| # taz.de -- Tusk zurück in Polen: Polens PiS kriegt Gegenwind | |
| > Die Christdemokraten müssen unter Donald Tusk den Neoliberalismus über | |
| > Bord werfen, wenn sie wieder einen Fuß auf den Boden bekommen wollen. | |
| Bild: Will die polnische Bürgerplattform wieder an die Macht bringen: der heim… | |
| Der „weiße Ritter“ ist tatsächlich nach Polen zurückgekommen. [1][Donald | |
| Tusk], der frühere EU-Ratspräsident und Ex-Premier Polens, steht ab sofort | |
| wieder an der Spitze der liberalkonservativen Bürgerplattform (PO). Für die | |
| einen verkörpert Tusk den dynamischen Retter ist der Not, der Polen wieder | |
| in einem demokratischen Rechtsstaat verwandeln kann – mit Pressefreiheit, | |
| Unabhängigkeit der Gerichte und Minderheitenschutz, insbesondere für die | |
| [2][LGBT-Gemeinschaft]. | |
| Für die anderen symbolisiert er das schlechthin Böse: den | |
| Nazi-Kollaborateur, der mit Angela Merkel deutsch und mit Wladimir Putin | |
| russisch spricht und dessen neoliberale Regierung kein Geld für die kleinen | |
| Leute übrig hatte. „Es wird Krieg geben“ verkünden Anhänger:innen der | |
| nationalpopulistische Regierungspartei [3][Recht und Gerechtigkeit (PiS)] | |
| und bringen schon mal schweres Propaganda-Geschütz in Stellung. | |
| Oppositionelle fürchten, an der Dauerhetze kaputtzugehen. Die Angst ist | |
| nicht unbegründet. | |
| Hat sich doch die PO bis heute nicht von der „Kellneraffäre“ vor den Wahlen | |
| 2015 erholt. Rechte Medien hatten alle paar Wochen illegal aufgenommene | |
| Gespräche publiziert, die PO-Politiker:innen als vulgär und bürgerfern | |
| entlarvten. Gelähmt von Angst und Scham verlor die PO die Wahl von 2015 und | |
| alle folgenden danach. Die junge PO-Generation sah sich nicht in der Lage, | |
| das Steuer herumzureißen und einen Neustart hinzulegen. Und so dümpelt die | |
| Partei bei heute gerade mal 16 Prozent Zustimmung dahin. | |
| Der TVP-Intendant, der sich gerne als „Bullterrier des PiS-Chefs Kaczynski“ | |
| bezeichnet, lässt die illegalen Mittschnitte aus den Restaurants immer | |
| wieder in den Hauptnachrichten laufen, ebenso eine Sekundensequenz, in der | |
| Tusk auf deutsch sagt „für Deutschland“ oder Szenen, die Tusk mit Merkel | |
| oder Putin in herzlicher Unterhaltung zeigen. | |
| Doch der ehemalige EU-Ratspräsident und heutige Chef der Europäischen | |
| Volkspartei (EVP) hat ein Pfund, mit dem er wuchern kann: seine persönliche | |
| Integrität, seine internationale Erfahrung und sein europaweites Netzwerk | |
| an Kontakten. Voraussetzung für einen Wahlerfolg in rund zwei Jahren ist | |
| ein zukunftsfähiges Programm der PO. Dazu muss Tusk den Neoliberalismus | |
| endgültig über Bord werfen und sich erneut das Ziel der alten | |
| Solidarnosc-Gewerkschaft zum Ziel setzen: „Freiheit und Wohlstand für | |
| alle.“. | |
| 4 Jul 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Donald-Tusk-kehrt-zurueck-nach-Polen/!5783986 | |
| [2] /Festnahmen-bei-LGBT-Protest-in-Polen/!5701831 | |
| [3] /PiS-Partei-und-ihre-Skandale/!5772617 | |
| ## AUTOREN | |
| Gabriele Lesser | |
| ## TAGS | |
| Jarosław Kaczyński | |
| Polen | |
| Neoliberalismus | |
| Warschau | |
| Schwerpunkt LGBTQIA | |
| PiS | |
| Donald Tusk | |
| Kolumne Fernsicht | |
| Polen | |
| Polen | |
| PiS | |
| Polen | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Demokratie in Polen: Rückenwind für die Opposition | |
| Ein von Präsident Duda unterzeichnetes Gesetz zielt offiziell auf | |
| russischen Einfluss. Für die PiS könnte es sich als kontraproduktiv | |
| erweisen. | |
| Polnischer Ex-Richter über EU-Recht: „Das totale Chaos würde ausbrechen“ | |
| Polens Verfassungsgericht könnte entscheiden, dass nationales Recht höher | |
| wiegt als EU-Recht. Brüssel sollte Strafzahlungen erwägen, so Jerzy | |
| Stepien. | |
| Donald Tusk kehrt zurück nach Polen: Das große Comeback | |
| Der Ex-EU-Ratspräsident will wieder in der Landespolitik mitmischen. Mit | |
| seiner Wahl zum Oppositionsführer stiehlt er der rechten PiS die Show. | |
| Besuch von Steinmeier in Polen: Beziehung am toten Punkt | |
| Der Bundespräsident wollte in Warschau retten, was noch zu retten war. Doch | |
| für das wichtigste deutsch-polnische Streitthema hat er keine Lösung. | |
| PiS-Partei und ihre Skandale: Der Polen liebste Schurken | |
| Die Regierungspartei PiS inszeniert sich als Vertreterin der „wahren | |
| Polen“. Deshalb können ihr haarsträubendste Skandale nichts anhaben. |