| # taz.de -- Urteil gegen Frau aus Leverkusen: IS-Terroristin muss ins Gefängnis | |
| > Ein Düsseldorfer Gericht hat die 35-Jährige zu vier Jahren Haft | |
| > verurteilt. Sie war ins IS-Gebiet in Syrien ausgereist und ließ dort eine | |
| > Jesidin als Sklavin für sich arbeiten. | |
| Bild: Die Angeklagte hatte vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf ein Teilgestä… | |
| Düsseldorf dpa | Eine Syrien-Rückkehrerin aus Leverkusen ist als | |
| [1][IS-Terroristin] zu vier Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden. | |
| Das Düsseldorfer Oberlandesgericht sprach die Frau am Mittwoch nicht nur | |
| als Terroristin, sondern auch wegen Kriegsverbrechen gegen das Eigentum, | |
| Kriegswaffenbesitz, Verletzung der Fürsorgepflicht und Beihilfe an | |
| Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig. Sie habe sich inzwischen aber | |
| glaubhaft vom IS distanziert, befand das Gericht. | |
| Die Frau hatte ein Teilgeständnis abgelegt. Die Bundesanwaltschaft hatte in | |
| ihrem Plädoyer vier Jahre und acht Monate Haft gefordert, die Verteidiger | |
| dreieinhalb Jahre. | |
| Die inzwischen 35-Jährige war im Februar 2015 mit ihrer damals dreijährigen | |
| Tochter nach Syrien ausgereist, hatte einen hochrangigen IS-Terroristen aus | |
| Husum geheiratet und sich selbst der [2][Terrormiliz Islamischer Staat | |
| (IS)] angeschlossen. Ihr Ehemann Ismail S. hatte der 2012 verbotenen | |
| Solinger Salafisten-Gruppe Millatu Ibrahim angehört. | |
| Eine vom IS versklavte Jesidin hatte in dem Prozess als Zeugin ausgesagt: | |
| Sie habe als Sklavin regelmäßig den Haushalt der Leverkusenerin putzen | |
| müssen. | |
| ## Islamismus aus Naivität? | |
| Inzwischen ist die 35-Jährige aus Leverkusen dreifache Mutter. Nach dem | |
| Zusammenbruch des vom IS ausgerufenen Kalifats war sie in kurdische | |
| Gefangenschaft geraten. Unmittelbar nach ihrer Ankunft in Deutschland am | |
| 24. Juli 2020 war sie am Frankfurter Flughafen festgenommen worden. Ihre | |
| Tochter befindet sich seitdem in der Obhut des Frankfurter Jugendamtes. | |
| Die in Mazedonien geborene Deutsche hatte gesagt, sie sei naiv gewesen und | |
| bereue, den Versprechen des IS geglaubt zu haben. Über eine Facebook-Gruppe | |
| namens „Iman, Hijrah und Jihad“ (Glaube, Auswandern und Heiliger Krieg) sei | |
| sie in Kreise radikaler Islamist:innen geraten. | |
| Die Bundesanwaltschaft hatte kritisiert, die Frau habe vor Gericht „keine | |
| Reue, kein Schuldeingeständnis, sondern nur Selbstmitleid“ gezeigt. Dass | |
| sie die jesidische Sklavin ausgenutzt und für sich hatte putzen lassen, | |
| trug der Leverkusenerin die größte Einzelstrafe ein, obwohl sie selbst | |
| nicht die Sklavenhalterin gewesen war, sondern die Konstanzerin Sarah O., | |
| die sich in einem weiteren Prozess am Oberlandesgericht verantworten muss. | |
| Die damalige Sklavin, eine 30-Jährige aus dem Irak, ist inzwischen in einem | |
| Zeugenschutzprogramm untergebracht und hat bereits gegen mehrere ihrer | |
| damaligen Peiniger als Zeugin ausgesagt. „Die haben Freude daran gehabt, | |
| Ungläubige umzubringen“, hatte sie im Prozess über den IS berichtet. | |
| „14 Mal wurde ich beim IS verkauft, verschenkt und umgetauscht“, schilderte | |
| die Jesidin. Dabei sei sie von zwölf verschiedenen Männern vergewaltigt | |
| worden. Bei einem Luftangriff hatte sie vergeblich versucht, ihrem | |
| Martyrium zu entkommen. | |
| Ein Staatsanwalt hatte von einer möglichen Traumatisierung der Tochter der | |
| Leverkusenerin im Kriegsgebiet in Syrien berichtet: Sobald das Kind | |
| Flugzeuge höre, bekomme es Angstzustände. Dazu passte die Aussage der | |
| ehemaligen Sklavin: Wenn die Tochter der Leverkusenerin bei Luftangriffen | |
| geweint und geschrien habe, sei sie von ihrer Mutter geschlagen worden, | |
| hatte die Zeugin berichtet. | |
| 21 Apr 2021 | |
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