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# taz.de -- Fahrgastverband zum Lokführerstreik: „Die Bahn muss mehr liefern…
> Der Staat muss mehr in die Bahn investieren, sagt Andreas Schröder vom
> Fahrgastverband Pro Bahn. Und die sollte höhere Löhne zahlen.
Bild: Grenzenlos fahren: Die Bahn sollte internationaler denken, sagt Andreas S…
taz: Herr Schröder, die [1][Gewerkschaft der Lokführer hat Bahnstreiks
angekündigt]. Haben Sie dafür Verständnis?
Andreas Schröder: Für die Forderungen haben wir natürlich Verständnis. Auch
wir wollen, dass die Lokführer besser bezahlt werden. Aber dass es nur mit
Streik gehen soll, ist traurig. Die Tarifpartner sollten sich
schnellstmöglich einigen und ihren Streit nicht auf dem Rücken der
Fahrgäste – ausgerechnet in der Urlaubssaison – austragen. Hier würde ein
Streikplan helfen, wie es ihn in anderen Ländern gibt. Da können sich
Fahrgäste auf einen Notplan verlassen. Das hat die GDL mit ihrem rabiaten
Auftreten nicht geliefert.
Was bringt ein früh angekündigter Streik, der nicht wehtut?
Jeder Streik tut weh. Die Deutsche Bahn hat ja trotzdem Verluste. Man kann
mit einem Streik auch dem Arbeitgeber schaden, ohne die Fahrgäste in
Mitleidenschaft zu ziehen.
Was werfen Sie der Bahn vor?
Sie haben es seit dem großen Streikjahr 2015 nicht geschafft, Ruhe in den
Konflikt zu bringen. Die Lokführer werden nach wie vor nicht gut bezahlt.
Auch die Ausbildungsbedingungen müssen angesichts des Fachkräftemangels
verbessert werden. Die Bahn muss mehr liefern …
… und ist ja [2][selbst in finanziellen Schwierigkeiten]. Liegt es am
schlechten Management?
Hinter den Kürzungen steht ja der Eigentümer, der Bund, der mehr
investieren müsste: in die Infrastruktur und in die Netze, und genau das
geschieht eben nicht in ausreichendem Maße. Deutschland gibt nach wie vor
deutlich weniger Geld pro Kopf für den Schienenverkehr aus als andere
Länder.
Im Nahverkehr sind Pendler*innen weniger vom Streik betroffen, weil es
dort mehr Konkurrenz gibt. Braucht es auch auf den Fernstrecken der Bahn
mehr Öffnung?
Es gibt bereits interessante Konzepte für eine Bahnreform. Wir schlagen
beispielsweise ein Modell vor, in dem das Netz in öffentlicher Hand bleibt,
aber der Betrieb von der Sparte mehr getrennt ist. Das würde auch mehr
Wettbewerb zulassen. Ob das dann staatliche oder private Betreiber sind,
ist sekundär. Aber es fehlt definitiv an Wettbewerb. Die Konkurrenz sind
derzeit noch Flugzeuge und Busse.
Was müsste passieren, damit eine Bahnreform aus Ihrer Sicht gelingt?
Langfristig wünschen wir uns eine radikale Bahnreform 2.0, aber kurzfristig
braucht es Schritte dahin: eine stärkere Trennung von Netz und Betrieb und
eine bessere Finanzierung. Die internationale Kooperation läuft ja schon,
wir wollen da aber mehr Tempo. Und wir wollen, dass die Staatsbahnen
aufhören nur bis zu den Landesgrenzen zu denken. Der österreichische
Bahnkonzern etwa ist auch ein Staatskonzern, der aber europaweit denkt.
Der Streik soll Passagiere nur knapp 48 Stunden treffen. Haben Sie trotzdem
Sorge, dass der Arbeitskampf dazu führt, dass die Schiene als
Verkehrsmittel langfristig gegen das Auto verliert?
Definitiv. Das sehen wir als große Gefahr. Viele Menschen sind durch Corona
ohnehin schon aufs Auto umgestiegen. Und wenn jetzt, wo sich gerade alles
wieder normalisiert, die Streiks in den nächsten Ausnahmezustand führen,
dann ist das nicht zuträglich und wird auch langfristige Folgen haben.
11 Aug 2021
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## AUTOREN
Sunny Riedel
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