| # taz.de -- Prozess um Mord an George Floyd: Staatsanwaltschaft fordert 30 Jahre | |
| > Ende April wurde Derek Chauvin wegen des Mordes an George Floyd schuldig | |
| > gesprochen. Die Forderungen nach dem Strafmaß könnten nicht weiter | |
| > auseinander liegen. | |
| Bild: Die Verteidigung Derek Chauvins fordert eine Bewährungsstrafe für den E… | |
| Washington dpa | Im Prozess wegen der [1][Tötung des Schwarzen George | |
| Floyd] fordert die Verteidigung eine Bewährungsstrafe für den verurteilten | |
| weißen Ex-Polizisten Derek Chauvin. Zusätzlich solle Chauvin eine | |
| Gefängnisstrafe erhalten, die mit der Untersuchungshaft aber bereits | |
| verbüßt wäre, hieß es in einem am Mittwoch vom Gericht in Minneapolis | |
| veröffentlichten Antrag von Anwalt Eric Nelson. | |
| Die Staatsanwaltschaft fordert dagegen 30 Jahre Haft für Chauvin. Sie | |
| begründete dies am Mittwoch mit der besonderen Schwere der Tat, die Richter | |
| Peter Cahill bereits im vergangenen Monat anerkannt hat. Die Verkündung des | |
| Strafmaßes ist für den 25. Juni geplant. | |
| Nelson führte an, dass sein Mandant nicht vorbestraft sei. Der Ex-Polizist | |
| habe bis zu seiner Festnahme keine rechtlichen Probleme gehabt. Er habe | |
| hart gearbeitet und ein gesetzestreues Leben geführt. Der Anwalt begründete | |
| die Forderung nach einer Bewährungsstrafe auch damit, dass Polizisten eine | |
| kürzere Lebenserwartung hätten und Chauvin im Gefängnis zum Ziel von | |
| Angriffen werden könnte. | |
| Die Staatsanwaltschaft argumentierte dagegen, eine lange Haftstrafe würde | |
| „die tiefgreifenden Auswirkungen des Verhaltens des Angeklagten auf das | |
| Opfer, die Familie des Opfers und die Gemeinde berücksichtigen“. | |
| ## Mord zweiten Grades | |
| Die Geschworenen hatten Chauvin Ende April unter anderem [2][des Mordes | |
| zweiten Grades schuldig gesprochen]. Weil Richter Cahill die besondere | |
| Schwere der Tat bereits anerkannt hat, ist eine geringe Strafe | |
| unwahrscheinlich. Chauvin hatte auf nicht schuldig plädiert. Sein | |
| Verteidiger hatte argumentiert, dass die Gewaltanwendung gerechtfertigt | |
| gewesen sei, weil sich Floyd der Festnahme widersetzt habe. | |
| Zudem vertrat er die Meinung, dass Floyds Tod nicht primär auf | |
| Gewalteinwirkung zurückging, sondern vor allem auf bestehende Herzprobleme | |
| und Rückstände von Drogen in seinem Blut. Experten der Staatsanwaltschaft | |
| hatten diese Argumentation zurückgewiesen. | |
| Floyds gewaltsamer Tod am 25. Mai 2020 bei einem Polizeieinsatz in | |
| Minneapolis hatte in den USA Demonstrationen gegen Rassismus und | |
| Polizeigewalt ausgelöst. Auf Videos ist dokumentiert, wie Polizisten den | |
| Unbewaffneten zu Boden drückten. Chauvin presste dabei sein Knie gut neun | |
| Minuten lang auf Floyds Hals, während dieser flehte, ihn atmen zu lassen. | |
| Schließlich verlor Floyd das Bewusstsein und starb. Die Beamten hatten ihn | |
| wegen des Verdachts festgenommen, mit einem falschen 20-Dollar-Schein | |
| bezahlt zu haben. | |
| ## Drei weitere Angeklagte | |
| Neben dem schwerwiegendsten Anklagepunkt, Mord zweiten Grades ohne Vorsatz, | |
| befanden die Geschworenen Chauvin zwar auch wegen Mordes dritten Grades und | |
| Totschlags zweiten Grades schuldig. Nach geltendem Recht im Bundesstaat | |
| Minnesota wird das Strafmaß laut Experten aber nur vom schwerwiegendsten | |
| Anklagepunkt abhängen. | |
| Neben Chauvin sind drei weitere am Einsatz gegen Floyd beteiligte | |
| Ex-Polizisten angeklagt. Sie werden in einem Verfahren in Minneapolis ab | |
| März nächsten Jahres vor Gericht stehen. Ihnen wird Beihilfe zur Last | |
| gelegt. Auch ihnen könnten mehrjährige Haftstrafen drohen. | |
| Unabhängig von dem Verfahren in Minnesota ist gegen Chauvin auch vor einem | |
| Bundesgericht Anklage erhoben worden. Das US-Justizministerium teilte zur | |
| Begründung mit, dem Beschuldigten werde vorgeworfen, Floyd vorsätzlich | |
| seiner verfassungsmäßigen Rechte beraubt zu haben. | |
| 3 Jun 2021 | |
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