# taz.de -- Berlin intersektional: Jetzt erst recht | |
> Kaum laufen die Impfungen an, ist vom Ende der Seuche die Rede. Doch | |
> genau jetzt ist Protest und Solidarität gefragt. Und transnationaler | |
> Feminismus. | |
Bild: „Feminismus muss praktisch sein! Aber wie?“ | |
Kaum laufen die Impfungen in Schland tatsächlich an, ist vom Ende der | |
Seuche die Rede. Die verheerende Lage in anderen Teilen der Welt, in Indien | |
und Nepal zum Beispiel, droht aus dem Blick zu geraten. Und auch die | |
Leerstellen, die die Pandemie hierzulande im Bereich Pflegearbeit, | |
psychische Gesundheit und medizinischer Versorgung aufgedeckt hat, drohen | |
unverändert zu bleiben. | |
„Wir FLINTAs* sind von dieser Situation besonders betroffen: Wir leisten | |
den Löwenanteil der Arbeit im Pflegesektor, sind aber trotzdem systematisch | |
durch die Bedingungen im Gesundheitsbereich benachteiligt, sei es etwa | |
durch die Kriminalisierung reproduktiver Rechte wie | |
Schwangerschaftsabbrüche oder durch die männliche Norm in der medizinischen | |
Forschung.“ | |
So heißt es in der Einladung zu einem Onlineworkshop des Feministischen | |
Streiks Berlin, der Gelegenheit geben soll, Wissen und Erfahrungen | |
auszutauschen. Die Veranstaltung findet [1][hier] auf Zoom statt (Mittwoch, | |
12. Mai, 18 Uhr). | |
Eben jene Kriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen hat in Schland | |
Tradition. Vor 150 Jahren wurde das Abtreibungsverbot durch die Ausrufung | |
des Reichsstrafgesetzbuch erstmals im ganzen Land eingeführt. | |
## Reproduktive Gerechtigkeit für alle | |
„Es ist an der Zeit, den patriarchale Abtreibungsparagraphen 128/129a, der | |
unsere körperliche und sexuelle Selbstbestimmung einschränkt, in den | |
wohlverdienten Ruhestand zu schicken! Auf Rädern wollen wir gemeinsam | |
verschiedene Orte abfahren und lautstark für legale, kostenlose und sichere | |
Abtreibung protestieren“, heißt es im Aufruf zu einer Fahrraddemo, und | |
weiter: | |
„Wir fordern reproduktive Gerechtigkeit für alle: das Recht auf | |
Schwangerschaftsabbruch, das Recht auf Kinderbekommen und das Recht auf die | |
Möglichkeit, Kinder abgesichert großzuziehen.“ (Samstag, 15. Mai, Start: 14 | |
Uhr, Südstern; Abschlusskundgebung: 17 Uhr, Platz für | |
Widerstand/Nettelbeckplatz). | |
Bei einem weiteren Onlineworkshop soll Gelegenheit gegeben werden, | |
verschiedene Feminismen zunächst einmal kennenzulernen und gegebenenfalls | |
auch zu kritisieren. „Feminismus muss praktisch sein!“, heißt es in der | |
entsprechenden Einladung, „Aber wie? Wer verbreitet welchen Feminismus? Wer | |
wird dabei nicht mitgedacht oder sogar explizit ausgeschlossen?“ | |
Beispielsweise wird betrachtet, wie weiße Frauenbewegungen Schwarze Frauen | |
oder andere Women of Color in ihrem Denken und ihrer Praxis ausgeschlossen | |
haben. Anmeldung via [email protected] (Samstag, 15. Mai, 16 Uhr). | |
## Niemensch zurücklassen | |
Wer wiederum Geld spenden kann und möchte, um die Covid-Hilfe in Indien zu | |
unterstützen, kann das [2][hier] bei Medico International tun. Denn es ist | |
kein Kunststück, Fortschritte nur für eine bestimmte Gruppe zu erzielen. | |
Unsere Aufgabe ist doch, im Feminismus, wie auch in der Pandemie, niemensch | |
zurückzulassen. | |
12 May 2021 | |
## LINKS | |
[1] https://hu-berlin.zoom.us/j/66649870550?pwd=bk9HcU5sTUxZcVpEMnYzb3I3SEl4Zz09 | |
[2] https://www.medico.de/kampagnen/spenden-fuer-die-corona-hilfe-in-indien | |
## AUTOREN | |
Stefan Hunglinger | |
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