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# taz.de -- Bedrohtes Naturwunder in Australien: Streit ums Great Barrier Reef
> Australien will Herabstufung des Korallenriffs durch die Unesco
> verhindern – aber die eigene Politik nicht verändern.
Bild: In großen Teilen tot: Great Barrier Reef
Canberra taz | Wenn das Welterbekomitee der Unesco, das derzeit im
chinesischen Fuzhou per Videokonferenz tagt, der Empfehlung seiner Experten
folgt, könnte das Great Barrier Reef vor der Ostküste Australiens am
Freitag auf die sogenannte Rote Liste der gefährdeten Weltnaturerbestätten
gesetzt werden. Die Folgen des Klimawandels hätten dort in den letzten
Jahren zum Absterben von rund 50 Prozent der Korallen geführt, so ein
Vorbericht. Der Zustand des Riffs müsse deshalb von „schlecht“ auf „sehr
schlecht“ korrigiert werden.
Die Expertenkommission der Unesco [1][hatte die Rückstufung im Juni
empfohlen]. Seither tobt zwischen der Sonderorganisation der Vereinten
Nationen und der australischen Regierung ein Verbalkrieg. Die australische
Umweltministerin Sussan Ley wirft der Körperschaft vor, Canberra nicht
vorgängig über die Empfehlung der Kommission informiert zu haben. Der
konservative Senator James Paterson sieht die Entscheidung als Rache
Chinas, das in diesem Jahr dem Welterbekomitee vorsteht und mit dem sich
Australien in einem Handelskonflikt befindet.
Alle Vorwürfe wurden von der Unesco vehement zurückgewiesen. In der
Hoffnung, die Mitgliederstaaten noch umstimmen zu können, lud die
australische Regierung die Botschafter von 13 Ländern zu einem
Schnorchelausflug am Riff ein. Die Diplomaten sollten sich selbst einen
Eindruck verschaffen können, wie es um das Naturwunder steht.
Es ist zu bezweifeln, dass sich die Botschafter von der Schönheit der
Korallen täuschen ließen. Die gibt es an vielen Orten des Great Barrier
Reefs weiterhin. Ein immer größer werdender Teil des 348.700
Quadratkilometer umfassenden Gebiets [2][aber gleicht einer Wüste aus
grauem, schleimigem Korallenschrott]. Primäre Ursache der Zerstörung sind
drei Unterwasser-Hitzewellen, die das Riff 2016, 2017 und 2020 heimgesucht
hatten. Einen geringeren negativen Einfluss auf die Gesundheit des Riffs
hätten Abwässer aus der Landwirtschaft. Nachhaltig durchgeführter Tourismus
wird als wenig bedenklich gesehen.
## Blamage für Australien
Eine Abstufung auf die Rote Liste wäre für ein reiches Industrieland wie
Australien eine Blamage. Sie hätte schwere Folgen für Australien als
Urlaubsziel. Die Tatsache, dass das Riff seit 1981 als Weltnaturerbe gilt,
ist für viele Besucher einer der Gründe für eine Reise nach „Down Under“.
Mehrere führende Meeresbiologen, unter ihnen der Korallenexperte Ove
Hoegh-Guldberg, haben in den letzten Tagen die Unesco in einem Schreiben
aufgefordert, dem Druck Canberras nicht nachzugeben und das Riff auf die
Rote Liste zu setzen. Dieser drastische Schritt könne die Regierung
vielleicht zu einem Richtungswechsel in der Klimapolitik veranlassen,
glauben die Wissenschaftler. Die konservative Regierung unter
Premierminister Scott Morrison will unter dem Pariser Abkommen nur das
absolute Minimum an Emissionen reduzieren, denn der Klimaschutz bedroht
zwei von Australiens wichtigsten fossilen Exportprodukten: Kohle und
Erdgas.
20 Jul 2021
## LINKS
[1] /Klimawandel-schaedigt-Barrier-Reef/!5780234
[2] /Zum-Tag-der-Ozeane/!5687905
## AUTOREN
Urs Wälterlin
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