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# taz.de -- TV-Produktion während Corona: Das Streaming boomt
> Die Pandemie hat die Fernsehwelt durcheinandergebracht, ihr aber nicht
> geschadet. Denn die Nachfrage nach Streamingangeboten steigt enorm.
Bild: Mehr als 1,2 Milliarden Nutzerkonten soll es weltweit bei Streamingdienst…
Als Disney+ im Februar verkündete, zehn „europäische Originals“ in
Deutschland, Frankreich, Italien und den Niederlanden zu produzieren, war
das wohl eine weitere Ansage [1][eines großen Streaminganbieters an die
klassischen TV-Sender]. Nicht nur die Mega-Blockbuster oder US-Serien sind
für das internationale Publikum von Bezahldiensten inzwischen interessant,
sondern auch „lokale Inhalte“.
Das aber haben die alteingesessenen Fernsehstationen inzwischen verstanden.
So schätzt es Lucy Smith ein, Chefin der weltgrößten Programmmesse MIPTV.
Die Streamer seien zwar mit dieser Strategie gestartet, „aber alle anderen
Marktteilnehmer sind nun mit eingestiegen“, sagt Smith. Die
unterschiedlichsten Partner würden zusammenarbeiten, um eine auch [2][durch
Corona „gigantisch gestiegene Nachfrage“ zu befriedigen]. Das
Marktforschungsunternehmen Ampere Analysis hat errechnet, dass Netflix mit
Blick auf die Einnahmen inzwischen Europas zweitgrößte Fernsehgruppe ist.
LightShed Research geht von weltweit mehr als 1,2 Milliarden Nutzerkonten
aus.
„Europäische Inhalte – deutsche, französische, spanische und schwedische
Produktionen sind in allen Märkten der Welt begehrt, das hat es früher
nicht gegeben“, sagt Smith. Ein Beispiel dafür ist „Atlantic Crossing“. …
Münchener Beta Film verkaufte die vom skandinavischen Sender NRK in Auftrag
gegebene Serie gerade unter anderem an die spanische Plattform Cinestar+.
In Deutschland läuft die Reihe über die norwegische Kronprinzessin Martha
auf Magenta TV, in den USA startete sie vorletzte Woche auf PBS und in
Frankreich, Italien sowie anderen europäischen Ländern wird sie ebenfalls
bald zu sehen sein. Laut Amsterdamer Marktforscher Flixpatrol belegt die
Serie bei iTunes TV Shows Platz vier der weltweiten Top Ten.
Die Nachfrage nach Serien, Filmen, Soaps und Shows ist wegen der Pandemie
höher denn je, doch zeitgleich wurden die Produktionsbedingungen für
ebendiese Formate im letzten Jahr erschwert: Projekte mussten geschoben
werden, Sicherheitsmaßnahmen und Quarantänebedingungen beeinträchtigten die
Drehs.
## Einfluss auf die Umwelt
Corona habe allerdings einen erfreulichen Nebeneffekt auf die Umwelt. So
sieht es René Jamm von Warner Bros ITVP. „Wir haben uns beispielsweise
daran gewöhnt, Videokonferenzen zu führen und müssen nicht mehr ständig in
Deutschland von Köln nach München oder Berlin reisen – da ist eine neue
Kultur entstanden.“ Und genau das war auf der MIPTV, die diesmal nicht in
Cannes, sondern digital stattfand, großes Thema. Seit vergangenem Jahr
werden auf der Messe in Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen gemäß
deren 17 „Sustainable Development Goals“ die nachhaltigsten
Medienunternehmen ausgezeichnet, diesmal war es der amerikanische
Fernsehkonzern A+E Networks. „Die Fernsehbranche kann eine wichtige Rolle
bei der Bewältigung einiger unserer größten Entwicklungsherausforderungen
einnehmen – einschließlich Impfstoffzugang und Klimaschutz “, sagte Melissa
Fleming von der UN anlässlich der Ehrung.
„In der Medienbranche gibt es da eigentlich schon länger einen Konsens“,
beschreibt Jamm die generelle Entwicklung, „bei uns zum Beispiel sind 60
Prozent des Teams weiblich, hier wird ‚mixed culture‘ gelebt, unser
Standort in Köln wurde mit dem DGNB Zertifikat für nachhaltiges Bauen
ausgezeichnet, wir arbeiten zu 80 Prozent papierlos und vieles mehr.“
Überhaupt ist die „leichte“ Unterhaltung immer mehr dabei, Umwelt und
Nachhaltigkeit inhaltlich zu thematisieren. Kürzlich ist etwa die
Comedyserie „Mirella Schulze rettet die Welt“ von EndemolShine auf TVNow
gestartet – der Kampf einer Dreizehnjährigen um Klimaschutz.
Oft vergessen wird dabei allerdings, dass der steigende Medienkonsum das
Klima auch belasten kann. Fünf Prozent der globalen CO2-Emissionen sind
digital, schätzt die Schweizer Firma Quantis, die auf die Berechnung von
Ökobilanzen spezialisiert ist. Das wäre eine höhere Belastung als durch
Flugverkehr.
18 Apr 2021
## LINKS
[1] /Alternative-Streamingangebote/!5760402
[2] /Streaming-und-die-Zukunft-des-Kinos/!5746785
## AUTOREN
Wilfried Urbe
## TAGS
Streaming
Fernsehen
Schwerpunkt Coronavirus
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Amazon Prime
Kolumne Alles getürkt
Schwerpunkt Rassismus
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Kino
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