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# taz.de -- Verfahrener Tarifkonflikt bei der Bahn: Der Zug rollt
> … aber in welche Richtung? Die Chancen stehen schlecht, dass sich
> Bahnvorstand und Lokführergewerkschaft einigen und ein Arbeitskampf
> vermieden wird.
Bild: Verfahrene Situation: Drohen Bahnstreiks in den Schulferien?
Berlin taz | Lässt sich ein Bahnstreik noch verhindern? In einem
eindringlichen Appell hat die Deutsche Bahn die Gewerkschaft Deutscher
Lokomotivführer (GDL) zur [1][Rückkehr an den Verhandlungstisch] noch im
Juli aufgefordert. „Es muss uns gemeinsam gelingen, einen Streiksommer zu
vermeiden“, sagte Personalvorstand Martin Seiler am Donnerstag.
Die Zeit drängt: Bis zum 9. August führt die Gewerkschaft Deutscher
Lokomotivführer (GDL) eine Urabstimmung unter ihren Mitgliedern über deren
Bereitschaft zur Arbeitsniederlegung durch. Es kann von einer großen
Zustimmung ausgegangen werden. [2][Damit würden Streiks mitten in den
Schulferien fast aller großer Bundesländer drohen].
Die Bahn macht alleine die GDL für die verfahrene Situation verantwortlich.
Eine „verantwortungslose Geisterfahrt“ und eine „Konfrontation um jeden
Preis“ wirft Personalvorstand Seiler ihr vor. Demgegenüber wolle die Bahn
„ein ausgewogenes und solidarisches Tarifpaket verhandeln“. Doch so einfach
ist es nicht.
Oberflächlich betrachtet liegen die Forderung der einen und das Angebot der
anderen Seite nicht weit auseinander: Die GDL fordert einen Abschluss, der
der Vereinbarung im Öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen im
vergangenen Jahr entspricht. Konkret würde das eine Lohnsteigerung um 1,4
Prozent rückwirkend ab April dieses Jahres und um noch mal 1,8 Prozent ab
April 2022 bedeuten. Der Bahnvorstand will sich ebenfalls am Abschluss des
Öffentlichen Dienstes orientieren – [3][allerdings nur am
Notlagen-Tarifvertrag für die Beschäftigten an Flughäfen]. Das hieße: eine
Nullrunde 2021, erst ab Januar 2022 ein Lohnplus von 1,5 Prozent und von
noch mal 1,7 Prozent ab März 2023.
## Drohende Minusrunde
Die Bahn sei „bereit, die geforderte Lohnerhöhung von 3,2 Prozent in zwei
Schritten zu vereinbaren“, gibt sich Seiler konziliant. „Wir benötigen
allerdings eine etwas längere Laufzeit, um die gewaltigen Corona-Schäden
bewältigen zu können.“ Auf dieser Grundlage sei „eine Lösung zum Greifen
nahe“. Was er nicht sagt: Der Bahnvorschlag würde zu einem Reallohnverlust
für die Beschäftigten führen.
Für die GDL ist es hingegen nicht einsehbar, warum der
Flughäfen-Notlagen-Tarifvertrag zum Vorbild genommen werden sollte,
schließlich seien selbst in der Hochphase der Coronapandemie die Züge rund
um die Uhr gefahren, während die Flugzeuge am Boden blieben. Da sei es
nicht akzeptabel, die Beschäftigten „mit Minusrunden abspeisen“ zu wollen,
empört sich GDL-Chef Claus Weselsky.
## Problem Grundkonstellation
Gleichwohl sind die Positionen eigentlich nicht so weit auseinander, als
dass sich nicht auch ohne harten Arbeitskampf ein Kompromiss finden lassen
könnte. Nur gibt es einen großen Haken: Nach außen hin zeigt sich der
Bahnvorstand zwar offen für Verhandlungen, de facto tendiert die
Bereitschaft, sich auf die GDL zuzubewegen, jedoch gegen Null. Der Grund:
Auf das, was er der GDL bietet, hat sich der Bahnvorstand bereits im
vergangenen Jahr mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG)
verständigt. Aus seiner Sicht ist es ein Ding der Unmöglichkeit, der
kleineren Konkurrenz mehr zuzugestehen. Denn das könnte die wesentlich
mitgliederstärkere EVG verstimmen, mit der der Bahnvorstand von jeher ein
besseres Verhältnis pflegt.
Auf der anderen Seite muss die GDL beweisen, dass sie mehr zu bieten hat
als die verhasste EVG. Zudem wirft sie dem Bahnvorstand vor, sie aus dem
Konzern drängen zu wollen. Es ist die gleiche Grundkonstellation, die
bereits zu den Streiks 2014 und 2015 geführt hat. Ob sie sich diesmal
abwenden lassen, ist völlig offen. Für die GDL geht es auch um eine
Existenzfrage.
1 Jul 2021
## LINKS
[1] /Moegliche-Streiks-bei-der-Deutschen-Bahn/!5777818
[2] /Archiv-Suche/!5782876&s=bahnstreik&SuchRahmen=Print/
[3] /Tarifabschluss-fuer-oeffentlichen-Dienst/!5720642
## AUTOREN
Pascal Beucker
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