# taz.de -- Rechtsaußen in der Werteunion: Vizechef war Neonazi | |
> Seit dem Wochenende ist Klaus Dageförde neuer Vizevorsitzender der | |
> Werteunion. In den 1980ern war er in der rechtsextremen Szene aktiv. | |
Bild: Ein Infostand der Werteunion steht auf einem Wahlkampftermin der CDU-Frak… | |
Berlin taz | Seit Tagen steht die Werteunion wegen ihres neuen | |
Bundesvorsitzenden, dem Ökonomen und Fondsmanager Max Otte in der Kritik. | |
Otte war Kuratoriumsvorsitzender der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung | |
und [1][gilt als AfD-nah], er verfügt über gute Kontakte in die radikal | |
rechte Partei. Seine Wahl wird entsprechend als weiterer Öffnungsschritt | |
des Vereins in Richtung AfD gesehen – und damit zu radikal Rechten. Ein | |
Stellvertreter Ottes aber hat noch eine ganz andere Geschichte. | |
Klaus Dageförde, der am vergangenen Wochenende zum stellvertretenden | |
Bundesvorsitzenden der Werteunion gewählt wurde, war in den 1980er Jahren | |
Neonazi. Das geht aus einer Anklageschrift der Stuttgarter | |
Staatsanwaltschaft aus dem Jahr 1990 hervor, die der taz in Auszügen | |
vorliegt. Archiviert hat sie das Apabiz, das Antifaschistische Pressearchiv | |
und Bildungszentrum in Berlin. | |
Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft wirft Dageförde darin vor, als | |
„Rädelsführer“ eine verbotene Organisation fortgeführt zu haben, insgesa… | |
waren 21 Personen angeklagt. Bei der Organisation handelt es sich um die | |
von Michael Kühnen gegründete Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationale | |
Aktivisten (ANS/NA), die sich als Fortführung von NSDAP und SA verstand. | |
Ende 1983 wurde sie von dem damaligen CSU-Innenminister Friedrich | |
Zimmermann verboten und aufgelöst. | |
Laut Anklage soll Dageförde seit 1985 Mitglied der „Bewegung“ gewesen sein, | |
dann „Kameradschaftsführer Bamberg“ und „Beauftragter für den Gau Bayer… | |
Der Prozess begann im Februar 1991 und platzte im Mai 1994 nach 124 | |
Verhandlungstagen. | |
## Otte erkennt kein Problem | |
Dageförde gibt zu, in der rechtsextremen Szene aktiv gewesen zu sein. „Ich | |
streite nicht ab, dass ich mich in den 80er-Jahren zwei oder drei Jahre | |
lang in dieser rechten Szene bewegt habe“, sagte er der taz. Auch räumte er | |
ein, in die Szene eingebunden gewesen zu sein, aber: „Kameradschaftsführer | |
in Bamberg war ich nicht.“ | |
Danach habe er jeglichen Kontakt zu diesen rechten Organisationen | |
abgebrochen. „Das Verfahren wurde eingestellt, ich habe damit seit 30 | |
Jahren nichts mehr zu tun“, so Dageförde weiter. Der taz liegen keine | |
Anhaltspunkte dafür vor, dass dies nicht stimmt. Die Stuttgarter | |
Staatsanwaltschaft teilte auf Anfrage mit, zu einzelnen | |
Verfahrensbeteiligten äußere sie sich grundsätzlich nicht. Dageförde sagte, | |
er sei 2004 in die CDU eingetreten. | |
Nach Angaben von Werteunionchef Otte hat Dageförde bei der Versammlung des | |
Vereins am Wochenende seine Neonazivergangenheit angesprochen. „Herr | |
Dageförde hat in seiner Bewerbungsrede gesagt, dass er vor vielen Jahren | |
kurz in der rechten Szene unterwegs war, dass er aber seit 30 Jahren clean | |
ist und nichts mehr mit der rechten Szene und rechtsextremem Gedankengut zu | |
tun hat“, sagte Otte der taz. „Das reicht mir.“ | |
Die Werteunion ist keine Parteiorganisation der CDU, sondern ein Verein, in | |
dem sich vor allem Mitglieder vom rechten Rand der Union organisieren. Sie | |
hat etwa 4.000 Mitglieder, Aushängeschild ist der ehemalige | |
Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen, der in Südthüringen für den | |
Bundestag kandidiert. | |
Maaßen hatte nach der Wahl des neuen Bundesvorstands verkündet, er verfolge | |
die Entwicklung der Werteunion „mit Sorge“ und lasse seine Mitgliedschaft | |
ruhen. Ähnlich äußerte sich Ottes Vorgänger an der Spitze der Werteunion, | |
Alexander Mitsch. | |
CDU-Chef Laschet hatte sich schon zu Wochenbeginn als für die Werteunion | |
[2][nicht zuständig erklärt.] Der Verein gehöre nicht zur Unionsfamilie, | |
deshalb werde es auch kein Gespräch mit Otte geben. | |
2 Jun 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Maassen-Freund-Max-Otte/!5771529 | |
[2] /Neuer-Werteunion-Chef-Max-Otte/!5775781 | |
## AUTOREN | |
Sabine am Orde | |
## TAGS | |
Schwerpunkt AfD | |
IG | |
Werteunion | |
Rechtsextremismus | |
Schwerpunkt Neonazis | |
GNS | |
CDU/CSU | |
Rechtsextremismus | |
Kolumne Die Nafrichten | |
Schwerpunkt AfD | |
Werteunion | |
Werteunion | |
Schwerpunkt AfD | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Dokumentationszentrum Apabiz wird 30: Antifa ist Archivarbeit | |
Das Berliner Apabiz dokumentiert seit 30 Jahren die extreme Rechte in | |
Deutschland. Zum Geburtstag wünscht es sich finanzielle Unabhängigkeit. | |
Maaßen will Journalist*innen prüfen: Der CDU-Gesinnungstest | |
Der Unionskandidat Maaßen schlägt vor, Journalist:innen mit Kontakten | |
zur linken Szene zu überprüfen. Unser Autor hat den Test schon mal | |
konzipiert. | |
Desiderius-Erasmus-Stiftung: Steinbach auf Mission Feigenblatt | |
Die Vorsitzende der AfD-nahen Erasmus-Stiftung verteidigt sich gegen | |
Bestrebungen, die Stiftung von öffentlicher Förderung auszuschließen. | |
CDU und Werteunion: Unvereinbarkeitsbeschluss, jetzt | |
Wenn die CDU sich glaubhaft nach rechts abgrenzen will, muss sie mit der | |
Werteunion brechen. Das geht – wenn Laschet es will. | |
Neuer Werteunion-Chef Max Otte: CDU fühlt sich nicht zuständig | |
Nach der Wahl des AfD-Freundes Max Otte zum Chef der Werteunion zieht sich | |
die CDU-Spitze auf Formalia zurück. Der Verein sei nicht Teil der Union. | |
Maaßen-Freund Max Otte: AfD-Fan wird Chef der Werteunion | |
Die WerteUnion ist für ihren Drang nach rechts berüchtigt. Jetzt hat sie | |
mit Max Otte einen Chef, der Sympathien für ganz rechts hegt. |