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# taz.de -- Debatte um Antibiotika für Tiere: Waldi muss nicht sterben
> Für den Menschen wichtige Antibiotika werden auch Tieren gegeben. Diese
> Praxis muss ein Ende haben – denn sie kostet Menschenleben.
Bild: Massenstall für Masthähnchen: Die meisten Antibiotika werden Tieren ver…
Studien zufolge kommen in Deutschland jährlich [1][etwa 2.400 Menschen ums
Leben,] weil sie sich mit einem gegen Antibiotika resistenten Keim
infiziert haben. Diese Zahl zu senken, sollte oberste Priorität haben, wenn
das EU-Parlament bald über schärfere Regeln für die Gabe solcher
Medikamente an Tiere entscheidet.
Denn krankmachende Bakterien passen sich nicht nur in der Humanmedizin an
[2][Antibiotika] an, sondern auch in den heute üblichen Massenställen. Zum
Beispiel über das Fleisch der Tiere können sie dann auf Menschen übertragen
werden.
Deshalb ist es nicht hinnehmbar, dass die meisten Antibiotika nicht
Menschen, sondern Tieren gegeben werden. Und das auch noch oft in
verantwortungsloser Art und Weise: Die Präparate werden zum Beispiel 40.000
Hühnern ins Wasser gemischt, obwohl nur einzelne Tiere erkrankt sind – weil
es zu aufwändig wäre, die kranken Tiere vom Rest der Herde zu trennen und
zu behandeln.
Es ist daher nur konsequent, dass der Umweltausschuss des EU-Parlaments nun
zumindest die laut Weltgesundheitsorganisation für Menschen wichtigsten
[3][Antibiotika] („Reserveantibiotika“) grundsätzlich aus den Ställen
verbannen will. Anders als manche Tierärzte behaupten, muss Dackel Waldi
dann nicht sterben, wenn er krank ist. Denn der Ausschuss sieht Ausnahmen
für die Einzeltierbehandlung vor. Ja, dafür muss die
EU-Tierarzneimittelverordnung geändert werden. Aber das ist möglich – die
angeblich so schwerfällige EU hat schließlich schon mehrmals binnen weniger
Monate Gesetze geändert.
Helfen würde Unterstützung etwa von Veterinären. Doch der Bundesverband
praktizierender Tierärzte mobilisiert dafür, dass Reserveantibiotika
weiterhin allen Tieren gegeben werden dürfen. Das verwundert nicht, da
Veterinäre in Deutschland Antibiotika nicht nur verschreiben, sondern auch
selbst verkaufen. Sie fürchten um einen Großteil ihres Umsatzes. Setzten
sie sich nun im Plenum des EU-Parlaments durch, bliebe alles beim Alten:
ihre Einnahmen – und die Todeszahlen.
7 Sep 2021
## LINKS
[1] https://www.thelancet.com/journals/laninf/article/PIIS1473-3099(18)30605-4/…
[2] /Petition-von-Tieraerzten-gegen-EU-Reform/!5795094
[3] /Antibiotika-in-der-Tierhaltung/!5791430
## AUTOREN
Jost Maurin
## TAGS
Antibiotika
Massentierhaltung
multiresistente Keime
Landwirtschaft
Landwirtschaft
MRSA-Keime
Wassermangel
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