# taz.de -- TV-Moderator Eckart von Hirschhausen: „Wir leben in irritierenden… | |
> Den Kabarettisten Eckart von Hirschhausen treibt die Klimakrise um. Ein | |
> Gespräch über tödliche Hitze und Grenzen des Kapitalismus. | |
Bild: Eckart von Hirschhausen erklärt, wie die Klimakrise die Gesundheit der M… | |
Am Montagmorgen dieser Woche kommt Eckart von Hirschhausen mit einem | |
Elektroroller die Luisenstraße in Berlin-Mitte heruntergefahren. Vor einem | |
Selbstbedienungscafé stoppt er. Unterm Arm trägt er einen Anzug, den er in | |
ein paar Stunden in der Bundespressekonferenz tragen wird, um über | |
„Diabetesprävention und Klimaschutz“ zu sprechen. | |
taz am wochenende: Herr von Hirschhausen, Sie gehören zu Deutschlands | |
populärsten Fernsehstars und moderieren Samstagabendshows. Nun engagieren | |
Sie sich sehr intensiv für Klimapolitik. Das irritiert manche. | |
Eckart von Hirschhausen: Wir leben in irritierenden Zeiten, und da finde | |
ich es gut, dass sich in der Wahlkampfzeit sehr viele Prominente für eine | |
wirksame Klimapolitik engagieren und – Gott sei Dank – auch versuchen, ihr | |
öffentliches Gewicht dafür in die Waagschale zu werfen. Mein Buch „Mensch, | |
Erde! Wir könnten es so schön haben!“ mache ich nicht als Fernsehmoderator, | |
sondern ich mache das als Arzt, als Wissenschaftsjournalist, als | |
Mitbegründer von [1][Scientists for Future] und als Gründer der Stiftung | |
„[2][Gesunde Erde – Gesunde Menschen]“. Das ist ein Unterschied. | |
Sie sind bisher nicht als Wahlkämpfer aufgefallen. | |
Stimmt, ich habe mich noch nie im Wahlkampf eingemischt, das ist neues | |
Terrain. Und das tue ich auch nicht für eine Partei, sondern ganz klar für | |
ein Thema, in dem natürlich unterschiedliche Parteien schon unterschiedlich | |
viel vorgearbeitet haben. Ich bringe jetzt das ein, was meiner Ansicht nach | |
bisher fehlte im Diskurs. | |
Was ist das? | |
Der Zusammenhang von Klimakrise und Gesundheit. Das halte ich tatsächlich | |
für einen Gamechanger. Und ich halte auch 2021 für ein Jahr, in dem ein | |
social tipping point erreicht wird, also in dem viele Menschen plötzlich | |
kapieren, dass die Klimakrise nicht ein theoretisches physikalisches | |
Problem von Eisbären ist. Da hat die unmittelbare Gesundheitsrelevanz | |
bisher gefehlt. | |
Was heißt das konkret? | |
Wir sind, zum Beispiel, ein Land mit [3][massiven Hitzetodesfällen]. | |
Darüber wird kaum gesprochen, weil die Leute eben nicht dramatisch wie bei | |
der Flutkatastrophe alle in einer Nacht versterben, sondern über einen | |
längeren Zeitraum, eine stille Katastrophe. Es sind dieses Jahr bereits | |
mehr als zehnmal so viele Menschen durch Hitze gestorben als durch die | |
Flutkatastrophe. Das macht aber keine Schlagzeilen. Wir haben immer so | |
getan, als wäre Hitze nur unangenehm. Aber Hitze tötet. Und lange bevor sie | |
tötet und wir einen Herzinfarkt haben, ist auch unsere Laune, unsere | |
Produktivität, extrem davon abhängig, dass wir einen kühlen Kopf haben. | |
Hitze macht mega-aggressiv. Das erklärt auch, warum Menschen unter Hitze | |
mehr Fehler machen, es mehr Unfälle, mehr Suizide gibt. Als ich noch als | |
Arzt in der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Berlin gearbeitet habe, habe | |
ich das selbst erlebt, wie stark auch die seelische Gesundheit unter Hitze | |
leidet. Das sind alles Themen, die bisher in der Diskussion kaum vorkommen. | |
Ich will einer der Motoren sein, damit sich das ändert. Schauen Sie sich | |
hier diesen Turm von der Berliner Charité an … | |
… der steht da die Straße runter … | |
… das ist ein Treibhaus. Total absurd. Ein modernes Gebäude, bei dem | |
