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# taz.de -- Nach Entführung von Roman Protassewitsch: EU sperrt Luftraum für …
> In der Nacht riegelten die EU und Ukraine den Luftraum für belarussische
> Flugzeuge ab. Weitere Wirtschaftssanktionen sollen folgen.
Bild: Dürfen derzeit nicht über die EU und die Ukraine fliegen: bellarussisch…
Kiew taz | Seit Mitternacht zum Samstag fliegt kein einziges belarussisches
Flugzeug mehr Richtung Westen. Als Reaktion auf das Kidnapping des
[1][belarussischen oppositionellen Journalisten Roman Protassewitsch] und
dessen russischer Freundin Sofia Sapega hat die Europäische Union den
gesamten eigenen Luftraum für Flugzeuge aus dem Reich von Diktator
Lukaschenko gesperrt. Damit dürfen belarussische Flugzeuge weder den
europäischen Luftraum nutzen noch Flughäfen der EU anfliegen. Zuvor hatte
die EU-Agentur für Luftsicherheit EASA allen europäischen
Fluggesellschaften empfohlen, Belarus zu umfliegen.
Kritisiert wird die Sperrung des EU-Luftraumes von dem Dachverband der
Fluggesellschaften IATA. Er spricht von einer Politisierung der
Luftsicherheit.
Diese neuen Sanktionen treffen die belarussische Wirtschaft. Nach Angaben
des oppositionellen Portals [2][charter97.org] hatte Belarus noch 2019 für
die Nutzung seines Luftraumes 85 Millionen Euro erwirtschaftet. Am Freitag
berichtet die staatliche Nachrichtenagentur Belta.by, die Fluggesellschaft
Belavia werde nun aber ihre Flüge nach Moskau, Istanbul, Tiflis und das
georgische Batumi weiter ausbauen.
## Weitere Sanktionen angekündigt
EU-Ratspräsident Charles Michel kündigte bereits weitere Sanktionen gegen
das Land an. Wenn, wie von Außenminister Maas schon in Erwägung gezogene
Sanktionen gegen die Kaliindustrie verhängt würden, würde das einen
Industriezweig treffen, dessen Exportvolumen bei anderthalb Milliarden
Dollar pro Jahr liegt.
Sanktionen gegen die belarussische Gaspipeline würden Einbußen von jährlich
345 Millionen Dollar bedeuten.
Ein Boykott der belarussischen Pipeline, so der ukrainische Kolumnist
Serhij Fursa in der Zeitung Nowoje Wremja, könnte Northstream-2 retten und
gleichzeitig der Ukraine ermöglichen, ihre Einnahmen aus dem Transport von
russischem Gas durch ihre Pipeline sogar noch zu erhöhen.
Harte Sanktionen, so zitiert das Portal charter97.org den
Wirtschaftsexperten Wadim Iosub, würden Einbußen zwischen zwei und drei
Milliarden Dollar pro Jahr bedeuten.
## Ukraine sperrt auch den Luftraum
Auch die Ukraine hat den Luftraum für belarussische Flugzeuge gesperrt und
gleichzeitig Flüge nach und über Belarus verboten. Seit dem [3][Kidnapping
von Protassewitsch] sind die Beziehungen zwischen beiden Ländern sehr
angespannt. Vorbei sind die Zeiten, in denen ein lachender Lukaschenko dem
Journalisten Savik Schuster erklären konnte, wenn er überhaupt in die
Ukraine vordringe, dann nur mit einem Traktor und einem Pflug.
In den vergangenenTagen hat die Ukraine ihre Grenztruppen zu Belarus
verstärkt. Auch wirtschaftlich machen sich nun beide Länder das Leben
schwer. So hat die Ukraine, die nach Russland der zweitwichtigste
Handelspartner von Belarus ist, eine 35-prozentige Gebühr für
Lasttransporte aus Belarus beschlossen. Sollte die Ukraine auch
belarussische Hersteller von Ölprodukten sanktionieren, wird das eine
spürbare Auswirkung auf die eigenen Verbraucher haben. Mehr als die Hälfte
seiner Ölprodukte erhält das Land aus Belarus.
Am Samstag unterschrieb Alexander Lukaschenko einen Beschluss des
nationalen Sicherheitsrates, in dem dessen Rolle weiter gestärkt wurde.
Gleichzeitig beauftragte er die Regierung, Änderungen an den Gesetzen zur
Ausnahmesituation und dem Kriegsrecht vorzunehmen. Mit diesen Änderungen
sollten „Bedrohungen der nationalen Sicherheit neutralisiert werden“, so
die regierungsamtliche Nachrichtenagentur belta.by.
5 Jun 2021
## LINKS
[1] /Festgenommener-Blogger-in-Belarus/!5774183
[2] https://charter97.org/en/news/
[3] /Entfuehrter-Oppositioneller-in-Belarus/!5776475
## AUTOREN
Bernhard Clasen
## TAGS
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Roman Protassewitsch
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