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# taz.de -- Streamingtipps für Berlin: Im Zeichen der Ziegel
> Backstein ist nicht gleich Backstein: Dokus von Volker Koepp und Harun
> Farocki zeigen Ziegelsteine als alte Kulturtechnik und Grund zum
> Arbeitskampf.
Bild: Szene aus „Märkische Ziegel“ (Regie: Volker Koepp, Dokumentarfilm, 3…
Als ich vor einigen Jahren einmal den Dokumentarfilmregisseur Volker Koepp
zu einem Interview traf, kam das Gespräch irgendwie auf Backsteine. Mit
seinem damals aktuellen Film hatte das überhaupt nichts zu tun – wir
stellten einfach ein gemeinsames Interesse an dieser jahrhundertealten
Kulturtechnik des Formen und Brennens von Ziegeln fest. Koepp erzählte mir,
dass er eine ganze Sammlung an Backsteinen besäße – leider habe ich sie
nicht zu sehen bekommen. Denn merke: Backstein ist nicht gleich Backstein!
Es gibt unzählige verschiedene Maße für verschiedene Verwendungszwecke und
ebenso viele Möglichkeiten, sie in sogenannten Verbänden zu mauern.
Unsere Region ist ja vollständig von Ziegelbauten geprägt: von den Kirchen
und Klöstern des Mittelalters bis zu großen Industriebauten und dem
Wohnungsbau (etwa in der damaligen Stalinallee) im 20. Jahrhundert. In
Brandenburg gab es nahe Zehdenick reiche Tonvorkommen, so entstand dort
Ende des 19. Jahrhunderts eine Industrie für jenen Baustoff, mit dem das
moderne Berlin de facto errichtet wurde.
Koepp hat mit „Märkische Ziegel“ (1989) einen Dokumentarfilm für die DEFA
über das Thema gedreht, in dem es allerdings nicht so sehr um Geschichte
und Tradition geht, sondern eher um die Arbeitsbedingungen und die
Hoffnungen und Wünsche der Arbeiterinnen und Arbeiter in der Zeit kurz vor
der Wende, die der Regisseur in seiner unaufdringlich sympathisierenden
Weise mit der Kamera einfängt. Das fanden die DDR-Zensoren damals nicht
besonders lustig und legten den Film erst mal auf Eis („Märkische Ziegel“
ist als Teil der „Märkischen Trilogie“ von Volker Koepp als DVD erhältlic…
erschienen bei [1][Salzgeber], Stream der gesamten Trilogie über
[2][Salzgeber Club])
## Ziegel international
International ausgeweitet hat der Berliner Dokumentarist Harun Farocki das
Thema Ziegel in seinem Film „Zum Vergleich“ (2009), in dem er einen
unkommentierten Blick auf verschiedene Ziegelproduktionsstätten in aller
Welt quer durch die Kulturen wirft: von der Handarbeit bis zur
computergesteuerten Produktion.
Auf [3][Arsenal 3], der Streamingseite des Arsenal Kinos, ist Farockis Film
diesen Monat gemeinsam mit „Chircales“ zu sehen, einem Dokumentarfilm von
Marta Rodríguez und Jorge Silvas, die 1971 am Beispiel einer Familie, die
im kolumbianischen Bogotá für extrem wenig Entlohnung Ziegel fertigt, die
Ausbeutung und Entrechtung von Lohnarbeiter*innen anprangerten.
## Alles aus im Fertighaus
Auch Buster Keaton baut: allerdings ohne Backsteine (bis auf den –
allerdings gemalt wirkenden – Schornstein), sondern mit Holz nach dem
Baukastenprinzip. In „One Week“ („Flitterwochen im Fertighaus“, 1920)
wollen Buster und seine frisch Angetraute ein Fertighaus zusammenbauen –
doch leider hat ein enttäuschter Rivale die Nummerierung der verschiedenen
Einzelteile geändert. Das Haus hat schließlich das Aussehen eines
kubistischen Gemäldes – und ist in etwa genauso funktional. Ein Wirbelsturm
und eine Eisenbahn spielen auch mit und entfalten vorhersehbare Wirkungen.
Ein sehr lustiger Warnfilm für alle angehenden Bauherren und –damen (Stream
bei [4][youtube]).
8 Apr 2021
## LINKS
[1] http://www.salzgeber.de/
[2] https://vimeo.com/search?q=m%C3%A4rkische+Trilogie
[3] http://www.arsenal-3-berlin.de
[4] http://www.youtube.com/watch?v=5Q0FMxZBmO4
## AUTOREN
Lars Penning
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