| # taz.de -- Gesetzentwurf für Corona-Notbremse: 284 Kreise mit Ausgangssperre? | |
| > Die Bundesregierung legt einen Entwurf für ein Notbremsen-Gesetz gegen | |
| > die dritte Covid-Welle vor. AfD und FDP lehnen diesen ab. | |
| Bild: Ausgangssperre, hier am Starnberger See: Der Bund will solche Maßnahmen … | |
| BERLIN taz | In weiten Teilen Deutschlands soll bald eine | |
| Corona-„Notbremse“ mit Ausgangssperre und Shutdown gelten. Das sieht ein | |
| Gesetzentwurf vor, den die Bundesregierung am Samstag an Fraktionen und | |
| Länder [1][zur Stellungnahme geschickt] hat. Der Gesetzentwurf liegt der | |
| taz vor. | |
| Konkret geht es um eine „Formulierungshilfe“ der Bundesregierung für die | |
| Koalitionsfraktionen. CDU/CSU und SPD sollen den Gesetzentwurf dann sofort | |
| in den Bundestag einbringen. Die Bundes-Notbremse soll in einem neuen | |
| Paragraf 28b des Infektionsschutzgesetzes geregelt werden. | |
| Sobald in einem Landkreis oder einer kreisfreien Stadt der Inzidenzwert | |
| (Zahl der Covid-Infektionen binnen 7 Tagen pro 100.000 EinwohnerInnen) über | |
| 100 steigt, sollen automatisch die im Gesetz festgelegten Maßnahmen in | |
| Kraft treten. Dies betrifft derzeit nach Daten des Robert Koch-Instituts | |
| 284 von 412 Landkreisen. | |
| Folgende Maßnahmen sollen zu dieser Notbremse gehören: | |
| • Ausgangssperre von 21 Uhr bis 5 Uhr (Ausnahme: „gewichtige und | |
| unabweisbare Gründe“ wie medizinische Notfälle oder berufliche Tätigkeiten) | |
| • Einzelhandel ist geschlossen (Ausnahmen u. a.: Lebensmittel, Bücher, | |
| Gartenbedarf) | |
| • Gastronomie ist geschlossen (Ausnahme: Takeaway) | |
| • Freizeit- und Kultureinrichtungen sind geschlossen | |
| • Sport ist untersagt (Ausnahme 1: Individualsport allein oder zu zweit | |
| oder mit dem eigenen Haushalt; Ausnahme 2: Profisport ohne Zuschauer) | |
| • Private Treffen nur im eigenen Haushalt plus eine Person, maximal fünf | |
| Personen (Ausnahme: Demos und Gottesdienste) | |
| Eine ursprünglich vorgesehene Pflicht zum Homeoffice wurde im zweiten | |
| Entwurf ersatzlos gestrichen. Ein höherer Inzidenzwert als 100 gilt nur für | |
| Schulen: Präsenzunterricht kann bis zu einem Inzidenzwert von 200 | |
| stattfinden. | |
| Der Gesetzentwurf soll in der [2][kommenden Woche] im Bundestag beschlossen | |
| werden. Eine Zustimmung des Bundesrats ist bisher nicht vorgesehen. | |
| Bisherige Änderungen des Infektionsschutzgesetzes waren aber | |
| zustimmungspflichtig. Der neue Notbremsen-Paragraf 28b soll so lange in | |
| Kraft bleiben, wie eine „epidemische Lage nationaler Tragweite“ vorliegt. | |
| Darüber stimmt der Bundestag alle drei Monate ab. | |
| ## AfD und FDP lehnen den Gesetzentwurf ab | |
| Statt dieser gesetzlich vorgesehenen Maßnahmen soll die Bundesregierung | |
| künftig bei einem Inzidenzwert über 100 per Rechtsverordnung [3][auch | |
| andere Notbremse-Maßnahmen] anordnen können. Diese Maßnahmen könnten | |
| strenger oder weniger streng sein. Außerdem könnte die Bundesregierung | |
| dabei Sonderregeln für Geimpfte und Getestete aufstellen. Erforderlich wäre | |
| dann die Zustimmung des Bundesrats, nicht aber die Zustimmung des | |
| Bundestags. | |
| Nach der AfD hat am Sonntag auch die FDP-Fraktion das Notbremsen-Gesetz | |
| abgelehnt. Die Liberalen halten insbesondere die Ausgangssperre für | |
| unverhältnismäßig. | |
| 11 Apr 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Christian Rath | |
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