| # taz.de -- Anfangsverdacht der Begünstigung: Cum-Ex-Razzia bei SPD-Größen | |
| > Die Kölner Staatsanwaltschaft durchsucht das Finanzamt in Hamburg. Die | |
| > Cum-Ex-Affäre kommt so auch Olaf Scholz wieder gefährlich nahe. | |
| Bild: Dezember 2012: Olaf Scholz, Bürgermeister von Hamburg, im Festsaal des R… | |
| Hamburg taz | Mit einem Jahr Verzug hat die Kölner Staatsanwaltschaft im | |
| Zusammenhang mit [1][Cum-Ex-Geschäften] das Finanzamt für Großunternehmen | |
| und Privatwohnungen in Hamburg durchsucht. [2][Wie der Westdeutsche | |
| Rundfunk (WDR) und die Süddeutsche Zeitung berichteten], zielte die Razzia | |
| auf zwei einflussreiche SPD-Politiker und eine Finanzbeamtin. Damit holt | |
| der Skandal um ungerechtfertigte Steuerrückerstattungen den Kanzler in spe | |
| und ehemaligen Bürgermeister Hamburgs Olaf Scholz ein. | |
| Anders als vor einem Jahr, als das Ansinnen der zuständigen Staatsanwältin | |
| Anne Brorhilker noch abgelehnt worden war, sei die Auswertung von | |
| Beweismitteln nun fortgeschritten, teilte die Kölner Staatsanwaltschaft auf | |
| taz-Anfrage mit. „Es haben sich auch weitere Erkenntnisse aus | |
| Gerichtsverhandlungen vor dem Landgericht Bonn ergeben, sodass nun ein | |
| entsprechender Anfangsverdacht wegen Begünstigung zu bejahen war.“ | |
| Im Klartext geht es um 47 Millionen Euro an Steuerforderungen gegenüber der | |
| Warburg-Bank, die die Hamburger Behörden 2016 verjähren ließen. Dabei | |
| handelt es sich um Steuern, die der Warburg-Bank zwar erstattet wurden, die | |
| diese aber gar nicht bezahlt hat. | |
| Im Mittelpunkt steht die Frage, warum sich die Hamburger Behörden der Bank | |
| gegenüber so überaus kulant gezeigt haben. Vertreter des Finanzamtes und | |
| der Finanzbehörde versicherten, sie hätten nicht eindeutig ermitteln | |
| können, ob eine Rückforderung gerechtfertigt gewesen wäre. Überdies hätten | |
| sie das Haftungsrisiko gefürchtet, falls eine Rückforderung die Bank in die | |
| Insolvenz getrieben hätte. Eine politische Einflussnahme bestritten sie. | |
| ## Verdächtige Spende | |
| Ob das stimmt, ist fraglich. Denn der damalige Bürgermeister Olaf Scholz | |
| (SPD) hat sich mehrfach mit Christian Olearius, einem Miteigentümer der | |
| Bank, getroffen und ein Schreiben von Olearius an seinen Finanzsenator, den | |
| heutigen Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) weitergeleitet, der es „mit | |
| der Bitte um Informationen zum Sachstand“ in seine Behörde gab. | |
| Die von der Razzia betroffenen SPD-Politiker haben solche Kontakte | |
| möglicherweise angebahnt. Es handelt es sich um den ehemaligen Hamburger | |
| Innensenator Alfons Pawelczyk und den ehemaligen Bundestagsabgeordneten | |
| Johannes Kahrs, der einer der Sprecher des Seeheimer Kreises war, der den | |
| rechten Flügel der SPD repräsentiert. | |
| Warburg-Miteigentümer Christian Olearius hat ausweislich seiner Tagebücher | |
| beide Politiker kontaktiert, als 2016 die Rückforderung in Höhe von 47 | |
| Millionen Euro drohte. Im Jahr darauf spendete Warburg der Hamburger SPD | |
| einen fünfstelligen Euro-Betrag. | |
| Der betroffenen Finanzbeamtin wird unterstellt, einen zu engen Kontakt zu | |
| der Bank gepflegt zu haben und auf schwer nachvollziehbare Weise plötzlich | |
| ihre Einschätzung zur Frage einer Rückforderung revidiert zu haben. | |
| 28 Sep 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] /BGH-Urteil-zum-Cum-Ex-Skandal/!5786005 | |
| [2] https://www.tagesschau.de/investigativ/wdr/cum-ex-155.html | |
| ## AUTOREN | |
| Gernot Knödler | |
| ## TAGS | |
| Cum-Ex-Geschäfte | |
| Hamburg | |
| Razzia | |
| Olaf Scholz | |
| Johannes Kahrs | |
| Investigativer Journalismus | |
| Hamburg | |
| Cum-Ex-Geschäfte | |
| Kanzlerkandidatur | |
| Cum-Ex-Geschäfte | |
| Schwerpunkt Bundestagswahl 2025 | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Cum-Ex-Skandal in Hamburg: Zu nah an den Bonzen | |
| Das Hamburger Bündnis von „Kaufleuten und Arbeiterklasse“ ist passé. Der | |
| Cum-Ex-Skandal bringt auch Kanzler Scholz erneut in Erklärungsnot. | |
| „Zeit“-Herausgeber Josef Joffe: Im Namen der Freundschaft | |
| „Zeit“-Herausgeber Josef Joffe intervenierte im Cum-Ex-Steuerskandal zu | |
| Gunsten eines Bankiers – und bezeichnete Informanten als Verräter. | |
| Neue Indizien im Steuer-Skandal: Cum-Ex klebt an Tschentscher | |
| Ein Kalendereintrag legt nahe, dass Peter Tschentscher als damaliger | |
| Hamburger Finanzsenator half, die Warburg-Bank steuerlich zu verschonen. | |
| Hamburger Cum-Ex-Skandal: Dissens in der Behörde | |
| Beim Hamburger Cum-Ex-Untersuchungsausschuss zeigt sich: Leitung und | |
| Sachbearbeiter im Finanzamt lagen mit ihren Einschätzungen weit | |
| auseinander. | |
| Affären des SPD-Kanzlerkandidaten: Skandal im Scholzbezirk | |
| Angeblich versteht keiner die Skandale von Finanzminister Olaf Scholz um | |
| CumEx und Wirecard. Doch! Es juckt nur niemanden. | |
| SPD-Kandidat und Cum-Ex-Skandal: Olaf Scholz und die Steuermillionen | |
| Das Finanzamt Hamburg ließ Forderungen in Millionenhöhe verjähren. Holt der | |
| Skandal den Ex-Bürgermeister noch ein? | |
| Ökonom über Meldeportal: „Steuerhinterziehung ist Breitensport“ | |
| Ökonom Stefan Bach fordert mehr Kontrollen durch die Finanzämter. Das neue | |
| Portal könne der Rechtsstaatlichkeit dienen. |