# taz.de -- Flucht nach Großbritannien: Tod im Ärmelkanal | |
> Vier Menschen sind bei ihrer Überfahrt im Meer ertrunken, darunter zwei | |
> Kinder. Über 7.000 Menschen kamen 2020 auf Booten nach Großbritannien. | |
Bild: Die Französische Küstenwache am Strand bei Calais überwacht den Ärmel… | |
LONDON taz | Angeblich waren es an die 20 Kurd*innen aus Iran und Irak, | |
darunter Kinder, die sich bei schlechtem Wetter Dienstagfrüh am Strand | |
zwischen Dünkirchen und [1][Calais] mit einem kleinen Kutter [2][auf den | |
Weg nach England machten]. Sie sollten nie ankommen. | |
Schon gegen 9.30 Uhr meldete ein englischer Segler vor dem französischen | |
Loon Plage ein gekentertes Boot, daneben Menschen in der stürmischen See. | |
Obwohl die französischen Rettungsdienste sofort mit Hubschraubern | |
herbeieilten, kam für vier Menschen, darunter zwei Kinder von fünf und acht | |
Jahren, jegliche Hilfe zu spät. Es könnte weitere Opfer geben, ein nicht | |
geborgenes Baby könnte ertrunken sein, vielleicht auch andere. | |
Erst vor einer Woche wurde die Leiche einer 20 bis 40 Jahre alten Person | |
aus dem Mittleren Osten am Strand von Sangatte geborgen. Im August ertrank | |
im Meer der 28-jährige Sudanese Abdulfatah Hamdallah. | |
Aus Frankreich wollen die Flüchtlinge weg, nach Großbritannien können sie | |
nicht legal einreisen. Erst letzte Woche stimmte die konservative Mehrheit | |
im britischen Unterhaus gegen Änderungsanträge zum neuen | |
Einwanderungsgesetz, um EU-Regelungen zur Familienzusammenführung auch nach | |
der Brexit-Übergangsphase am 31. Dezember 2020 beizubehalten. | |
## 7.000 Menschen gelang die Überfahrt 2020 | |
Nach Ansicht von Henry Compson, Sprecher der Kampagnengruppe Safe Passage, | |
spielen Unter- und Oberhaus sich in dieser Frage die Bälle zu: Das eine | |
Haus sagt Nein, das andere Ja. Die Frage sei nun, so Compson, ob diese | |
Tragödie etwas ändern könne. Einige konservative Abweichler gebe es, etwa | |
Karen Bradley, ehemalige Ministerin unter Theresa May. | |
Care4Calais – eine britische Organisation, die in Nordfrankreich | |
Flüchtlinge unterstützt – nennt auch die französischen Behörden als | |
Schubfaktor. „Das Leben auf den Straßen in Calais unter miserablen | |
Umständen, gejagt von der Polizei und ohne klare legale Verfahren, lässt | |
Flüchtlinge glauben, dass sie gar keine andere Wahl haben, als dieses große | |
Risiko auf sich zu nehmen. Manche bezahlen dies nun mit ihren Leben“, sagte | |
sie. | |
Compson stimmt zu: „Es ist kein Wunder, dass Leute über den Kanal auf | |
diesen Booten flüchten, denn bei den ersten Kontakten mit europäischen | |
Behörden, egal wo, wurde vielen Flüchtlingen jegliches Vertrauen genommen.“ | |
Über 7.000 Menschen sind so [3][seit Januar auf Booten nach Großbritannien] | |
gekommen. Am vergangenen Wochenende vereitelte der französische Grenzschutz | |
nach eigenen Angaben die Überfahrten von etwa 200 Personen. An die 100 | |
sollen es jedoch geschafft haben. | |
Teils ist das spektakulär: Am Montag eilten vor der britischen Isle of | |
Wight britische Spezialkräfte der Crew eines Öltankers mit Hubschraubern | |
zur Hilfe, um sie vor sieben blinden nigerianischen Passagieren „zu | |
retten“, von denen sie sich bedroht fühlten. | |
28 Oct 2020 | |
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## AUTOREN | |
Daniel Zylbersztajn | |
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