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# taz.de -- Klimaschutz und Migration: „Warum ist die Klimabewegung so sichtb…
> Eine Klimaaktivistin hilft in einem Geflüchtetenlager in Calais. Sie
> meint: Dort kann man sehen, wie Rassismus und Klimakrise zusammenhängen.
Bild: Im Einsatzort: Die Aktivistin, die sich Zade Abdullah nennt, in der Küch…
taz: Frau Abdullah, schon lange bilden sich in Calais in Frankreich an der
Grenze zu Großbritannien inoffizielle Geflüchtetenlager. 2015 wurde der
sogenannte „[1][Jungle“ mit 8.000 Geflüchteten] geräumt. Trotzdem campen …
Calais weiterhin Menschen, um von dort über Lastwagen oder den Seeweg nach
Großbritannien zu gelangen. Wie haben Sie die Situation vor Ort erlebt?
Zade Abdullah: Seit der Räumung damals ist Calais total aus den Medien
verschwunden. Dabei verschlimmert sich die Lage stetig. Hier sind tägliche
Räumungen und Polizeigewalt zu sehen. Die Leute sind hier sehr dezentral in
Zelten auf der Straße verteilt. Sie versuchen, sich im Wald oder in Büschen
vor Wind und Wetter zu schützen. Man sieht, dass hier ganz viele Flächen
gerodet wurden, ganz viel aufgebaggert worden ist, damit man da nicht mehr
zelten kann.
Warum sind Sie als Klimaaktivistin vor Ort?
Wir sind hier als Aktivist:innen von Ende Gelände und Seebrücke, haben
uns der Refugee Community Kitchen angeschlossen und kochen fast jeden Tag
für die Leute hier warmes Essen. Zum anderen versuchen wir, über die
Instagram- und Twitter-Accounts unserer Gruppen über die Lage vor Ort zu
berichten und zu zeigen: Wo sind eigentlich gerade die ganzen Medien?
Außerdem klären wir darüber auf, was das hier alles mit der Klimakrise zu
tun hat. Wir zeigen, dass der gemeinsame Nenner dieser beiden Krisen – der
rassistischen Krise an den EU-Außengrenzen und der Klimakrise – die White
Supremacy ist.
Also die sozial konstruierte Vorherrschaft der Weißen. Wie meinen Sie das?
Die weiße Vorherrschaft basiert darauf, dass das Leben von People of Color
und Schwarzen Menschen (BIPoC) weniger wert ist, dass sie abgewertet
werden. Das kann man hier in Calais ganz klar sehen. Also, wir können uns
ja nicht vorstellen, dass hier kleine weiße französische Mädchen monatelang
in Zelten leben müssen und Polizeigewalt und Tränengas abkriegen.
Und was hat die Situation in Calais mit der Klimakrise zu tun?
Genau dasselbe passiert auch in der Klimakrise. Die konnte überhaupt nur
[2][durch die Ausbeutung von BIPoC im kolonialen Kontext entstehen]. Heute
ist es ganz eindeutig, dass die meisten Schäden durch die Klimakrise im
globalen Süden passieren. Dort sind die meisten Menschen schon betroffen
und werden trotzdem nicht ernst genommen. Wenn wir in einem System leben
würden, das nicht weiß beherrscht wäre, würden wir die Menschen jetzt schon
ernst nehmen.
Thematisiert die Klimabewegung diese Zusammenhänge ausreichend?
Nein. Meine Forderung an die Klimabewegung in Deutschland ist, einfach mal
kurz zu pausieren und sich zu fragen: Warum ist die Klimabewegung so
sichtbar weiß? White Supremacy muss auch innerhalb der Bewegung viel mehr
thematisiert werden. Wie kann es eigentlich sein, dass der Klimakampf erst
seit Fridays for Future so eine mediale Aufmerksamkeit hat, obwohl es
eigentlich schon ein so langer Kampf von BIPoC im globalen Süden ist? Das
hat einfach nie Aufmerksamkeit bekommen, und jetzt schreibt man die
Klimagerechtigkeitsgeschichte im globalen Norden neu.
3 Apr 2021
## LINKS
[1] /Fluechtlinge-im-Jungle-von-Calais/!5265586
[2] /Forscherin-ueber-Klimakrise-und-Rassismus/!5701838
## AUTOREN
Celine Weimar-Dittmar
## TAGS
Schwerpunkt Fridays For Future
Migration
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