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# taz.de -- Pandemie und Bundeswehreinsätze: Billig weggekommen
> Weil Corona die Auslandseinsätze einschränkt, spart die Bundeswehr
> Personalkosten. Die Linke würde das Geld gerne in Krankenhausbetten
> stecken.
Bild: Weniger Ausland, mehr Inland: Tausende Soldat*innen sind derzeit als Amts…
Berlin taz | Die Coronapandemie schränkt alle Lebensbereiche ein – kein
Wunder also, dass auch die Auslandseinsätze der Bundeswehr seit fast einem
Jahr behindert sind. Ausbildungen einheimischer Soldat*innen im Irak, in
Mali oder in Afghanistan sind entweder abgesagt oder finden per
Videokonferenz statt.
Im Kosovo, in Mali sowie bei der Operation Atalanta vor der Küste Somalias
haben sich in den letzten zwölf Monaten Bundeswehr-Soldat*innen mit dem
[1][Coronavirus] infiziert. Sie wurden vorübergehend oder dauerhaft zurück
nach Deutschland verlegt. Außerdem wurde aus mehreren Ländern nicht
zwingend benötigtes Personal abgezogen.
Bei den Personalkosten konnte die Bundeswehr dadurch im vergangenen Jahr
unverhofft sparen. Pro Tag im Einsatz bekommen Soldat*innen
Auslandszulagen in Höhe von bis zu 145 Euro. Laut Antworten des
Verteidigungsministeriums auf Schriftliche Fragen der Linken-Abgeordneten
Kathrin Vogler musste die Bundeswehr dafür bis Ende 2020 rund 5,2 Millionen
Euro weniger ausgeben als ursprünglich geplant.
Allerdings macht das nur einen kleinen Teil der Gesamtkosten aus: Insgesamt
waren im Bundeshaushalt 2020 für Auslandszulagen der Bundeswehr rund 145
Millionen Euro eingeplant.
Und in der Antwort auf Vogler weißt das Ministerium auf zweierlei hin: Auf
der einen Seite könne man weitere coronabedingte Einsparungen nicht
eindeutig beziffern. So zum Beispiel bei den Kosten für Treibstoff, der
nicht verbraucht wurde, weil das Bundeswehr-Personal bei Ausbildungen per
Videokonferenz seinen Standort nicht verlassen musste.
Zudem seien an anderer Stelle auch Mehrkosten entstanden, etwa für
Coronatests im Einsatz, den Rücktransport infizierter Soldat*innen oder
die Unterbringung in Quarantäne. Auch diese Mehrkosten beziffert das
Ministerium nicht.
Die Linken-Abgeordnete Vogler fordert dennoch, die eingesparten
Personalkosten anderweitig zu verwenden. „In Afghanistan und Mali, wo die
Bundeswehr das meiste Geld eingespart hat, stehen für 1.000 Einwohner je
ein halbes beziehungsweise ein zehntel Krankenhausbett zur Verfügung; 5,6
Betten sind es zum Vergleich in der EU“, sagt sie. „Es wäre eine
angemessene Geste und sehr sinnvoll, wenn die Bundesregierung die bei der
Bundeswehr eingesparten Mittel in die Gesundheitssysteme dieser Länder
investierte.“
Im Inland ist das Verteidigungsministerium in der Coronakrise übrigens
großzügig: Tausende Soldat*innen sind derzeit an die Bundesländer und
Kommunen ausgeliehen und in Gesundheitsämtern, Krankenhäusern oder anderen
Einrichtungen tätig. Die Personalkosten dafür – Stand Januar beliefen sie
sich auf 46 Millionen Euro – [2][stellt das Verteidigungsministerium den
jeweiligen Behörden nicht in Rechnung]. Für die Behörden ist es daher
attraktiver, auf die Bundeswehr-Amtshilfe zurückzugreifen als ziviles
Personal einzustellen.
23 Feb 2021
## LINKS
[1] /Schwerpunkt-Coronavirus/!t5660746
[2] /Bundeswehrhilfe-in-der-Pandemie/!5745126
## AUTOREN
Tobias Schulze
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
Bundeswehr
Verteidigungsministerium
Auslandseinsätze
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Rechtsextremismus
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