine Querschnittslähmung angegeben
habe.
Die Situation wird hitziger, der Polizist öffnet den Gurt und schreit
Owensby an: „Sie haben zwei Möglichkeiten. Entweder Sie kooperieren und
steigen aus dem Auto oder wir ziehen Sie heraus.“ Sichtlich genervt
verlangt Owensby einen Vorgesetzten, kurz danach wird er von zwei
Polizisten aus dem Auto gezogen. Sie ziehen an seinen Haaren, er fällt auf
den Asphalt, schreit um Hilfe und weist wiederholt auf seine körperliche
Behinderung hin. Die Polizisten legen ihm draufhin Handschellen an und
schleifen ihn zum Streifenwagen.
## Fall wird nun überprüft
Gegen den Vorfall hat Clifford Owensby Beschwerde bei der größten Schwarzen
Bürgerrechtsorganisation in den USA, NAACP, eingereicht. Das Video sorgt in
den sozialen Netzwerken für große Empörung.
Bei einer Pressekonferenz am vergangenen Sonntag sagt Owensby: „Sie haben
mich wie einen Hund zu ihrem Fahrzeug gezerrt, wie Müll“. Owensby
beschuldigt das Dayton Police Department einer rechtswidrigen Festnahme,
der illegalen Durchsuchung und Beschlagnahme seiner Sachen. Außerdem hätten
die Beamten ihm vor der Inhaftierung nicht seine Rechte verlesen, sagte
Derrick Forward, Präsident der Dayton Unit NAACP, auf der Pressekonferenz.
Das Dayton Police Department gab an, dass es den Vorfall vom September
prüfe und sich dazu äußern werde, sobald die Untersuchung abgeschlossen
sei. Im Auto von Owensby hätten sie eine Tüte mit einer hohen Summe Bargeld
gefunden, außerdem hätte sich auf dem Rücksitz ein dreijähriges Kind
befunden.
Die Bürgermeisterin von Dayton, Nan Whaley, äußerte sich kritisch zu dem
Vorfall und versicherte, dass dessen Überprüfung transparent sein werde.
„Das Video dieser Polizeiinteraktion ist sehr besorgniserregend“, sagte
Whaley in einer Erklärung gegenüber dem Hörfunksender NPR. „Deshalb hat die
Stadt unmittelbar nach diesem Vorfall die Aufnahmen der Körperkamera
veröffentlicht. Allen Beteiligten steht eine gründliche Untersuchung zu,
und diese ist bereits im Gange“, so Whaley.
Immer wieder gibt es aus den USA Berichte von fragwürdigen und aggressiven
[1][Polizeikontrollen von Schwarzen]. Überproportional viele Schwarze und
Persons of Color kommen auch infolge [2][rassistischer Polizeistrukturen]
ums Leben.
11 Oct 2021
## LINKS
[1] /Polizeigewalt-in-den-USA/!5760917
[2] /Rassistische-Polizeigewalt-in-den-USA/!5802643
## AUTOREN
Linda Gerner
## TAGS
Black Lives Matter
IG
USA
Polizei
Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
Polizeigewalt
Leben mit Behinderung
Polizei
Sexuelle Übergriffe
Schwerpunkt Rassismus
US-Wahl 2024
Lesestück Recherche und Reportage
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