# taz.de -- US-Reaktion auf Taliban-Vormarsch: Asyl für mehr Afghanen | |
> Die US-Regierung will jetzt auch Ex-Mitarbeitern von Medien und | |
> Hilfsorganisationen Schutz ermöglichen. Derweil rücken die Taliban weiter | |
> vor. | |
Bild: Ihr Protest wurde letztlich erhört: Mitarbeiter des US-Militärs am Mili… | |
New York taz | Angesichts des rasanten Vormarsches der Taliban am | |
Hindukusch hat die Regierung in Washington entschieden, den Kreis der | |
[1][Afghanen, die Anspruch auf Asyl in den USA haben], zu erweitern. Am | |
Montag stellte Außenminister Antony Blinken sein neues | |
„Priorität-2“-Verfahren vor. Mit seiner Hilfe können nicht nur Afghanen | |
einen Asylantrag stellen, die in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten für | |
US-Militär und -Regierung gearbeitet haben, sondern auch solche, die für | |
US-Medien oder für humanitäre US-Organisationen tätig waren. | |
Allerdings müssen die Antragsteller dazu bereits in einem Drittland sein. | |
Ihre Flucht aus Afghanistan müssen sie ohne Hilfe aus den USA organisieren. | |
Auch für ihren Lebensunterhalt müssen die Flüchtlinge während der | |
monatelangen Bearbeitungszeit ihres Antrags selbst aufkommen. | |
Die US-Regierung nennt keine Zahlen über die erwarteten Flüchtlinge aus | |
Afghanistan. Aber das Heimatsicherheitsministerium in Washington geht davon | |
aus, dass Zigtausende Afghanen P-2-Asyl für sich und ihre Familien | |
beantragen werden. Um das Antragsverfahren für ein „P-2“ zu eröffnen, | |
müssen sie nicht nur außerhalb Afghanistans sein, sondern auch von ihrem | |
ehemaligen US-Arbeitgeber empfohlen werden. | |
Anschließend tritt die US-Regierung mit ihnen in Kontakt. Die Bearbeitung | |
der Anträge soll voraussichtlich 12 bis 14 Monate in Anspruch nehmen. | |
Anschließend erhalten zugelassene Flüchtlinge eine Erlaubnis zur Ansiedlung | |
in den USA. | |
## Taliban weiter auf dem Vormarsch | |
Während US-Außenminister Blinken am Montag das neue Vorgehen erläuterte, | |
marschierten die Taliban in drei Provinzhauptstädte ein. In Lashkar Gah in | |
der südlichen Provinz Helmand eroberten die Taliban am Montag auch die | |
staatliche Radio- und Fernsehstation. Darauf lief auf den Sendern zunächst | |
kein Programm mehr. | |
Helmand diente in den zurückliegenden Jahren als wichtiger Stützpunkt von | |
US-amerikanischen und britischen Truppen. Sie ist zugleich ein wichtiges | |
Anbaugebiet für Mohn, den Grundstoff für Heroin. In der Provinz sind die | |
Taliban traditionell stark. | |
Am Wochenende unterstützte die US Air Force die afghanischen | |
Regierungstruppen aus der Luft. Sie bombardierte die Taliban an mehreren | |
Orten. Am Boden in Afghanistan haben die USA schon jetzt keine Kapazitäten | |
mehr, um ihren afghanischen Übersetzern und anderen Mitarbeitern bei der | |
Flucht zu helfen. Seit Beginn des US-Rückzugs haben die Taliban [2][eine | |
afghanische Provinz nach der anderen erobert] und massive neue | |
Fluchtbewegungen ausgelöst. | |
## 294.000 mehr Afghanen seit Mai auf der Flucht | |
Laut UN-Flüchtlingsrat (UNHCR) sind seit Mai 294.000 zusätzliche Afghanen | |
auf der Flucht. Sie vergrößern eine Armee von insgesamt 3,5 Millionen | |
afghanischen Flüchtlingen. Da afghanische Pässe zu den „schwächsten“ der | |
Welt gehören, können viele von ihnen nicht allein die Grenze zu einem der | |
größeren Nachbarländer – Iran im Westen und Pakistan im Süden – überqu… | |
Der Rückzug der USA aus Afghanistan ist das Resultat von Gesprächen, welche | |
die damalige Regierung von Präsident Donald Trump im Februar 2020 mit den | |
Taliban ohne Beteiligung der afghanischen Regierung geführt hat. Bei seinem | |
„Deal“ mit den Taliban hatte Trump ursprünglich einen US-Rückzug bis zum … | |
Mai 2021 angekündigt, aber nicht darauf bestanden, dass weitere | |
innerafghanische Verhandlungen stattfinden. | |
Im Frühling dieses Jahres erklärte Biden dann, dass er die US-Truppen bis | |
zum 11. September zurückholen will. An dem Tag jähren sich die Anschläge in | |
New York und Washington, mit denen die USA den Krieg in Afghanistan | |
begründet haben, zum 20. Mal. Inzwischen hat Biden seinen Abzug | |
beschleunigt. Bis Ende August will er keine US-Präsenz mehr am Boden in | |
Afghanistan haben. | |
3 Aug 2021 | |
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## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
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