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# taz.de -- Außenminister beraten zu Afghanistan: Nato hat keine Lösung parat
> Nach der Machtübernahme in Afghanistan spricht der Nato-Generalsekretär
> von einer „unvorhersehbaren Tragödie“. Einen Plan hat das Bündnis nicht.
Bild: Ein Plan für Afghanistan fehlt weiterhin: Nato-Generalsekretär Stoltenb…
Brüssel taz | Die Nato hat auch fünf Tage nach der [1][Machtübernahme der
Taliban in Afghanistan] keinen Plan für eine Lösung der militärischen und
humanitären Krise. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sprach am Freitag
von einer [2][„unvorhersehbaren Tragödie“] und versuchte, den Taliban die
alleinige Verantwortung zuzuschieben.
„Wir erwarten von den Taliban, dass sie allen ausländischen
Staatsangehörigen und Afghanen, die das Land verlassen wollen, die sichere
Ausreise ermöglichen“, sagte Stoltenberg nach einer zweistündigen
Krisensitzung der Außenminister der Nato-Staaten. Es habe die „höchste
Priorität“, Menschen in Sicherheit zu bringen.
„Die größte Herausforderung ist es, die Menschen in die Flugzeuge zu
bringen“, so Stoltenberg. Derzeit stünden am Flughafen von Kabul mehr
Flieger zum Abflug bereit als Hilfsbedürftige. Die Türkei, die USA und
Großbritannien leisteten hervorragende Arbeit, um den Airport zu sichern.
Die Nato sei mit 800 Vertragskräften vor Ort.
Einen Plan für die weitere Evakuierung gibt es jedoch offenbar immer noch
nicht. In einer gemeinsamen Erklärung bekennen sich die 30 Außenminister
der Allianz zwar zur Hilfe „für unsere Bürger, Staatsangehörige von
Partnerstaaten und gefährdete Afghanen“. Von einer gemeinsamen
Nato-Operation ist jedoch nicht die Rede.
## Klare Warnung an die Taliban
Mehrere Alliierte hätten den Wunsch geäußert, die Rettungsaktion zu
verlängern, sagte Stoltenberg. Die USA wollten ihre militärische
Hilfsaktion aber nur bis zum 31. August fortsetzen und dann beenden.
Ausweichend reagierte er auch auf Fragen nach den Aufnahmekapazitäten für
afghanische Hilfskräfte und Schutzbedürftige, etwa Frauen und Kinder.
„Wir arbeiten sehr hart daran, gefährdete Afghanen an Bord der Flugzeug zu
bekommen“, sagte Stoltenberg. Wie dies geschehen soll – etwa mithilfe von
Hubschraubern, wie sie nun auch die Bundeswehr nutzt – sagte er nicht. Auch
zur Frage von Auffanglagern etwa in Polen oder im Kosovo äußerte er sich
ausweichend.
Eine klare Warnung ging an die Taliban. Man habe 20 Jahre lang erfolgreich
verhindert, dass Afghanistan zu einem sicheren Rückzugsort für die Planung
von Terror-Anschlägen werde. Man werde Bedrohungen durch Terroristen auch
künftig nicht zulassen und sei entschlossen, den Kampf gegen Terrorismus
fortzusetzen.
## Aufarbeitung offen
Die Taliban müssten ihre „internationalen Verpflichtungen“ erfüllen,
forderte Stoltenberg. Er verwies auf die Verhandlungen, die die
afghanischen Islamisten unter Ex-Präsident Donald Trump mit den USA geführt
hatten und behauptete, die Ergebnisse dieser Gespräche hätten weiter
Gültigkeit.
Auf Kritik, dass die USA den Taliban einen Blankoscheck ausgestellt hätten,
um ihre Truppen unbehelligt aus Afghanistan abziehen zu können, ging er
nicht ein. Nach dem US-Abkommen vom Februar 2020 habe die Nato keine andere
Option gehabt, als abzuziehen, sagte er. Schließlich hätten die Amerikaner
den Einsatz ja auch begonnen.
Offen blieb nach der Videokonferenz, ob und wie die Nato ihr eigenes
Scheitern aufarbeiten wird. In der Erklärung heißt es lediglich: „Gemeinsam
werden wir unser Engagement in Afghanistan umfassend reflektieren und die
notwendigen Lehren ziehen.“ Stoltenberg kündigte eine „eingehende
Untersuchung“ an – konnte jedoch nicht sagen, wie diese aussehen soll.
20 Aug 2021
## LINKS
[1] /Schwerpunkt-Afghanistan/!t5008056
[2] /EU-nach-Abzug-aus-Afghanistan/!5794478
## AUTOREN
Eric Bonse
## TAGS
Schwerpunkt Afghanistan
Nato
Bundeswehr
Taliban
Evakuierung
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