| # taz.de -- Bismarck-Stiftung redet über Denkmal mit: Rechte kuscheln sich an … | |
| > Bei einer Diskussion der Hamburger Kulturbehörde sitzt die | |
| > Otto-von-Bismarck-Stiftung mit am Tisch, die rechtslastiges Personal | |
| > beschäftigt. | |
| Bild: Herausgeputzt wurde Hamburgs Bismarck schon, um die Kontextualisierung wi… | |
| Die Diskussion um das Bismarck-Denkmal in Hamburg hält an. Kultursenator | |
| Carsten Brosda (SPD) strebt eine neue Kontextualisierung der steinernen | |
| Figur des „Eisernen Kanzlers“ im Alten Elbpark an. Im Rahmen der laufenden | |
| Sanierung sollten „Bismarcks vielschichtig verflochtene Bezüge zu | |
| Nationalismus, Kolonialismus und Nationalsozialismus sowie zu Fragen von | |
| Verfolgung, Diskriminierung und sozialer Gerechtigkeit“ herausgearbeitet | |
| werden. | |
| Am Donnerstagnachmittag findet [1][ein digitales Podiumsgespräch] statt. | |
| Mit dabei: Ulf Morgenstern von der Otto-von-Bismarck-Stiftung. Dort | |
| arbeitet auch Maik Ohnezeit. Der ist Leiter der Archiv- und | |
| Museumspädagogik sowie laut Website Referent für historisch-politische | |
| Bildung der Bundesstiftung. Auf dieser Webseite ist neben Ohnezeits | |
| beruflicher Vita auch sein publizistisches Engagement nachzuvollziehen – | |
| das rechtsextreme Kontakte offenbart. | |
| Im österreichischen [2][Ares-Verlag] hat er gemeinsam mit Jan Ganschow und | |
| Olaf Haselhorst „Der Deutsch-Dänische Krieg 1864“ veröffentlicht. Das | |
| Autorentrio gab in dem Verlag auch den Sammelband „Der Deutsch-Französische | |
| Krieg 1870/71“ heraus. | |
| Der rechtsextreme Verlag aus Graz hat ein einschlägiges Programm. Zu | |
| seinen Autoren zählen etwa der NPD-Funktionär Olaf Rose, Compact-Autor Kai | |
| Voss oder auch der neurechte Theoretiker [3][Karlheinz Weißmann]. Der | |
| Geschäftsführer Wolfgang Dvorak-Stocker steht der rechtsextremen | |
| Identitären Bewegung nahe. | |
| ## Co-Autoren aus rechtsextremer Burschenschaft | |
| Aber auch Ohnezeits Co-Autoren haben Beziehungen zur extremen Rechten. Dem | |
| Hamburger Bündnis gegen rechts fiel etwa auf, dass Ganschow und Haselhorst | |
| der [4][rechtsextremen Hamburger Burschenschaft Germania (HBG)] angehören. | |
| Als die taz im Oktober 2020 berichtete, dass Ganschow zudem [5][als | |
| Regierungsdirektor im Bundesverteidigungsministerium tätig] ist, kündigte | |
| ein Ministeriumssprecher eine Überprüfung an. | |
| Haselhorst wiederum wurde 2016 zum stellvertretenden Vorsitzenden der Alten | |
| Herren gewählt. Der ehemalige Offizier arbeitete als Historiker, war | |
| leitender Redakteur der Zeitschrift Der Schlesier und schreibt für die | |
| Sezession. Beide werden vom Verfassungsschutz beobachtet. | |
| Die Personalie Ohnezeit ist auch wegen der Historie der Stiftung relevant. | |
| Denn bereits zur Gründung fielen rechte Vernetzungen auf. Im Juni 1997 | |
| hatte die Bonner Koalition dem Gesetz zur Umwandlung der unselbständigen | |
| Otto-von-Bismarck-Stiftung in eine des öffentlichen Rechts zugestimmt. Das | |
| 2019 verstorbene Oberhaupt der Bismarck-Familie, Fürst Ferdinand von | |
| Bismarck, war nicht nur Vorstandsmitglied der Stiftung, sondern auch | |
| Schirmherr des „Bismarckbundes e. V.“. | |
| In diesem 1981 gegründeten Verein versammelten sich Rechtsextremisten und | |
| Revanchisten. Stellvertretender Vorsitzender war bis zu seinem Tod Hugo | |
| Wellems, ehemaliger Referent im NS-„Ministerium für Volksaufklärung und | |
| Propaganda“. Gegenwind bekam die Stiftung damals, weil die SPD-Abgeordnete | |
| Uta Titze-Stecher „Bedenken hinsichtlich des demokratischen | |
| Vorbildcharakters Bismarcks“ geltend machte. | |
| Felix Krebs vom Hamburger Bündnis „wundert wenig, dass eine Stiftung, die | |
| apologetisch das Andenken an einen Antidemokraten und Reaktionärs pflegt, | |
| eine offene Flanke nach rechtsaußen hat“. Dass Senator Brosda dieser | |
| Stiftung allerdings breiten Raum bietet und [6][die „kritische | |
| Zivilgesellschaft“ ausgeschlossen bleibe], sei „ein falsches Signal“. | |
| 17 Jun 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://zoom.us/j/94373478059#success | |
| [2] /Verfassungsschutz-und-Naziszene/!5107557 | |
| [3] /Neurechter-Denker-Karlheinz-Weissmann/!5399096 | |
| [4] /Gericht-lehnt-Burschenschaft-Antrag-ab/!5735239 | |
| [5] /Rechter-im-Verteidigungsministerium/!5719181 | |
| [6] /Zukunft-des-Hamburger-Bismarck-Denkmals/!5774629 | |
| ## AUTOREN | |
| Andreas Speit | |
| ## TAGS | |
| Kolumne Der rechte Rand | |
| Bismarck | |
| Burschenschaft | |
| Kulturbehörde Hamburg | |
| Denkmal | |
| Deutscher Kolonialismus | |
| Denkmal | |
| Bismarck | |
| Kolumne Die Nafrichten | |
| Lesestück Recherche und Reportage | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Bismarck-Denkmal in Hamburg: Ein neuer Mantel für den Kanzler | |
| Wie mit dem rassistischen Erbe umgehen? Was mit einem Denkmal wie dem für | |
| Otto von Bismarck in Hamburg machen? Ein Workshop will Antworten finden. | |
| Kolonialverbrecher aus Hannover: Zu viel der Ehre | |
| In Hannover gibt es Protest gegen ein Kolonialdenkmal für Carl Peters. | |
| Vergangene Versuche, es umzudeuten, sind Aktivist*innen zu wenig. | |
| Zukunft des Hamburger Bismarck-Denkmals: Zankapfel aus Granit | |
| In dieser Woche beginnen die Workshops zur Kommentierung des umstrittenen | |
| 34-Meter-Standbilds. Und die sind selbstverständlich auch umstritten. | |
| Wer schreibt die Geschichte?: Bürgis und Bismarck | |
| Wer Freiheit und Gleichheit in Kunst und Wissenschaft voranbringen will, | |
| wird oft beschuldigt, die Historie umschreiben zu wollen. Da ist was dran. | |
| Denkmalstreit in Hamburg: Wenn Granit weich wird | |
| Das Bismarck-Denkmal ragt über dem Hamburger Hafen in den Himmel. Derzeit | |
| wird es saniert – umso lauter erklingt die Kritik am umstrittenen Kanzler. |