| # taz.de -- Neue Indizien im Steuer-Skandal: Cum-Ex klebt an Tschentscher | |
| > Ein Kalendereintrag legt nahe, dass Peter Tschentscher als damaliger | |
| > Hamburger Finanzsenator half, die Warburg-Bank steuerlich zu verschonen. | |
| Bild: Haben sie sich für die Warburg-Bank stark gemacht? Scholz und Tschentsch… | |
| Hamburg taz | Es gibt neue Indizien dafür, dass der heutige Hamburger | |
| Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) in den mutmaßlichen | |
| [1][Steuerdiebstahl der Bank MM Warburg] verwickelt ist. Sie ergeben sich | |
| aus Einträgen in den Terminkalender des damaligen Finanzsenators, über die | |
| [2][Der Spiegel] und das [3][Manager-Magazin] berichtet haben. Der Fall | |
| Warburg gehört zum weitaus größeren Cum-Ex-Skandal, bei dem sich | |
| Finanzinvestoren Steuern erstatten ließen, die zuvor gar nicht bezahlt | |
| worden waren. | |
| Einer der Kalendereinträge bezieht sich auf ein Telefonat, das Tschentscher | |
| am 8. November 2016 mit dem damaligen Ersten Bürgermeister Olaf Scholz | |
| (SPD) geführt hat. Tags darauf, am 9. November, telefonierte Scholz mit dem | |
| Warburg-Miteigentümer Christian Olearius und empfahl diesem, ein Schreiben, | |
| das er bereits an das Finanzamt gerichtet hatte, auch an den damaligen | |
| Finanzsenator Tschentscher zu schicken. | |
| In dem Schreiben wehrten sich die Bankiers gegen eine vom Finanzamt | |
| geforderte Zahlung von 47 Millionen Euro und wiesen darauf hin, dass die | |
| Bank dadurch zahlungsunfähig werden könnte. Tschentscher zeichnete das | |
| Schreiben ab und reichte es mit einer Bitte um Informationen zum Sachstand | |
| in seine Behörde. | |
| Das Telefonat vom 8. November stehe in einer Terminliste, „die wir jetzt | |
| erst bekommen haben“, sagte Norbert Hackbusch, Obmann der Linken im | |
| Parlamentarischen Untersuchungsausschuss der Bürgerschaft. Ihn würde sehr | |
| interessieren, was der Inhalt dieses Telefonats war, das so nah an dem | |
| Telefonat von Scholz mit dem Warburg-Bankier Olearius lag. Die | |
| Senatspressestelle bestätigte, dass das Telefonat stattgefunden habe, | |
| teilte aber mit: „Informationen zum konkreten Gesprächsanlass, zum Inhalt | |
| oder zur Gesprächsdauer sind nicht dokumentiert.“ | |
| Auch zu einem im Kalender aufgetauchten Gespräch zwischen dem Finanzsenator | |
| und der [4][damaligen Leiterin des Amtes für Steuerverwaltung, Angela | |
| Nottelmann,] am 11. November gibt es nach Auskunft des Senats keine näheren | |
| Informationen. Am 5. Oktober hatte die Amtsleiterin ihrem Senator eine | |
| 28-seitige Entscheidungsvorlage des Finanzamtes für Großunternehmen | |
| vorgestellt. Darin empfahl das Finanzamt, die erstatteten Steuern | |
| zurückzufordern. | |
| Am 17. November beriet eine Expertenrunde aus Vertretern des Finanzamtes | |
| und der Finanzbehörde den Fall Warburg und kam zu dem Schluss, die Steuern | |
| doch nicht zurückzufordern: Der Sachverhalt sei nicht eindeutig zu | |
| ermitteln, das Prozessrisiko zu groß. | |
| Sie habe in Vorbereitung dieser Sitzung mit Senator Tschentscher | |
| gesprochen, sagte die Amtsleiterin. Allerdings habe sie lediglich auf die | |
| Sitzung hingewiesen. Das Gespräch war laut Senatspressestelle auf 30 | |
| Minuten veranschlagt. Weiteres zum Anlass oder zum Inhalt sei nicht | |
| dokumentiert worden. Weder Tschentscher noch Scholz hätten im Fall Warburg | |
| Wünsche geäußert, versicherte die Amtsleiterin im Ausschuss. Ähnlich | |
| äußerte sich der leitende Behördenvertreter. | |
| Dass ein Jahr nach der Einsetzung des Untersuchungsausschusses immer noch | |
| neue Dokumente auftauchen, ist aus Sicht der Ausschussmitglieder ärgerlich. | |
| „Wir haben bisher noch nie was von Mails von Tschentscher mitbekommen“, | |
| sagt Hackbusch. Der Linken-Abgeordnete hatte vor anderthalb Wochen | |
| kritisiert, „dass dem Untersuchungsausschuss offensichtlich wichtige Mails | |
| über den Cum-Ex-Komplex vorenthalten worden sind“. Zuvor war bekannt | |
| geworden, dass die Staatsanwaltschaft Köln bei einer Durchsuchung der | |
| Finanzbehörde auf solche Mails gestoßen war. | |
| Die Senatskanzlei rechtfertigte sich damit, dass eine Durchforstung von | |
| Tschentschers Kalender mit den vom Ausschuss angegebenen Suchwörtern keine | |
| Treffer ergeben habe. Sie habe dann nach Bürgermeisterkürzeln gesucht und | |
| diese Trefferliste vergangenen Donnerstag übermittelt. | |
| 30 Nov 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Hamburger-Cum-Ex-Skandal/!5805168 | |
| [2] https://www.spiegel.de/panorama/justiz/peter-tschentscher-und-die-cum-ex-af… | |
| [3] https://www.manager-magazin.de/politik/cum-ex-affaere-in-hamburg-treffen-zw… | |
| [4] /SPD-Kandidat-und-Cum-Ex-Skandal/!5798402 | |
| ## AUTOREN | |
| Gernot Knödler | |
| ## TAGS | |
| Hamburg | |
| Peter Tschentscher | |
| Olaf Scholz | |
| Cum-Ex-Geschäfte | |
| Hamburg | |
| Hamburg | |
| Hamburg | |
| Cum-Ex-Geschäfte | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Skandal um Steuerraub: Hamburg mauert bei Cum-Ex-Akten | |
| Die Staatsanwaltschaft führte Vorermittlungen gegen Ex-Bürgermeister | |
| Scholz. Dessen Anwalt wusste Bescheid, der Cum-Ex-Untersuchungsausschuss | |
| nicht. | |
| Hamburger Cum-Ex-Untersuchungsausschuss: Regelmäßig Kontakt zur Senatsspitze | |
| Warburg-Banker Christian Olearius findet seine Bank werde zu Unrecht | |
| angeprangert. Statt persönlich zu erscheinen, ließ er eine Erklärung | |
| verlesen. | |
| Untersuchung von Hamburger Cum-Ex-Fall: Ehrenerklärung für Scholz | |
| Im Hamburger Untersuchungsausschuss zum Steuer-Fall der Warburg-Bank | |
| versichern die Zeugen, die Senatsspitze habe das Verfahren nicht | |
| beeinflusst. | |
| Anfangsverdacht der Begünstigung: Cum-Ex-Razzia bei SPD-Größen | |
| Die Kölner Staatsanwaltschaft durchsucht das Finanzamt in Hamburg. Die | |
| Cum-Ex-Affäre kommt so auch Olaf Scholz wieder gefährlich nahe. |