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# taz.de -- Lichtenberger Kinderarmutsbericht: Zukunft trotz Herkunft
> Lichtenberg präsentiert als erster Berliner Bezirk einen eigenen Bericht
> zur Kinderarmut – und Vorschläge zur Prävention.
Bild: Lichtenbergs Bürgermeister Michael Grunst (Linke) will gegen Kinderarmut…
Im Kinderzirkus Cabuwazi in Hohenschönhausen hat der Lichtenberger
Bürgermeister Michael Grunst am Donnerstag den ersten Kinderarmutsbericht
eines Berliner Bezirks vorgestellt. Denn mit der Bevölkerungzahl steige
auch die Zahl armer Kinder im Bezirk, so der Linke. Kinder und Jugendliche
unter 15 Jahren zählt der Bericht als arm, wenn sie oder ihre Familien von
ALG II, umgangssprachlich Hartz IV, leben. Das betrifft 13.444 Kinder in
Lichtenberg – 28 Prozent der Kinder in dem Bezirk. Berlinweit sind es 27
Prozent.
Auf Basis des Berichts sollen nun konkrete Handlungsempfehlungen umgesetzt
werden: „Wir wollen, dass Kinder frei von materieller Not sind“, erklärt
Bürgermeister Grunst. Ziel sei es, vorhandene Armutslagen zu verringern und
neue zu vermeiden.
Vier Arbeitsgruppen, die sich mit Gesundheit, Bildung, existenzieller
Versorgung und sozialer Teilhabe befassen, haben erarbeitet, was Kinder in
Armutslagen brauchen: Neben einer nachhaltigen Kindergrundsicherung soll
die Gesundheitskompetenz von Kindern verbessert werden. Dazu sollen an fünf
Lichtenberger Schulen Gesundheitsfachkräfte eingestellt werden.
Mentoring-Programme sollen beim Übergang von Schule zum Beruf helfen,
Hilfsangebote die Beantragung von Leistungen aus dem Bildungs- und
Teilhabepakt (BUT) erleichtern. Diese umfassen etwa Mittagsverpflegung in
Schulen oder Finanzierungen für Klassenfahrten. Auch eine Erweiterung der
Schuldenberatung für Jugendliche ist geplant.
Nicole Trieloff, Sprecherin des Netzwerkes Alleinerziehende Lichtenberg und
Geschäftsführerin des Christlichen Sozialwerkes Berlin in Lichtenberg, hat
die Forderungen mit entwickelt. Sie sei selbst in Armut groß geworden,
sagte Trieloff bei der Vorstellung des Berichts am Donnerstag. Ihr sei es
wichtig, Kindern aus armen Familien ein besseres Selbstwertgefühl
mitzugeben, denn dies könne leicht auf der Strecke bleiben: „Beim
Großwerden hatte ich das Gefühl, ich bin weniger wert als die anderen.“
## Kampagne für Kinder
Um dem Thema Kinderarmut mehr Aufmerksamkeit zu geben, hat Bürgermeister
Grunst die Kampagne #100Stimmen gegen Kinderarmut ins Leben gerufen. Dabei
sollen 100 Lichtenberger Persönlichkeiten die Forderungen aus dem 1.
Kinderarmutsbericht propagieren.
Der Lichtenberger Künstler Matthias Roloff etwa fordert dazu auf, Kinder
selbst zu fragen, was sie brauchen. „Der Wert eines Kindes hängt nicht an
den materiellen Rahmenbedingungen“, sagt er. Thorsten Schacht,
evangelischer Pastor in Lichtenberg, sagt: „Herkunft entscheidet stark über
Zukunft. Es ist unsere Aufgabe, das zu durchbrechen.“
25 Mar 2021
## AUTOREN
Atessa Bucalovic
## TAGS
Kinderarmut
Berlin-Lichtenberg
Die Linke Berlin
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Armutsforschung
Kinder
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Osten
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