# taz.de -- Streit um Bauprojekt der Sparkasse: Bank versus Bäume | |
> Die Hamburger Sparkasse will auf dem Alsenplatz in Hamburg-Altona | |
> „bezahlbaren Wohnraum“ schaffen. Doch Anwohner*innen wehren sich. | |
Bild: Sollen einem Bauprojekt der Haspa weichen: Bäume am Alsenplatz in Hambur… | |
HAMBURG taz | Ein Parkplatz fürs Klima – das hört sich zunächst komisch an, | |
ist am Alsenplatz aber Realität. Linden, Buchen und Eichen trennen dort die | |
stehenden von den fahrenden Autos. Doch nicht mehr lang. Die Hamburger | |
Sparkasse (Haspa) [1][beantragte bei der Stadt die Genehmigung für den Bau | |
eines Wohnhauses], der am 14. September im Bauausschuss des Bezirks Altona | |
bestätigt wurde. Anwohner:innen kämpfen um den Erhalt des Alsenplatzes | |
und seiner Grünflächen, wohl ohne Erfolg. | |
Unweit des Holstentores, wo der Doormannsweg und die Eimsbütteler Straße | |
ineinanderfließen, soll das Gebäude entstehen. Mit 68 Wohnungen für | |
Auszubildende möchte die Bank junge Menschen ins Unternehmen locken. Nicht | |
benötigter Wohnraum soll wiederum an Auszubildende anderer Betriebe | |
vermietet werden. | |
Das Grundstück befand sich bis zur Vergabe durch die zuständigen Gremien in | |
Stadthand. Der Kaufvertrag zwischen Bank und Stadt wurde bereits Anfang | |
2020 geschlossen. Die knapp 1.100 Quadratmeter der Fläche befinden sich in | |
exponierter Lage, die Mieten westlich des Stadtkerns steigen. Die 140 | |
Azubis sollen pro Kopf nur 235 € bezahlen. Bezahlbarer Wohnraum also – | |
allerdings nur für Menschen mit dem richtigen Arbeitsvertrag. [2][Strittig | |
ist der Neubau jedoch nicht nur deshalb.] | |
Anwohner:innen erfuhren erst zwei Tage vor der Veröffentlichung der | |
Baupläne im September vergangenen Jahres vom Projekt vor ihrer Haustür. Die | |
[3][Initiative „Green Alsenplatz“] protestiert seitdem gegen die | |
Errichtung des sechsstöckigen Gebäudes. Eva Börger, die sich für die | |
Initiative engagiert, ist wütend: „Wir fühlen uns übergangen, ignoriert und | |
nicht ernst genommen.“ Insbesondere von den Grünen seien die Mitglieder | |
enttäuscht. Denn mit der Zustimmung für diesen Bau und den dafür | |
notwendigen Baumfällungen widersprächen sie ihrem politischen Grundgedanken | |
von Umwelt-, Klimaschutz und dem Erhalt von Hamburgs Grün. Zudem habe ein | |
offener Austausch mit den Verantwortlichen nicht stattgefunden. | |
Die Initiative fordert die Einhaltung des erst 2019 geschlossenen Vertrags | |
„Hamburgs Grün erhalten“. Die meisten der 30–70 Jahre alten Bäume müss… | |
dem Neubau zum Opfer fallen. Dies hätte nicht nur Auswirkungen auf die | |
letzte verbleibende „grüne Lunge“ des Quartiers und dessen Luftqualität, | |
erzählt Börger. Durch die Versiegelung dieser Freifläche könne das | |
Regenwasser bei Starkregen nicht mehr abfließen. | |
Christian Trede ist Sprecher für Stadtentwicklung der | |
Grünen-Bezirksfraktion Altona – die stärkste in der Bezirksversammlung. Die | |
Stadt war für das Vorhaben auf die Zustimmung des Bezirks angewiesen. Trede | |
verstehe die Sorgen, entgegnet aber: „Für die stadträumliche Qualität ist | |
der Bau ein Gewinn.“ Heute sei der Alsenplatz vornehmlich ein Parkplatz, | |
einen Kaffee wolle man dort nicht trinken. Zudem sei ein sechsstelliger | |
Betrag zur vegetativen Gestaltung des Geländes bewilligt worden. | |
Der Neubau schütze besser vor Lärm und für die Entwässerung könnten – we… | |
nötig – sogenannte „Rigolen“ eingesetzt werden, also Pufferspeicher, die | |
unterirdisch verbaut werden. Schlussendlich entstehe am Alsenplatz | |
bezahlbarer Wohnraum: „Das finden wir unterstützungswert“, so Trede. | |
„Bezahlbarer Wohnraum ist nötig,“ sagt Wolfgang Ziegert von der Linken. Mit | |
Wohnungsbau eines Privatinvestors wie der Haspa könne soziale Ungleichheit | |
jedoch nicht gemindert werden. Er habe dem Bauantrag nicht zugestimmt: „Es | |
geht hier nicht um Wohnumfeldverbesserung. Die Haspa möchte Geld machen.“ | |
Gemeinwohlorientierte Bauprojekte müssten in Kooperation mit beispielsweise | |
der Saga oder einer Wohngenossenschaft geplant werden. | |
Stefanie von Carlsberg, Sprecherin der Haspa, ist anderer Meinung: „Rein | |
unter finanziellen Aspekten ließe sich ein solches Vorhaben gar nicht | |
verwirklichen.“ Das Unternehmen handele sehr wohl im Sinne des Gemeinwohls. | |
Die Haspa unterstütze die Stadt, jungen Menschen bezahlbaren Wohnraum zu | |
bieten. Auch unter ökologischen Gesichtspunkten solle das Gebäude „ein | |
Zeichen setzen“. Begrünung, Photovoltaik und ein Bienenstock auf dem Dach | |
sollen dabei helfen. | |
Die Ini „Green Alsenplatz“ und mit ihr Eva Börger kämpfen weiter: „Wir | |
bleiben dran, denn jede unbebaute Fläche muss erhalten bleiben.“ | |
17 Sep 2021 | |
## LINKS | |
[1] https://www.haspa.de/de/home/unternehmen-haspa/presse/pressemitteilungen/pr… | |
[2] /Bauprojekt-contra-Gruenflaeche-in-Altona/!5750165 | |
[3] https://greenalsenplatz.jimdosite.com/ | |
## AUTOREN | |
Arne Matzanke | |
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