Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Klimawandel und Weinanbau: Erntebeginn zwei Wochen früher
> In den letzten 30 Jahren ist der Beginn der burgundischen Weinernte um
> fast zwei Wochen vorgerückt. Auch Frostschäden werden wahrscheinlicher.
Bild: Zwei Wochen früher reif: Weinernte im Burgund
Mit dem Klimawandel verändert sich der Weinanbau in Frankreich. In diesem
Jahr wird die Weinernte wohl einen historischen Tiefpunkt erreichen, heißt
es in [1][einer Prognose der französischen Regierung]. Demnach wird so
wenig Wein produziert wie zuletzt 1970. Grund ist ein schwerer Spätfrost in
einigen Weinregionen, der dazu führte, dass bis zu ein Drittel der Blüten
zerstört wurden.
Der Frost ist laut Forscher:innen dem Klimawandel geschuldet. Eine
Analyse [2][der Wissenschaftsseite „World Weather Attribution“] zeigt, dass
der Spätfrost besonders viel Schaden anrichten konnte, da die Weinblüte
sich langfristig früher ins Jahr verlagert und damit häufiger kaltem Wetter
ausgesetzt ist. Allerdings kam die Analyse auch zu dem Schluss, dass der
diesjährige Frost ohne den menschengemachten Klimawandel noch kälter
ausgefallen wäre. Insgesamt geht die Analyse davon aus, dass der
Klimawandel solche Schäden etwa 60% wahrscheinlicher macht.
Dass der Klimawandel den Weinanbau beeinflusst lässt sich auch am Beginn
der Weinernte ablesen. In Burgund ist die Weinernte seit den 1980er Jahren
im Mittel um fast zwei Wochen nach vorne gerückt. [3][Eine Studie aus dem
Jahr 2019] zeigt, dass die Weinernte in Beaune über 600 Jahre erst Ende
September begann, aber dieses Datum in den vergangenen 30 Jahren immer
häufiger extrem früh ins Jahr fällt. Der durchschnittliche Beginn sei um 13
Tage nach vorne gerückt, heißt es in der Studie.
Unsere Grafik zeigt die Daten aus der Studie. Jeder Punkt steht für den
Beginn der Weinernte in einem bestimmten Jahr. Im Jahr 2018, dem
aktuellsten aus der Studie, begann die Weinernte mehr als einen Monat eher,
Ende August. Das war auch an vier weiteren Jahren aus dem Zeitraum der
Fall: 2007, 2011, 2015 und 2017. Im Jahr 2003 begann sie sogar noch früher,
am 19. August. Einen späten Erntebeginn Mitte oder Ende Oktober hat es
dagegen schon seit den 1970er Jahren nicht mehr gegeben.
Für die Studie hatten die Autor:innen zahlreiche Archivdokumente genutzt
wie Zahlungen an Erntearbeiter:innen, Aufzeichnungen der Stadtverwaltung
von Beaune und Zeitungsberichte. Diese Dokumente verglichen sie mit den
Temperaturaufzeichnungen aus Paris aus den vergangenen 360 Jahren.
Insgesamt konnten sie so den Beginn der Weinernte seit 1354 rekonstruieren.
„Wir hatten nicht erwartet, dass sich der beschleunigte Erwärmungstrend
seit Mitte der 1980er Jahre so gut aus den Erntedaten ablesen lassen
würde“, [4][sagte Mitautor Christian Pfister] von der Universität Bern.
„Der außerordentliche Charakter der letzten 30 Jahre wird für alle
offensichtlich.“
21 Aug 2021
## LINKS
[1] https://www.decanter.com/wine-news/french-wine-harvest-2021-smallest-for-de…
[2] https://www.worldweatherattribution.org/human-caused-climate-change-increas…
[3] https://cp.copernicus.org/articles/15/1485/2019/
[4] https://idw-online.de/de/news722422
## AUTOREN
Lalon Sander
## TAGS
klimataz
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Frankreich
Wein
Winzer
Franken
Marine Le Pen
Wein
Schwerpunkt Klimawandel
IG
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Klimawandel
Lesestück Recherche und Reportage
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kult um fränkische Weinmarke: Club der kahlen Winzer
In Neuses am Berg vermarktet ein Glatzenverein den Wein der Region. Über
zwei Männer, die eine Tradition am Leben halten, die es ohne sie wohl nicht
gäbe.
Wahlkampfauftakt in Frankreich: Rechte Mobilmachung
Beim Wahlkampfauftakt ihrer Partei betont Marine Le Pen, Präsidentin
Frankreichs werden zu wollen. Doch ihr droht Gefahr – von weiter rechts
Weinanbau nach der Flutkatastrophe: „Vergesst uns nicht“
Die Winzer:innen im Ahrtal haben teils nur noch ihre Rebstöcke in
höheren Lagen, doch damit gleichzeitig ihr größtes Kapital.
Speicherung von CO2 im Boden: Hoffen auf die Müllabfuhr
Die unterirdische Speicherung von Kohlendioxid war in Deutschland bisher
tabu. Dabei setzt vor allem die Zementindustrie auf diese Technik.
„Projektionsbericht“ der Bundesregierung: Unsere Klimapolitik tut weh
Deutschland wird auch mit den bis August beschlossenen Maßnahmen seine
selbst gesteckten hohen Klimaziele nicht erreichen.
Was menschenverursacht ist: Wie viel Klima steckt im Wetter?
Wetter kann tödlich sein – auch in Deutschland. Was davon Zufall ist und
was nicht: Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Klimawandel in Japan: Früheste Kirschblüte in 1.200 Jahren
Seit dem 9. Jahrhundert wird in Japan dokumentiert, wann die Kirschbäume
blühen. In diesem Jahr kam der Tag so früh wie noch nie zuvor.
Chemie-Einsatz beim Weinanbau: Schmutziger Tropfen
Valérie Murat soll zahlen. Weinbauern des Bordelais fühlen sich verleumdet,
weil sie den Einsatz von Pestiziden anprangert. Wie gefährlich ist Wein?
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.