Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Indigene Generalgouverneurin in Kanada: Inuktitut im höchsten Staa…
> Mary Simon wird als erste Inuk zur Vertreterin der kanadischen Monarchie
> ernannt. Sie will die Bevölkerungsgruppen des Landes versöhnen.
Bild: Mary Simon: neu ernannte Vertreterin ihrer Majestät in Kanada
Vancouver taz | Ihre ersten Sätze als neu ernannte Vertreterin ihrer
Majestät wählte Mary Simon ganz bewusst. In ihrer Muttersprache Inuktitut
dankte sie Königin Elizabeth II und dem kanadischen Premierminister Justin
Trudeau für ihr Vertrauen: Sie fühle sich geehrt, demütig und bereit, das
höchste Staatsamt auf kanadischem Boden auszuüben – als erste Ureinwohnerin
des Landes.
Nicht wenige Zuhörer, die am Dienstag anlässlich ihrer Ernennung in das
Museum für kanadische Geschichte unweit von Ottawa gekommen waren, blickten
sich verdutzt an. Derartige Klänge hatte es bei vergleichbaren Anlässen in
der 154-jährigen Geschichte Kanadas noch nie geben. Auch Simons indigener
Geburtsname Ningiukadluk dürfte noch für so manchen Zungenbrecher sorgen.
Für Kanada war es ein historischer Tag in schwieriger Zeit: Als erste
[1][Inuk und erste Vertreterin der indigenen Minderheiten] wird die
73-Jährige auf Vorschlag Trudeaus die neue Repräsentantin der Queen in
Kanada – zu einer Zeit, in der es um das Verhältnis des Landes zu seinen
indigenen Bewohnern nicht zum Besten steht. Dies sei „ein wichtiger Schritt
auf dem langen Weg zur Versöhnung“, so sieht sie es selbst.
Tatsächlich befindet sich ihr Land in einer Identitätskrise und steht
weltweit in den Schlagzeilen, seitdem an mehreren ehemaligen Internaten
[2][hunderte anonymer Gräber indigener Kinder gefunden wurden]. Kanada
müsse sich mit diesen „Gräueltaten“ auseinandersetzen und sie in Erinneru…
behalten, mahnte Simon. Als Brückenbauerin zwischen den Bevölkerungsgruppen
wolle sie den Versöhnungsprozess begleiten und unterstützen.
## Jugend in der Tundra
Dafür ist Simon geeignet wie vielleicht nur wenige Kanadier. Als Tochter
eines weißen Pelzhändlers und einer indigenen Mutter aus dem subarktischen
Norden Québecs lebte sie beide Kulturen. Ihre Kindheit und Jugend
verbrachte sie beim traditionellen Jagen, Fischen und Campen in der Tundra,
danach zog sie zur Ausbildung in den Süden und machte schnell Karriere.
Englisch und Inuktitut spricht sie fließend.
Als gelernte Journalistin moderierte Simon im Fernsehen eine der
wichtigsten Nachrichtensendungen des Landes auf Inuktitut. Später wurde sie
Lobbyistin beim größten Dachverband der kanadischen Inuit und setzte sie
sich dort für die rund 65.000 Angehörigen ihrer Volksgruppe ein. Themen wie
[3][Klimawandel], Umweltschutz oder Menschenrechte gehen ihr bis heute
nahe.
Auch auf dem internationalem Parkett warb sie für die Interessen der Inuit.
Simon arbeitete für den Weltverband der arktischen Völker und wirkte im
Auftrag Kanadas bei der Gründung des Arktischen Rates mit, in dem acht
Nationen über die Zukunft der Polarregionen beraten. Zwischen 1996 und 1998
war sie die Gründungsvorsitzende des Rates, später wurde sie kanadische
Botschafterin in Dänemark.
Ihr diplomatisches Geschick wird sie auch in Zukunft benötigen. Denn nicht
alle Ureinwohner Kanadas sehen ihre Ernennung nur positiv. Als oberste
Vertreterin der konstitutionellen Monarchie in Kanada vertritt Simon ab
jetzt ein Regierungssystem, das viele ihrer bisherigen Verbündeten [4][als
kolonial beschimpfen] und für die Misere und Armut vieler indigener Gruppen
verantwortlich machen.
Als Generalgouverneurin hat Simon nicht die politische Macht, daran viel zu
ändern. Ähnlich wie ein Bundespräsident kann sie als moralische Instanz
aber auf die Macht ihrer Worte zurückgreifen. Ein kleines Handicap muss sie
dabei noch überwinden: Simon spricht kaum Französisch, die zweite
offizielle Landessprache Kanadas. Die will sie jetzt noch erlernen – damit
die Mission Brückenbau auch gelingt.
7 Jul 2021
## LINKS
[1] /Indigene-in-Kanada/!5775847
[2] /Indigene-in-Kanada/!5782998
[3] /Rekordhitze-in-Kanada/!5783705
[4] /Proteste-an-Kanadas-Nationalfeiertag/!5783982
## AUTOREN
Jörg Michel
## TAGS
Kanada
Indigene
Justin Trudeau
GNS
Serien-Guide
Kanada
Kanada
Schwerpunkt Coronavirus
Kanada
Kanada
Kanada
Kanada
## ARTIKEL ZUM THEMA
RomCom mit Inuit: Nunavut und der Name der Robbenfellstiefel
Siaja lebt am arktischen Polarkreis. In der Serie „North of North“ geht es
um Jobs, Liebe, Geld und Glück. Aber auch um Alkohol und koloniales Erbe
Verbrechen in Kanada: Gewaltausbruch im Reservat
Zwei Tatverdächtige, die zehn Menschen massakriert haben sollen, sind
selbst tot. Das wirft ein Schlaglicht auf die Situation in indigenen
Gemeinden.
Missstände in Heimen für indigene Kinder: Kanada entschädigt Indigene
Opfer und deren Familienangehörige sollen eine Milliarden-Zahlung erhalten.
Mit einem Teil davon soll das Heim- und Sozialsystem reformiert werden.
Wahl in Kanada: Job auf Bewährung
Obschon Justin Trudeau Wahlsieger ist, hat er sein Ziel der absoluten
Mehrheit verpasst. Die Pandemie zu bewältigen, ist nun die zentrale
Mission.
Neuwahlen in Kanada: Trudeau zittert um seinen Posten
Kanadas Premier Justin Trudeau ließ die Wahlen vorverlegen, um mit
absoluter Mehrheit weiterregieren zu können. Genau das nehmen ihm viele
übel.
Proteste an Kanadas Nationalfeiertag: Statuenkopf aus Fluss geborgen
Hunderte Gräber bei früheren Internaten für indigene Kinder lösten eine
Empörungswelle aus. Statuen von britischen Königinnen werden geköpft und
gestürzt.
Kanadas Nationalfeiertag: Mahnwachen statt Jubelfeiern
Eigentlich feiern die Kanadier am 1. Juli. Seitdem hunderte Gräber
indigener Kinder gefunden wurden, steckt die Nation in einer
Identitätskrise.
Indigene in Kanada: Hunderte anonyme Gräber
Erneut wurden in Kanada Überreste hunderter indigener Kinder in der Nähe
eines ehemaligen Internats gefunden. Regierung verspricht volle Aufklärung.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.