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# taz.de -- Wahlergebnisse in Berlins Bezirken: Der neueste Grünstreifen
> Die Grünen stellen in fünf von zwölf Bezirksparlamenten die stärkste
> Fraktion. Ob sie dort auch die Bürgermeister*innen stellen, ist
> offen.
Bild: Auch die Bezirksparlamente wurden am Sonntag in Berlin gewählt
Berlin taz | Vorweg: Auch das Gesamtergebnis der Wahlen zu den zwölf
Bezirksverordnetenversammlungen (BVV) ähnelt in erstaunlicher Weise den
Ergebnissen für die Bundestagswahl und die Abgeordnetenhauswahl in Berlin:
Mit 21,7 Prozent liegt die SPD knapp vor den Grünen mit 20,7 Prozent, die
hier also etwas mehr holen als im Land. CDU, FDP und Linke landen wiederum
fast punktgenau [1][bei ihren Berliner Resultaten] im Land und Bund.
Die lokalen Unterschiede sind aber deutlich, und das führt zu einer ebenso
deutlichen Veränderung der politischen Landkarte auf Bezirksebene. Statt
bisher lediglich in zwei stellen die Grünen künftig in fünf Bezirken die
größte Fraktion im Bezirksparlament: Neben Mitte und
Friedrichshain-Kreuzberg sind das fortan auch Pankow, Tempelhof-Schöneberg
und Charlottenburg-Wilmersdorf. Sie könnten damit dort auch die
Bezirksbürgermeister*in stellen – sofern sich nicht so genannte
Zählgemeinschaften anderer Parteien bilden, die das verhindern. Die künftig
grün domininierten Bezirke ziehen sich auf einer Karte wie ein grüner
Streifen von Norden nach Süden mitten durch Berlin.
Nicht in allen Bezirken war der Vorsprung für die Grünen so komfortabel wie
in Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg, wo die Bürgermeister*innen
weiterhin Stephan von Dassel und Herrmann heißen werden, allerdings nicht
mehr Monika Herrmann, sondern Clara Herrmann, bisher für Finanzen
zuständige Stadträtin. In Tempelhof-Schöneberg liegen die Grünen lediglich
0,1 Prozentpunkte vor der SPD; beide Parteien stellen die gleiche Anzahl
Parlamentarier*innen.
In Charlottenburg-Wilmersdorf ist der prozentuale Abstand zu SPD und CDU
zwar größer, aber die grüne Fraktion hat dort mit 15 auch nur ein Mitglied
mehr als die SPD und nur zwei Mitglieder mehr als die Union. Dort könnte es
noch zu harten Verhandlungen kommen mit dem Ziel, eine grüne
Bürgermeister*in vielleicht doch noch zu verhindern.
Denn für die SPD sind die Bezirksergebnisse eher ernüchternd. Zwar hat sie
ihre Hochburgen – Spandau, Neukölln und Treptow-Köpenick – klar verteidig…
aber auch dort legten die Grünen deutlich zu. Und der drohende Verlust
zweier Bürgermeister*innenposten schmerzt, schließlich sind die
Bezirke zentral, wenn es darum geht, in Senat und Abgeordnetenhaus
beschlossene Politik praktisch umzusetzen.
Auch für die Linkspartei ist die Bezirksbilanz nicht erfreulich. Sie verlor
Pankow, wo die Partei mit Sören Benn zuletzt einen profilierten
Bürgermeister stellte, klar an die Grünen. Noch schlimmer: Der tiefe Osten
Berlins ist künftig schwarz. In Marzahn-Hellersdorf, lange quasi ein
Synonym für linke Politik, ist die CDU stärkste Partei geworden. Allerdings
sind die Ergebnisse denkbar knapp: Nur 0,9 Prozentpunkte trennen die Linke
von der Union, und dazwischen liegt noch die SPD. Gut möglich, dass auch
hier die letzte Messe noch nicht gelesen ist.
In beiden Bezirken zeigen sich Parallelen zu den Ergebnissen der
Bundestagswahl. In Pankow ging das Direktmandat an den Grünen Stefan
Gelbhaar, in Marzahn-Hellersdorf gewann der CDU-Kandidat Mario Czaja
deutlich vor Petra Pau.
Der Linken bleibt mit Lichtenberg sicher lediglich ein
Bezirksbürgermeister, zuletzt war das Michael Grunst. Wobei auch in
Lichtenberg der linke Abwärtstrend mit fünf verlorenen Prozentpunkten
deutlich ist. Durchaus erfreulich ist die Bilanz für die CDU, die neben
Marzahn-Hellersdorf wie gehabt in Reinickendorf und Steglitz-Zehlendorf
stärkste Partei wurde und damit wie die SPD künftig drei
Bürgermeister*innen stellen könnte.
Mehreren Kleinstparteien gelang zudem der Einzug in die Bezirksparlamente,
wo für sie lediglich eine Dreiprozenthürde gilt. In Marzahn-Hellersdorf
holte die Tierschutzpartei 5 Prozent; das reicht für drei Abgeordnete. In
Treptow-Köpenick, Lichtenberg und Spandau stellt sie je zwei Abgeordnete.
In Friedrichshain-Kreuzberg verlor die Satiretruppe Die Partei zwar fast
einen Prozentpunkt, zog aber trotzdem erneut mit zwei Abgeordneten in die
BVV ein.
28 Sep 2021
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[1] /Chaotischer-Wahltag-in-Berlin/!5800292
## AUTOREN
Bert Schulz
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