überhaupt nicht über Hitzeresilienz nachgedacht wurde. Das heißt nicht | |
umsonst Treibhauseffekt. Wenn Wärme reinkommt, aber nicht mehr raus, sitzen | |
wir in der Falle. Und da können wir uns auch nicht rauskaufen. Bei 41 Grad | |
Körperkerntemperatur ist für den Menschen Schluss. Das versteht jeder, und | |
deswegen glaube ich, dass die medizinischen Metaphern geeignet sind, den | |
Leuten die Dringlichkeit klarzumachen: Wir sind in einer lebensbedrohlichen | |
Situation. | |
„Hirschhausen ist ein Aufklärer, aber er spaltet nicht“, [4][schreibt der | |
Publizist Nils Minkmar] über Ihr Buch. „Er geht mit schlechtem Beispiel | |
voran und sucht dann den Rückweg.“ Trifft das Ihre Strategie? | |
Ja, ich schreibe ein subjektives Sachbuch, persönliche Geschichten, auch | |
über die eigenen Verstrickungen als „aufgeklärter Verschmutzer“. Es sind … | |
gerade die Menschen, die am meisten über Umwelt reden, die objektiv einen | |
höheren Fußabdruck haben, weil sie gebildeter und reicher sind, sich eine | |
größere Wohnung, mehr Autos und Urlaube leisten können. Diese Widersprüche | |
gelten auch für mich. | |
Sie lähmen Sie aber nicht mehr? | |
Nein, das habe ich abgelegt. Du musst nicht perfekt sein, um den Mund | |
aufzumachen. Es hilft, wenn man sich vorher ein bisschen schlau gemacht | |
hat. | |
Sie beschreiben in Ihrem Buch, wie Sie im Hitzesommer 2018 im Alter von | |
über 50 plötzlich die Dimension der Klimakrise verstanden haben. Warum hat | |
das so lange gedauert? | |
Durch die Fridays wurde ich unsanft daran erinnert, wofür ich mich mit 17 | |
schon eingesetzt habe. Mich hat auch die Begegnung mit der | |
Verhaltensforscherin Jane Goodall geprägt, die mich fragte: Wenn wir | |
Menschen immer behaupten, die schlauesten auf diesem Planeten zu sein, | |
warum zerstören wir dann unser Zuhause? Davor war ich der Doktor, der erst | |
mal Medizin erklärt, der sich mit positiver Psychologie auskennt, der über | |
Glück spricht und über Prävention. Dann wurde mir klar, dass die Klimakrise | |
die größte Gesundheitsgefahr im 21. Jahrhundert ist, das aber bei ganz | |
vielen im Gesundheitswesen noch überhaupt nicht angekommen ist. Menschen | |
mit Vorerkrankungen sind extrem gefährdet, etwa Diabetiker. Das sind | |
inzwischen acht Millionen Menschen in diesem Land. Und deswegen finde ich | |
als Arzt all das so wichtig, was die Politik der letzten Regierung nicht | |
getan hat und was wir jetzt dringend brauchen: Verkehrswende, Energiewende, | |
Agrarwende. | |
Das ist alles gesundheitsfördernd? | |
Und wie. Das ist kein „Verzicht“ sondern Win-win! Wenn wir autofreie | |
Innenstädte hätten und die Leute mehr Fahrrad fahren können, ohne von einem | |
übermüdeten Lkw-Fahrer beim Rechtsabbiegen getötet zu werden, dann haben | |
wir weniger Übergewicht, weniger Herzinfarkte und Schlaganfälle. Wenn du | |
dich nach der „Planetary Health Diet“ pflanzenbasiert ernährst und wir, wie | |
in Dänemark, eine Quote haben von Bioessen in öffentlichen Kantinen, | |
Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern, dann sind die Leute gesünder, haben | |
weniger kardiovaskuläre Erkrankungen. Weniger Pestizide, weniger Parkinson. | |
Wenn wir weniger Feinstaub einatmen, haben wir auch weniger | |
Lungenerkrankungen, aber auch weniger Demenz und Diabetes. | |
Was ist der Zusammenhang? | |
Die kleinsten Feinstaubpartikel sind die fiesesten. Die kommen durch die | |
Lunge direkt in die Blutbahn und dann in jedes Organ. Der Körper versucht | |
verzweifelt, diese winzigen Fremdkörper loszuwerden, es kommt zu | |
