# taz.de -- Künstlerin über Installation im Freien: „Menschen in Publikum v… | |
> Josephin Böttger über die Hamburger Video- und Soundinstallation | |
> „Deviation One“ und den Reiz, ganz normale Passant_innen zu erreichen. | |
Bild: „Es geht mir um eine filmische Raumwahrnehmung“: Kamerafahrt durch di… | |
taz: Josephin Böttger, was erwartet eine_n heute Abend neben der Hamburger | |
[1][Galerie der Gegenwart]? | |
[2][Josephin Böttger]: Die gesamte Fassade wird be-projiziert: Es erscheint | |
eine Projektion, rund 30 Minuten dauert ein Durchlauf, den wir pro Abend | |
noch zweimal wiederholen. Dazu ist eine Soundinstallation von [3][Felix | |
Kubin] zu hören. Wobei er selbst sagt: Soundinstallation sei das falsche | |
Wort, denn es deute eine eigenständige Arbeit an; was er hier mache, | |
beziehe sich aber sehr auf meinen Film. | |
Hat er recht mit seiner Unterscheidung? | |
Er hat vor Ort die Tonverhältnisse vermessen und die dort auftretenden | |
Umgebungsgeräusche, die Bahn, zum Beispiel, die da gleich nebenan vorbei | |
rauscht. Und das alles berücksichtigt er, es hat Eingang gefunden in seine | |
Soundbearebeitung. Da würde ich schon sagen: Es ist eine Soundinstallation | |
im weiteren Sinne. | |
Ich las, die Videoinstallation thematisiere „innere und äußere Strukturen | |
des zeitgenössischen und historischen Bauwerks“. | |
Ich verwende verfremdete Schwarz-Weiß-Filmaufnahmen, die ich in der | |
Kunsthalle und in der [4][Galerie der Gegenwart] gemacht habe. Es | |
erscheinen also die Innenräume nun auf der Außenseite. Auch die Fassade des | |
historischen Teils wird auf jene des zeitgenössischen Gebäudes projiziert. | |
Die Fassaden vermischen sich, könnte man sagen. Eine Art temporärer | |
Austausch der Architekturen. Die Oberfläche der Galerie der Gegenwart wird | |
verfremdet, bekommt für einen Moment eine andere Gestalt. | |
Der Ungers-Bau, also die [5][Galerie der Gegenwart], wurde 1996 | |
fertiggestellt, der gegenüberliegende Gründungsbau 1869 – hat es da nicht | |
auch etwas von einer Zeitreise? | |
Das könnte man so erleben, ja. | |
Die doppelte Installation ist Begleitprogramm zur [6][Ausstellung „Out of | |
Space“]. Korrespondiert das Video auch mit den da gezeigten Installationen | |
und Raumobjekten? | |
Ich habe auch bei den Kamerafahrten eher vermieden, dass einzelne | |
Kunstwerke genau zu erkennen sind – sonst hätte ich alle Künstlerinnen und | |
Künstler nennen müssen, und dann wäre der Abspann länger als meine | |
Installation selbst. Mir geht es ja mehr um die filmische Raumwahrnehmung | |
der Architektur. Es gibt eine – wiederum ziemlich schnelle – Fahrt auch | |
durch die Ausstellung. Aber die ist durch eine digitale Verzerrung kaum | |
noch erkennbar. | |
Wie viel Zeit habt ihr auf die Vorbereitung verwendet? | |
Ich habe mich vor einem halben Jahr zum ersten Mal damit beschäftigt, fand | |
es auch toll, wie belebt der Ort doch ist, dieses Plateau. | |
Ja, ich kam gerade mal wieder abends vorbei und fragte mich: Ob all diese | |
Menschen nun verscheucht werden müssen für die Kunst? | |
Nein, im Gegenteil! Das ist für mich ein ganz wichtiger Aspekt: Kunst im | |
öffentlichen Raum, Projektionen im öffentlichen Raum sind gerade so toll, | |
weil sie Menschen, die da sowieso sind, in ein Publikum verwandeln können. | |
Auch Leute, die vielleicht niemals reingehen würden in eine Kunsthalle. | |
17 Sep 2021 | |
## LINKS | |
[1] /!1412943/ | |
[2] https://josephinboettger.com/ | |
[3] http://www.felixkubin.com/ | |
[4] /!1358434/ | |
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[6] https://www.hamburger-kunsthalle.de/ausstellungen/out-space | |
## AUTOREN | |
Alexander Diehl | |
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