Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Urteil im Fall George Floyd: Ein wegweisendes Urteil
> Mit dem Schuldspruch Derek Chauvins wird eine Katastrophe verhindert.
> Biden sagt dem systematischen Rassismus den Kampf an. Keine leichte
> Aufgabe.
Bild: Gianna Floyd, die Tochter George Floyds, bei der Urteilsverkündung im Ve…
Die 12 Juror*innen von Minneapolis haben die USA vor einer Katastrophe
bewahrt. [1][In allen Anklagepunkten haben sie den Ex-Polizisten Derek
Chauvin wegen der Tötung des Schwarzen George Floyd für schuldig befunden].
Angesichts der Beweislage, der Aussagen von Zeug*innen und vor allem des
Videos von seinem Todeskampf war das eigentlich eine
Selbstverständlichkeit. Aber viel zu oft ist in Fällen von tödlicher
Polizeigewalt gegen Schwarze und People of Colour anders entschieden
worden.
Das Motto der Bewegung [2][„Black Lives Matter“] – Schwarze Leben zählen…
ist ja gerade aus der kollektiven Erfahrung entstanden, dass das exakte
Gegenteil der Fall ist. Viel zu oft zählen Schwarze Leben nicht auf der
Straße beim Zusammentreffen mit der Polizei, und nicht im Gerichtssaal, den
die Täter*innen ohne Strafe verlassen. Die Verurteilung von Derek
Chauvin wird ja eben deshalb bei den vielen Demonstrationen in den ganzen
USA so überschwänglich begrüßt, weil sie nicht die Regel ist, sondern die
Ausnahme.
Für die Verurteilung des Ex-Polizisten war es wichtig, dass Chauvin keine
Solidarität seiner Institution erfuhr. Ex-Kolleg*innen und auch der
Polizeichef von Minneapolis verurteilten sein Verhalten. Anders als
Chauvins Verteidiger behaupteten sie nicht, dass sein Vorgehen „vernünftig“
gewesen sei. Aber das war natürlich auch der Versuch, das Image der
Institution selbst zu retten – schlimmer Einzelfall eben.
Aber so wenig sinnvoll es ist, ausnahmslos allen im Polizeidienst
Beschäftigten per se rassistisches Fehlverhalten zu unterstellen – A.C.A.B
eben –, so falsch wäre es auch, über die lebenslange Erfahrung der
Schwarzen und POC-Communitiy hinweg zu sehen, für die das Auftauchen eines
Streifenwagens Lebensgefahr bedeutet. Nicht alle Polizist*innen sind
Mörder*innen, aber es ist ein mörderisches System.
Genau darauf ist [3][US-Präsident Joe Biden] in seiner Reaktion auf das
Urteil eingegangen, als er von einem ersten Schritt im Kampf gegen den
systemischen Rassismus sprach. Das ist zunächst nichts weiter als eine
Hoffnung. Die Polizei ist dezentral organisiert. Auf Auswahl, Ausbildung
und Einsatz der Polizist*innen hat die Bundesebene kaum Einfluss, und
die großen Polizeigewerkschaften unterstützten im vergangenen Wahljahr
mehrheitlich Donald Trump, der die „Black Lives Matter“-Bewegung als
linksradikale Terrorist*innen zu dämonisieren versuchte.
Wenn Biden ernst meint, was er da gesagt hat, wenn er das nicht nur als
Appell verstanden wissen, sondern vom Weißen Haus aus tatsächlich etwas
ändern wollte, hat er eine politische Kraftanstrengung ersten Ranges vor
sich. Das politische Momentum dafür wäre derzeit vorhanden. Es wäre der
Versuch, dem Tod George Floyds einen Sinn zu geben.
21 Apr 2021
## LINKS
[1] /Urteil-im-Fall-George-Floyd/!5768113
[2] /Black-Lives-Matter-Debatte/!5693764
[3] /Rassistische-Polizeigewalt-in-den-USA/!5691894
## AUTOREN
Bernd Pickert
## TAGS
George Floyd
Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
USA
Minnesota
GNS
Schwerpunkt Rassismus
Satire
Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
Black Lives Matter
Black Lives Matter
Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
USA
Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
## ARTIKEL ZUM THEMA
Mord an US-Bürgerrechtler Malcolm X: Korrektur nach 56 Jahren
Justizirrtümer sind keine Seltenheit in den USA. Viele enden tödlich.
Manche führen zu späten Korrekturen – wie nun im Fall der Ermordung von
Malcolm X.
Neue Satiresendung „Aurel Original“: Kritik in Neonfarben
„Aurel Original“, zu sehen in der ZDF Mediathek, wagt sich an Zusammenhänge
heran. Funktioniert der Mix aus Unterhaltung und Bildungsanspruch?
Urteil im Mordfall George Floyd: 22,5 Jahre Haft
Derek Chauvin muss lange ins Gefängnis. Vielen ist das Urteil noch zu mild,
auch wenn Chauvin sich erstmals direkt an Floyds Familie wendet.
Prozess um Mord an George Floyd: Staatsanwaltschaft fordert 30 Jahre
Ende April wurde Derek Chauvin wegen des Mordes an George Floyd schuldig
gesprochen. Die Forderungen nach dem Strafmaß könnten nicht weiter
auseinander liegen.
Ein Jahr nach Tod von George Floyd: Zeit für Forderungen
Seit Floyds Tod geht Black Lives Matter verstärkt auf die Straße. Doch
systematische Unterdrückung von BIPoC wird nicht allein mit Demos beendet.
Nach Urteil im Fall George Floyd: Chauvin beantragt Neuauflage
Für die Verteidigung habe der verurteilte Ex-Polizist keinen fairen Prozess
bekommen. Einer der Geschworenen wurde mit einem Black-Lives-Matter-Shirt
abgelichtet.
Einsatz gegen schwarze Jugendliche: Polizeigewalt? Alles wie gehabt
Der Übergriff von Polizist*innen auf zwei schwarze Jugendliche auf St.
Pauli bleibt folgenlos, sagt der Hamburger Senat.
Urteil im Fall George Floyd: Schuldig
Tränen und Freudentänze: Nach der Urteilsverkündung feiern Menschen bis
tief in die Nacht. „Wir können jetzt wieder atmen“, sagt Floyds Bruder.
Tod von George Floyd: „Das Herz von Chauvin war zu klein“
Nach den Schlussplädoyers im Prozess gegen den Ex-Polizisten Derek Chauvin
kann jetzt jederzeit ein Urteil fallen. Es könnte neue Proteste auslösen.
Tod des Afroamerikaners Daunte Wright: Rücktritte und Proteste
Tod von Daunte Wright in den USA: Die Polizeischützin kündigt, der lokale
Polizeichef tritt zurück. Black-Lives-Matter-Proteste gehen weiter.
Proteste in Minnesota: Wieder müssen sie demonstrieren
Eine Polizistin erschießt einen Schwarzen Mann bei einer Verkehrskontrolle.
Aktivist*innen sagen: Es braucht strukturelle Änderungen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.