chronischen Entzündungen. Feinstaubbelastung korreliert mit vielen | |
Erkrankungen, die man erst mal überhaupt nicht damit zusammenbringt: | |
Psychosen, Bauchspeicheldrüsenerkrankungen, Entzündungen der Gefäße, die | |
bei Schlaganfall und Herzinfarkt der Auslöser sind – und eben Diabetes. | |
Und, und, und. Das wurde lange ignoriert. Aber inzwischen gibt es dafür | |
eine Offenheit in der Gesundheitsbranche, die ja tendenziell sehr | |
konservativ und auch sehr apolitisch ist. | |
Ist sie das? | |
Ja, außer für ihre eigenen Belange haben sich die Ärzte – bis auf die Ärz… | |
gegen den Atomkrieg – selten engagiert. Aber da wächst auch etwas. Gerade | |
hier in Berlin gibt es jetzt tolle Allianzen. Das finde ich auch das | |
Plakative und Erhellende an der Coronapandemie: Wir verstehen dadurch | |
besser, dass wir Gesundheit nicht auf der individuellen Ebene lösen können, | |
sondern dass nur die Gemeinschaft Schutz und Immunität geben kann. | |
Nun versuchen ja engagierte Leute seit Langem klar zu machen, dass die | |
Klimakrise nicht nur die Eisbären bedroht, sondern Freiheit, Demokratie, | |
Sicherheit, Wohlstand der Leute. Warum ist Gesundheit für Sie der Schlüssel | |
für klimapolitische Mehrheiten? | |
Wenn die Ärztin, der Arzt etwas sagt, hat das immer noch Gewicht. Auch bei | |
Menschen, die Politik nicht so glaubwürdig finden. Das ist der Hebel, der | |
bisher noch unzureichend genutzt wurde. Die Menschen sind sehr | |
unterschiedlich in ihrer politischen Weltanschauung, aber die Gesundheit | |
ist allen wichtig. Auch die der Kinder und Enkel. | |
Sie haben unlängst einen [5][ARD-Tagesthemen-Kommentar] gesprochen, indem | |
Sie sich gegen solche Begriffe wie „Jahrhundertflut“ verwahrt haben. | |
Ich habe gesagt: Wie viele „Jahrhundertereignisse“ brauchen wir noch, um | |
zu verstehen, dass dieses Jahrhundert erst angefangen hat? | |
Das wird zu diesem Jahrhundert zunehmend dazugehören? | |
Genau. Selbst wenn wir morgen aufhören würden, irgendwas zu emittieren, was | |
relativ unwahrscheinlich ist, werden die nächsten Jahre geprägt sein von | |
den Emissionen der letzten Jahre. Worauf ich hinauswill, ist, dass wir kein | |
Erkenntnis-, sondern ein Motivationsproblem haben. Sehen Sie: Wenn ich zehn | |
Wochen faste, dann habe ich Gewicht verloren. Wenn ich aber zehn Wochen | |
versuche, klimaneutral zu leben, merke ich zwar, wie mühselig das im Alltag | |
ist. Ich merke es aber leider nicht am nächsten IPCC-Bericht, dass die | |
Emissionen gesunken wären. Für dieses Motivationsproblem ist das | |
Gesundheitsnarrativ eine echte Motivationshilfe. | |
Die Individualisierung des Klimaproblems ist aber kontraproduktiv, weil nur | |
politisch geänderte Strukturen etwas ausrichten können. | |
Das stimmt, aber gerade bei der Gesundheit wird doch klar, dass man Politik | |
braucht, um so weit wie möglich verändern zu können. | |
Sind Sie selbst politischer geworden? | |
Ich bin viel politischer geworden über die Beschäftigung mit dem Thema. | |
Etwa ein Fünftel seines CO2-Abdrucks hat man selbst in der Hand, aber vier | |
Fünftel nicht. Ich bin auf Tour immer schon mit dem Zug gefahren und ich | |
habe sehr viel mehr Zeit, als ich wollte, in der wunderschönen Stadt Hamm | |
am Bahnhof verbracht. | |
Da müssen zwei Züge Richtung Berlin zusammengekoppelt werden. Das kann | |
dauern. | |
Aha, Sie kennen das auch. So etwas kann ich nicht durch | |
Konsumentscheidungen verändern. Es muss politische Priorität haben, dass | |
die Bahn funktioniert. Und dann muss man auch nicht über das Verbot von | |
Inlandsflügen reden, weil die dann eh keiner mehr braucht. | |
Ihr Erfolgsprinzip beruht darauf, dass es im Kern immer um Medizin geht, | |
