| # taz.de -- Falschparker auf Bremer Bürgersteigen: Regeln sollen jetzt mal gel… | |
| > Bremen will Knöllchen verteilen und das Falschparken zurückdrängen. Die | |
| > Beiräte sind an Bord, die Widerstände von Autofahrern schon | |
| > einberechnet. | |
| Bild: Falschparken soll weniger geduldet werden als bisher – zumindest an man… | |
| Bremen taz | Die rechten Reifen auf dem Bürgersteig, ganz nah am | |
| Gartenzaun, die linken so gerade eben noch auf der Straße: So stehen sie | |
| da, die Autos in der Sachsenstraße im Viertel. Ähnliche Bilder kann man an | |
| vielen Stellen in der Stadt finden: Parken auf dem Gehweg ist zwar zumeist | |
| illegal, aber so gang und gäbe, dass auch die gesetzestreueren | |
| Autofahrer*innen sich einreihen. Selbst wenn legale Parkplätze | |
| vorhanden sind, das [1][zeigt eine Untersuchung aus der östlichen | |
| Vorstadt,] wird aufgesetzt geparkt. | |
| Nun wagt Bremen den Schritt in die Legalität: Die Stadt möchte in Zukunft | |
| die Straßenverkehrsordnung (StVO) durchsetzen, zumindest etwas mehr als | |
| bisher: Die Zahl der Falschparker*innen soll bis 2022 auf zehn Prozent | |
| gesenkt werden. Erreicht werden sollen mit dieser Annäherung an die StVO so | |
| exotische Ziele wie Barrierefreiheit auf den Fußwegen und | |
| Rettungssicherheit: Nicht immer passen Krankenwagen an den parkenden Autos | |
| vorbei. | |
| Wie groß das Problem ist, lässt sich bisher für Gesamt-Bremen schlecht | |
| beziffern; Zahlen gibt es aber aus der Östlichen Vorstadt, wo gut 16 | |
| Prozent der Autos ordnungswidrig parken – je nach Quartier auch mal viel | |
| mehr. | |
| In den vergangenen Jahren hat sich die Lage verschärft: Die Zahl der | |
| Kraftfahrzeuge wächst in Bremen, allein zwischen 2015 und 2019 um 4,25 | |
| Prozent. Dazu kommt, dass Autos länger und breiter werden. „Das geduldete | |
| Parken ist seit Jahrzehnten eingerissen“, gibt Jens Tittmann als Sprecher | |
| der grünen Verkehrssenatorin Maike Schaefer zu. „So geht es nicht weiter.“ | |
| ## Illegales Parken lange geduldet | |
| Aktuell sind die Behörden dabei, Gebiete mit besonderem Handlungsdruck | |
| herauszufiltern. In der östlichen Vorstadt gibt es bereits seit November | |
| ein verbessertes Parkraummanagement; der Prozess wird dort seit 2017 | |
| vorbereitet und [2][durch das EU-Forschungsprojekt Sunrise begleitet.] | |
| Zusätzlich soll das Parken vor allem in den innenstadtnahen Stadtteilen | |
| Findorff, Walle, Schwachhausen und Neustadt kontrolliert werden. | |
| Mehr Schilder sollen [3][die bestehenden Regeln] klarmachen. Erreicht | |
| werden soll das 10-Prozent-Ziel aber auch durch mehr Kontrollen und | |
| Knöllchen. Dass bisher darauf verzichtet wurde, könnte an der Angst vorm | |
| Widerstand der Autofahrer*innen liegen. | |
| Das Innenressort führt andere Gründe an. Bisher, so eine Pressesprecherin, | |
| habe man die Verstöße „mit Augenmaß geahndet.“ Für eine flächendeckende | |
| Überwachung habe es schlicht nicht genügend Personal gegeben. Ab 2022 | |
| sollen 15 zusätzliche Kontrolleur*innen des Ordnungsamts durch die | |
| Straßen ziehen, fünf weitere im Innendienst in der Bußgeldstelle arbeiten. | |
| Für das neue Personal habe sich der Senat „auf Initiative von Innensenator | |
| Mäurer“ entschieden, heißt es beim Innenressort. Das verdeckt einige | |
| Zwischenschritte: Die Initiative zur Parkraumkontrolle [4][kam von | |
| Bürger*innen.] Das Bremer Bündnis Verkehrswende (mit Unterstützung einiger | |
| Umwelt- und alternativer Verkehrsvereine) hatte 2019 4.000 Unterschriften | |
| in der Stadt gesammelt und konnte damit 2020 den Bürgerantrag „Platz da!“ | |
| in der Bürgerschaft einreichen. | |
| Die Pläne, die die Bürgerschaft am Ende beschlossen hat, fallen etwas | |
| weniger ambitioniert aus und lassen der Stadt mehr Zeit. Doch im | |
| Wesentlichen gehen sie auf den Bürgerantrag zurück. | |
| ## Bewohnerparken soll Akzeptanz erhöhen | |
| Aus den politischen Gremien zeigt sich bisher wenig Widerstand. Aktuell | |
| werden die Beiräte der betroffenen Stadtteile beteiligt, die meisten haben | |
| in der Sitzung vor den Sommerferien den Plänen zugestimmt – | |
| parteiübergreifend. „Eine lange Diskussion gab es nicht“, erzählt Bithja | |
| Menzel, die für die Grünen im Beirat Neustadt sitzt. „In der Neustadt rennt | |
| man mit dem Thema offene Türen ein. Das Problem der zugestopften Straßen | |
| ist allen sehr bewusst.“ | |
| Beitragen zur Akzeptanz soll [5][auch das Bewohnerparken:] Wo immer | |
| möglich, sollen Anwohnerparkzonen geschaffen werden, sodass die | |
| verbliebenen Parkplätze nicht von auswärtigen Fahrer*innen belegt werden | |
| können. Kostenlose Parkplätze werden zur Ausnahme. | |
| Ein paar Monate dauert es noch, bis es losgeht mit den Kontrollen. Die | |
| Initiator*innen des Bürgerantrags haben dafür aber Verständnis. | |
| „Natürlich ist Falschparken schon immer illegal gewesen“, sagt Angelika | |
| Schlansky von Fuss e. V., einem Verein, der sich für Fußgänger*innen | |
| einsetzt. „Aber wenn es 30 Jahre geduldet wurde, kann ich es nicht von | |
| heute auf morgen bestrafen.“ | |
| Mit Protest rechnet sie trotzdem – das zeigt die Erfahrung aus der | |
| Östlichen Vorstadt. Dort hat sich seit der Einführung des | |
| Parkraummanagements eine Bürgerinitiative gegründet, die | |
| „Mobilitätsfrieden“ proklamiert – und damit vor allem meint, dass | |
| Autofahrer*innen wieder in Ruhe gelassen werden sollten. | |
| 17 Nov 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://sunrise-bremen.de/wp-content/uploads/2020/09/Bericht_SUNRISE_bis_20… | |
| [2] https://sunrise-bremen.de/ | |
| [3] https://www.gesetze-im-internet.de/stvo_2013/__12.html | |
| [4] /Verkehrswende-Buendnis-ueber-Parkplaetze/!5545877 | |
| [5] /Preise-fuer-Anwohnerparken/!5650064 | |
| ## AUTOREN | |
| Lotta Drügemöller | |
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