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# taz.de -- Klimaschutz nach der Pandemie: Eine ungenutzte Chance
> Die Coronapandemie hat gezeigt, dass koordinierte Wirtschaftspausen
> möglich sind. Leider ist der Wille dazu nicht erhalten geblieben.
Bild: Keine Meinung, aber oft behandelt, als sei sie eine: die Klimakrise
Aus der Krise lernen? Es war vielleicht der letzte Strohhalm, an den man
sich klammern konnte, als im vergangenen Jahr die Welt der Einzelnen auf
Quadratmeter zusammenschrumpfte. Wenn die Menschen plötzlich Vorgaben
akzeptieren und sogar politisch koordinierte Wirtschaftspausen möglich sind
– vielleicht kann dieser Wille nach der Pandemie erhalten bleiben?
Nun ist es noch nicht nach der Pandemie. Auf den Zustand der Erde geben wir
aber schon wieder genauso wenig acht wie vorher.
Am Donnerstag war Erdüberlastungstag. Das heißt: Die Menschheit hat in
sieben Monaten schon die ökologischen Kapazitäten von einem Jahr
ausgereizt. Im vergangenen Jahr lag dieser Tag durch die Lockdowns immerhin
drei Wochen später. Jetzt ist das Niveau von 2019 praktisch wieder
erreicht. Das temporäre Herunterfahren der Wirtschaft hatte 2020 die
CO2-Emissionen so reduziert, wie es laut UN-Umweltprogramm jedes Jahr der
Fall sein müsste, nämlich um etwa 7 Prozent.
Zumindest wenn man das Ziel anstrebt, die Erderhitzung bei 1,5 Grad
gegenüber vorindustriellen Zeiten zu begrenzen. Auch bei dieser Marke wird
die Welt schon unsicherer werden, etwa durch mehr Hitzewellen, Dürre und
Fluten. Dieses Jahr gibt einen bitteren Vorgeschmack, obwohl die Erde sich
„erst“ etwas über 1 Grad erwärmt hat.
## Pralle Konjunkturpakete
Aber in den meisten Ländern wollen die Regierungen die Wirtschaft nicht für
den Klimaschutz herunterfahren – davon zeugen pralle Konjunkturpakete. Sie
wollen stattdessen das Wirtschaftswachstum von den CO2-Emissionen
entkoppeln, wie es 2014 erstmals geklappt hat. Logische Voraussetzung dafür
wäre der massive Ausbau erneuerbarer Kraftwerke, denn ohne Energie kein
Wirtschaftswachstum.
Eine [1][Analyse der Internationalen Energieagentur] zeigt aber: Nur ein
Bruchteil der weltweiten Konjunkturprogramme fließen in saubere Energie. 16
Billionen US-Dollar sind weltweit schon geflossen. Für die Energiewende
sind davon nur 2 Prozent vorgesehen. Laut der IEA reichen die Gelder nicht
einmal aus, um einen weiteren Rekord der jährlichen Emissionen zu
verhindern. Immerhin dürfen selbst rettende Strohhalme seit Anfang Juli
[2][nicht mehr aus Einwegplastik verkauft werden], außer, es handelt sich
um Restbestände. Da soll noch mal jemand sagen, es gehe nicht voran.
1 Aug 2021
## LINKS
[1] https://www.iea.org/reports/sustainable-recovery-tracker
[2] /Experte-ueber-EU-Verbot-fuer-Einwegplastik/!5779354
## AUTOREN
Susanne Schwarz
## TAGS
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Wirtschaft
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Grünes Wachstum
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