Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Nach Feuertod von 55.000 Schweinen: Kritik an Backhaus' „Stall 4.…
> Mecklenburgs Agrarminister plant, die abgebrannte Sauenanlage in Alt
> Tellin als „Modellstall“ neu zu genehmigen. Tierschützer lehnen das ab.
Bild: Der Schweinezuchtbetrieb in Alt Tellin beim Brand am 30. März
Berlin taz | Umwelt- und Tierschützer kritisieren, dass
Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus einen Wiederaufbau der
abgebrannten Schweinezuchtanlage in Alt Tellin in veränderter Form zulassen
will. Der Betreiber der „Ferkelfabrik“, die zu den größten Europas gehör…
habe jahrelang gegen Tierschutz- und Umweltrecht verstoßen, sagte am
Donnerstag Corinna Cwielag, Landesgeschäftsführerin des Bunds für Umwelt
und Naturschutz (BUND).
„Das Vertrauen in diese Tierhalter ist restlos aufgebraucht.“ Patrick
Müller, Referent des Tierschutzverbands Provieh, ergänzte, die Firma habe
in der Vergangenheit ihre „besondere Unzuverlässigkeit und Gnadenlosigkeit
gegenüber Lebewesen bewiesen“.
In den 18 Stallgebäuden der Sauenanlage im Landkreis Vorpommern-Greifswald
waren am 30. März [1][55.000 Schweine teils lebendig verbrannt]. Viele
Sauen konnten nicht entkommen, weil sie, wie in der Branche üblich, in
Käfigen („Kastenständen“) steckten, die kaum größer waren als sie selbs…
Der BUND klagt seit 2012 vor Gericht gegen die Genehmigung für die von dem
holländischen Agrarindustriellen Adrianus Straathof erbaute Anlage, unter
anderem, weil der Brandschutz mangelhaft gewesen sei. „Anlagen dieser
Größenordnung sind nicht beherrschbar“, so Provieh.
Noch am 9. April erklärte Backhaus (SPD) in der taz, er würde einen
Wiederaufbau der Ferkelfabrik nicht unterstützen. Am 14. April teilte er
dann aber mit: „Es soll dort eine Modellanlage der Zukunft entstehen – ein
‚Stall 4.0‘. Mein Anspruch ist eine bodengebundene Landwirtschaft mit 2
[2][Großvieheinheiten] je Hektar.“ Das würde bedeuten, dass der Betrieb für
jede Sau mit kleinen Ferkeln 0,2 Hektar Land haben müsste. Solche Limits
können die Größe derartiger Anlagen und damit die Belastung von Luft und
Wasser in der Umgebung begrenzen. Außerdem könnte das Futter vor Ort
angebaut werden, statt es etwa aus Südamerika zu importieren, wo für
Sojafelder mitunter Regenwald gerodet wird.
## Fahrlässige Brandstiftung?
„Das reicht nicht aus, weil es nichts darüber aussagt, wie die Tiere
gehalten werden“, monierte Provieh-Aktivist Müller. Es sei nicht erkennbar,
dass der derzeitige Betreiber, die LFD Holding, die Haltungsbedingungen
verbessern wolle. Die Schweine müssten künftig Auslauf und mit Stroh
eingestreute Ställe bekommen, forderte BUND-Geschäftsführerin Cwielag. Wenn
die LFD künftig Ackerfläche nachweisen müsste, würde das Land anderen
Bauern weggenommen werden, kritisierte sie. „Wir brauchen
Bestandsobergrenzen je Betrieb“, sagte die Umweltschützerin.
Der Deutsche Tierschutzbund äußerte sich in einer Stellungnahme am
Donnerstag zwar nicht zur Betreiberfirma. Er forderte jedoch, dass „die
tierschutzwidrigen Kastenstände verschwinden, die Sauen frei abferkeln
können und eine Gruppen- sowie Auslaufhaltung ermöglicht wird.“
Die Staatsanwaltschaft Stralsund teilte unterdessen mit, dass sie „wegen
des Verdachts der fahrlässigen Brandstiftung gegen Unbekannt“ ermittele.
Zudem habe die Behörde am Donnerstag ein Verfahren der Staatsanwaltschaft
Neubrandenburg übernommen, bei der die Tierrechtsorganisation Peta
Strafanzeige unter anderem wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz
erstattet habe.
15 Apr 2021
## LINKS
[1] /Nachdem-tausende-Schweine-verbrannt-sind/!5760387
[2] https://www.landwirtschaft.sachsen.de/gv-schluessel-ktbl-15638.html
## AUTOREN
Jost Maurin
## TAGS
Landwirtschaft
Tierschutz
Mecklenburg-Vorpommern
Schweine
Landwirtschaft
Tierschutz
Genuss
Landwirtschaft
Tierschutz
Landwirtschaft
## ARTIKEL ZUM THEMA
Nach Feuertod von 55.000 Schweinen: Brandursache bleibt unklar
Die Ermittlungen wegen Brandstiftung in der Schweinezuchtanlage in Alt
Tellin sind beendet. Der Grund des Feuers konnte nicht ermittelt werden.
Brände in Tierställen: Was tun?
Regelmäßig kommen bei Bränden in Tierställen hunderte oder gar tausende
Tiere ums Leben. Tierschützer:innen fordern einen besseren Brandschutz.
Ein Imbiss und seine Geschichte: Hochpolitisches Hühnchen
Kann man ganz unbedarft in ein Fried-Chicken-Sandwich beißen? Darin steckt
einiges an Historie. Eine Zeitreise bis ins 17. Jahrhundert.
Nachdem tausende Schweine verbrannt sind: Protest gegen „Megastall“
In einer Schweinezuchtanlage sind 55.000 Tiere verbrannt. So viel Vieh
könne nicht gerettet werden, sagen Kritiker und lehnen einen Wiederaufbau
ab.
Haltung von Mastrindern in Deutschland: Das Leid der Bullen
Mastbullen leben so beengt, dass sie ihre Nachbarn berühren, wenn sie sich
hinlegen. Forscher fordern mehr Platz. Doch Bauern protestieren vehement.
Diskussion über Abgabe auf Fleisch: Ja zur Tierwohl-Steuer
Deutschland braucht eine Tierwohl-Steuer auf Fleisch, damit Bauern ihr Vieh
besser halten. Ein Ausstieg aus der Tierhaltung ist erstmal unrealistisch.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.