# taz.de -- Landeseigene kaufen Wohnungen: Shopping ohne Anprobe | |
> Die Berliner Wohnungsbaugesellschaften haben dem Ankauf von 14.500 | |
> Wohnungen zugestimmt. Kritik gibt es nicht nur an der laxen Prüfung des | |
> Zustands. | |
Bild: Großsiedlung in Berlin | |
Berlin taz | Dem [1][Kauf von 14.750 Wohnungen und 500 Gewerbeeinheiten aus | |
den Beständen von Vonovia und Deutsche Wohnen] durch drei landeseigene | |
Wohnungsbaugesellschaften steht nichts mehr im Wege. Am Montagabend | |
stimmten die Aufsichtsgremien von Degewo und Howoge für den Ankauf. Die | |
Berlinovo hatte bereits Ende vergangener Woche grünes Licht gegeben. Am | |
Freitag soll der Kauf notariell beurkundet werden. | |
Mit etwa 8.000 Wohnungen übernimmt die Howoge den größten Anteil, gefolgt | |
von der Berlinovo mit 4.000 und der Degewo mit 2.000 Wohnungen. Die drei | |
Gesellschaften sollen den Kauf in Höhe von 2,3 Milliarden Euro über Kredite | |
selbst stemmen, der Landeshaushalt soll nach Angaben von Finanzsenator | |
Matthias Kollatz (SPD) nicht belastet werden. Im Schnitt werden etwa 2.300 | |
Euro pro Quadratmeter fällig. | |
Die meisten Wohnungen liegen in Großsiedlungen in Spandau, Neukölln, | |
Reinickendorf, Friedrichshain-Kreuzberg und Steglitz-Zehlendorf. Die | |
Landeseigenen stocken ihren Anteil von bislang etwa 340.000 Wohnungen damit | |
um einen Schlag in einer Größenordnung auf, wie zusammengenommen in den | |
vergangenen fünf Jahren angekauft wurden. | |
Mit der Berlinovo gehört eine Gesellschaft zu den Ankäufern, die bislang | |
vor allem Immobilien aus einem Fonds der früheren Bankgesellschaft | |
verwaltet und nicht der mietendämpfenden Kooperationsvereinbarung des | |
Senats mit den anderen Wohnungsbaugesellschaften unterliegt. Gleichwohl | |
sollen deren Bedingungen für alle neu angekauften Wohnungen gelten. | |
## Kritik an SPD-Alleingang | |
Die SPD, die insbesondere durch Finanzsenator Kollatz und Bürgermeister | |
Michael Müller den Kauf vorangetrieben hatte, hofft damit, dem | |
Enteignungsvolksbegehren Wind aus den Segeln zu nehmen. Von Linken und | |
Grünen, die einem Ankauf von Wohnungen grundsätzlich positiv | |
gegenüberstehen, kam entsprechend Kritik, ebenso von Vertreter*innen | |
der Opposition. Angezweifelt wird etwa, dass der Zustand aller Wohnungen | |
eingehend geprüft wurde – zu kurz war der Zeitraum seit der erstmaligen | |
Verkündigung einer Übernahme Ende Mai. | |
Die Fraktionschefin der Grünen, Antje Kapek, äußerte gegenüber dem [2][RBB] | |
die Befürchtung, dass der Kaufpreis für die überwiegend | |
sanierungsbedürftigen Wohnungen zu hoch sei; zudem sei eine ordentliche | |
gutachterliche Überprüfung ausgeblieben. „Ich hab vor Monaten gesagt, wir | |
dürfen nicht die Katze im Sack kaufen. Leider ist es für uns immer noch | |
eine Katze“, so Kapek. | |
Auf Missfallen stößt bei Parlamentarier*innen zudem, dass sie in den | |
Prozess nicht eingebunden wurden. Erst vergangenen Dienstag durften sie in | |
einen wenig umfangreichen Prüfungsbericht, der noch nicht einmal die | |
genauen Adressen enthielt, Einsicht nehmen. Ein Beschluss des Parlaments | |
wird umgangen, da der Landeshaushalt nicht direkt betroffen ist. Gleichwohl | |
wird befürchtet, dass die Gesellschaften durch den Ankauf in finanzielle | |
Schieflage geraten könnten und auf weitere Zuschüsse aus der Landeskasse | |
angewiesen sein werden. | |
14 Sep 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Steigende-Mieten-in-Berlin/!5795581 | |
[2] https://www.rbb24.de/wirtschaft/beitrag/2021/09/howoge-und-degewo-stimmen-a… | |
## AUTOREN | |
Erik Peter | |
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