wofür Sie als Arzt Fachmann sind. Ihr Buch geht über medizinische Aspekte | |
hinaus. Warum? | |
Darüber habe ich mit der Verlegerin lange gestritten, ob diese Kapitel über | |
Psychologie, über Kommunikation, über Politik und über das | |
Bundesverfassungsgerichtsurteil reinsollen oder nicht. Da kam immer das | |
Argument: Eckart, bleib bei deinen medizinischen Fakten. Wenn aber bei der | |
medizinischen Analyse herauskommt, dass die Lösung nicht in der Tablette | |
oder in der OP bestehen kann, muss ich darüber sprechen, dass es Lösungen | |
gibt, die nicht angewendet werden. Dass es juristische Wege gibt, die nun | |
geradezu sensationell auch das erste Mal in Deutschland Erfolg hatten. Mein | |
kleiner innerer Triumph war dann, dass in der Woche, in der das Buch | |
erschien, auch das Bundesverfassungsgerichtsurteil kam. Da war ich sehr | |
froh, dass mein Gespräch mit der Anwältin Roda Verheyen von Green Legal | |
auch drin ist. | |
Das Klimaschutzgesetz der Bundesregierung aus Union und SPD wird mit diesem | |
Urteil in Teilen für verfassungswidrig erklärt, weil der Freiheitsschutz | |
nachfolgender Generationen durch die unzureichende Klimapolitik | |
eingeschränkt wird. Freiheit wird durch das Urteil neu definiert. | |
Ja, es wird klar, dass Liberalität eigentlich bedeutet, sich heute nicht | |
alle Freiheiten rausnehmen zu können zulasten der nächsten Generation. Das | |
ist ein sehr wichtiger Gedanke. Ich habe mich auch mit dem Schriftsteller | |
und Juristen Ferdinand von Schirach getroffen und wir haben uns gefragt: | |
Wie kriegen wir das in die Verfassung? Wie kriegen wir das auf europäischer | |
Ebene verankert, dass wir neue Grundrechte brauchen. | |
Sie moderieren Samstagabendshows wie „Frag doch mal die Maus“, schreiben | |
regelmäßig Nummer-1-Bestseller und füllen als Komiker große Hallen. Wie | |
weit kann man sich als außergewöhnlich beliebter Deutscher für ein | |
politisch und gesellschaftlich durchaus sehr kontrovers diskutiertes Thema | |
engagieren? | |
Wenn mich Leute auf einschlägigen Portalen angreifen wollen, dann versuchen | |
sie das immer über die persönliche Schiene: Mensch, das ist doch ein | |
Fernsehkasper, der hat doch keine Ahnung. Ich werde beschimpft als | |
Hämorrhoide im Arsch der Systemmedien. Wobei ich mich ein bisschen | |
amüsiere, wenn Hämorrhoide immer falsch geschrieben ist. | |
Die Rechtschreibung dieses Wortes ist aber auch schwierig. | |
Ja, wie alles komplexer wird, je tiefer man sich damit beschäftigt. Der | |
Spagat für mich größer geworden. Oder heißt es „das“ Spagat? Jedenfalls… | |
ich froh, dass ich mit dem WDR im Öffentlich-Rechtlichen die nächsten Jahre | |
nicht nur Unterhaltung, sondern auch persönliche Reportagen, Radio, Web und | |
Dokumentationen machen kann. | |
Sie machen Fernsehreportagen im Altenheim, im Hospiz, auf der | |
Intensivstation. | |
Ja, das sind dicke Bretter. Über Impfstoffentwicklung, jetzt was über | |
Long-Covid, nächstes Jahr über die Frage: Wie kommt Wissenschaft in die | |
Politik? Das musste ich mir erkämpfen. Ich habe gesagt: Ja, ich mache gerne | |
weiter Unterhaltung, und Samstagabend ist auch nicht der Moment für | |
politische Diskussionen, sondern für ein unterhaltsames Medizinformat, das | |
es so sonst nirgendwo auf der Welt gibt. | |
Sie reden von Ihrer Sendung „Hirschhausens Quiz des Menschen“. | |
Gesundheit ist so ein Megathema, das kriegt man auch unterhaltsam in der | |
Primetime erzählt und nicht zusammenhanglos wie bei irgendwelchen anderen | |
Quizsendungen. Wir haben in der Sendung bereits über Hitze gesprochen, über | |
