| # taz.de -- Julian Reichelt gegen den „Spiegel“: Einstweilige Verfügung er… | |
| > „Bild“-Chef Julian Reichelt hat eine einstweilige Verfügung gegen den | |
| > „Spiegel“ erwirkt. Der betreffende Artikel steht aber noch unverändert | |
| > online. | |
| Bild: Julian Reichelt hat eine einstweilige Verfügung gegen den „Spiegel“ … | |
| „Verdachtsberichterstattung“ bedeutet, dass Medien über Anschuldigungen | |
| gegen eine Person berichten, die noch nicht zweifelsfrei belegt sind. In | |
| der Regel wird Verdachtsberichterstattung mit großem öffentlichen Interesse | |
| begründet, etwa aufgrund eines wichtigen Postens oder des Promi-Status | |
| einer Person. Verdachtsberichterstattung ist jedoch nur zulässig, wenn der | |
| beschuldigten Person ausreichend Zeit und Gelegenheit gegeben wird, sich zu | |
| allen gegen sie erhobenen Vorwürfen zu äußern. | |
| [1][Im März hat der Spiegel] eine solche Verdachtsberichterstattung über | |
| den Bild-Chef Julian Reichelt betrieben. Gegen den entsprechenden Artikel | |
| hat Reichelt nun offenbar einen juristischen Teilerfolg erzielt. Laut Neue | |
| Zürcher Zeitung hat das Landgericht Hamburg eine einstweilige Verfügung | |
| gegen einzelne Behauptungen aus einer Spiegel-Recherche über Reichelt vom | |
| 12. März ausgestellt. Das Gericht geht offenbar davon aus, dass Reichelt | |
| nicht ausreichend Gelegenheit gegeben wurde, um sich zu äußern. | |
| Der Spiegel bestätigt, dass eine einstweilige Verfügung eingegangen ist. | |
| Das Gericht habe begründet, dass „prozessual davon auszugehen ist, dass dem | |
| Antragsteller keine ausreichende Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben | |
| wurde“. Der Spiegel möchte sich aber nicht äußern, um welche Behauptungen | |
| es genau geht. | |
| Der Bild-Chefredakteur war im März zehn Tage [2][von seinem Posten | |
| beurlaubt worden], wegen interner Vorwürfe gegen seinen Führungsstil und | |
| mutmaßlicher Vermischung von beruflichen und privaten Verhältnissen. Der | |
| Spiegel berichtete damals, dass „rund ein halbes Dutzend Mitarbeiterinnen“ | |
| Beschwerden gegen Reichelt vorgebracht hätten, unter anderem wegen Mobbing, | |
| Nötigung und Machtmissbrauch. | |
| ## Artikel ist noch unverändert online | |
| Unter dem Titel „Vögeln, fördern, feuern“ sprach der Spiegel von einem | |
| „System Reichelt“, in dem der Chefredakteur als erratischer Vorgesetzter | |
| beschrieben wurde, der nach Laune und persönlichem Geschmack vor allem | |
| weibliche Mitarbeiterinnen schnell fördere – oder auch schnell abserviere. | |
| Die Überschrift des Artikels soll ein verlagsinternes Zitat sein, mit dem | |
| jemand bei Springer dieses „System Reichelt“ beschreibe. | |
| Im März sagte der Spiegel der taz, man habe für diesen Artikel den | |
| Bild-Chef mehrfach „offiziell über die Pressestelle des | |
| Axel-Springer-Verlages“ konfrontiert. Von der Pressestelle habe man | |
| daraufhin Stellungnahmen erhalten. Reichelt gibt nun offenbar an, „von der | |
| Kommunikationsabteilung des Axel-Springer-Verlages nicht über unsere Fragen | |
| informiert worden zu sein“. | |
| Das hat Reichelt eidesstattlich versichert, wie einem Hinweis zu entnehmen | |
| ist, den der Spiegel unter den Artikel gesetzt hat. Eine Spiegel-Sprecherin | |
| sagte der taz am Freitag, man gehe beim Verlag „weiter davon aus, dass es | |
| ausreichend war, Stellungnahmen über die Unternehmenskommunikation | |
| einzuholen“. | |
| Der Text ist nach wie vor unverändert online. Außer dem genannten Hinweis | |
| gab es keine Änderungen. Bisher deutet nichts darauf hin, dass bestimmte | |
| Behauptungen gerichtlich verboten worden sind. Seitens des Spiegel heißt | |
| es, man prüfe, ob man überhaupt Widerspruch einlegen werde, „auch vor dem | |
| Hintergrund, dass die Folgen für den Artikel gering sind“. | |
| 21 May 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Verfahren-gegen-Bild-Chef-Reichelt/!5756721 | |
| [2] /Bild-Chef-Reichelt-nach-Freistellung/!5761445 | |
| ## AUTOREN | |
| Peter Weissenburger | |
| ## TAGS | |
| Bild-Zeitung | |
| Julian Reichelt | |
| Der Spiegel | |
| GNS | |
| Bild-Zeitung | |
| Datenschutzgrundverordnung | |
| Kolumne Flimmern und Rauschen | |
| Axel Springer | |
| Julian Reichelt | |
| Schwerpunkt Zeitungskrise | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| „Bild“ im linearen Fernsehen: Tauziehen mit Raubkatzen | |
| „Bild Live“ will „Deutschlands Newssender“ sein. Inhaltlich gibt es aber | |
| Gefühle und Politik in Großbuchstaben. | |
| Werbetracking bei Onlinemedien: Daten „zum Wucherpreis“ | |
| Eine österreichische NGO hat Beschwerde gegen Medien wie „Spiegel.de“ | |
| eingelegt. Sie sagt: Die Zustimmung zu Werbetracking sei nicht freiwillig. | |
| „Bild“-TV im Kabelnetz: Die Bild-Bams-Glotze | |
| Ab dem 22. August gibt es die „Bild“ auch über Kabel und Satellit. Dafür | |
| holt die Zeitungen sogar Protagonisten aus der Versenkungen zurück. | |
| Enthüllungsbuch über „Bild“: Die Brutalität des Boulevards | |
| Nach fast zehn Jahren „Bildblog“ folgt das Buch von Mats Schönauer und | |
| Moritz Tschermak. Sie zeigen gefährliche Mechanismen der „Bild“ auf. | |
| „Bild“-Chef Reichelt nach Freistellung: Er ist wieder da | |
| „Bild“-Chef Julian Reichelt ist zurück. Er gesteht Fehler ein, darf seinen | |
| Job aber behalten. Dafür muss er den künftig wieder mit einer Frau teilen. | |
| Verfahren gegen „Bild“-Chef Reichelt: Viel größer als Julian | |
| Da kommt was auf den Springer-Verlag zu. Etwas, das die ganze Medienbranche | |
| betrifft. Mitarbeiter*innen lassen sich nicht mehr alles gefallen. |