Parkinson, über Hinweise, dass das mit Pestiziden in der Landwirtschaft | |
zusammenhängt. So was am Samstagabend in die Primetime zu bringen, darauf | |
bin ich schon stolz. Dazu kommen Dokumentationen, in denen ich auch zeige, | |
warum die Krisen zusammenhängen, wieso Zoonosen und Pandemien die Folge der | |
Naturzerstörung sind. Die Leute, die sagen, der Komiker ist nicht ernst zu | |
nehmen, haben meistens kein einziges Buch von mir gelesen oder eine Sendung | |
wirklich geschaut. | |
Was treibt Sie an? | |
Mich treibt an, dass in zehn Jahren der Drops gelutscht ist. Dann haben wir | |
die einzige historische Chance vergeigt, Emissionen massiv zu senken. Und | |
deswegen werde ich in diesen zehn Jahren die ernste Seite, die ich immer | |
schon hatte, stärker nach vorne bringen. Ich werde da Zeit und Geld | |
reinstecken. Mit der Stiftung „Gesunde Erde – Gesunde Menschen“ habe ich | |
auch ein tolles Team. So was schafft man nicht alleine und auch nicht | |
„nebenbei“. | |
Sie spüren wirklich eine Verpflichtung der Gesellschaft gegenüber? | |
Ja, ich bin laut Umfragen einer der populärsten Deutschen und Deutschlands | |
bekanntester Arzt. Und ja, ich bin auch Protestant, dann hat man doch auch | |
den moralischen Rucksack, dass man seine Talente nicht nur für sich behält. | |
Teil meiner strategischen Überlegungen ist auch, dass wir nicht die Zeit | |
haben, komplett neue Organisationen aufzubauen. Wir müssen mit denen | |
arbeiten, die es gibt. Das gilt für die Umweltorganisationen, die Politik, | |
die Gesundheitsberufe, aber auch besonders für die Kirchen. Diese großen | |
gesellschaftlichen Netzwerke müssen dieses Thema in die Mitte der | |
Gesellschaft transportieren, damit es rauskommt aus einer linken, grünen | |
Spinner-Ecke. | |
Na, na. | |
Sorry, taz-Leser. Ich bin selbst auch seit über 20 Jahren taz-Genosse. | |
In Maybritt Illners Politik-Talk haben Sie den Satz gesagt: „Die | |
Priorisierung von Wirtschaft geht mir auf den Sack.“ Da gab es sofort einen | |
Shitstorm, wobei ich nicht weiß, ob wegen der Sprache oder der | |
Politikanalyse. | |
Normalerweise wähle ich diese Sprache nicht, aber ich war wirklich wütend | |
darüber, weil kurz davor der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen in | |
einem Einspielbeitrag gesagt hatte: Wir tun doch schon so viel, und | |
Wasserstofftechnologie kommt auch schon um die Ecke. Und ich dachte: Nee, | |
das ist echt Bullshit, das muss man auch so mal sagen dürfen. Die Crux ist: | |
Wenn man mal so einen Kraftausdruck verwendet, dann geht es plötzlich | |
medial durch die Decke. | |
Inhaltlich stehen Sie aber zu Ihrer Analyse? | |
Selbstverständlich. Ich halte die Idee für grundfalsch, dass wir ständiges | |
Wachstum brauchen. Im Körper heißt so was Krebs. Ja, Klimaschutz kostet | |
Geld. Aber das Teuerste, was wir jetzt tun können, ist, weiterhin zu wenig | |
zu tun. Diese Priorisierung bedeutet, dass wir vergessen haben, was | |
eigentlich Wohlstand ist. | |
Nämlich? | |
Atmen zu können bei erträglichen Außentemperaturen. Etwas zu essen zu | |
haben, etwas zu trinken zu haben. Frieden statt Kriege um die letzten | |
bewohnbaren Fleckchen Erde. Das sind Überlebensfragen, die kein Markt von | |
alleine regelt. Dem Markt sind Menschen egal. Mir nicht. Die Luft dreckig | |
zu machen ist immer noch gefährlich billig. Der Satz ist nicht von mir: | |
„Wer meint dass Geld wichtiger ist als Gesundheit, kann ja mal versuchen | |
beim Luftanhalten sein Geld zu zählen.“ | |
19 Sep 2021 | |
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Peter Unfried | |
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