| # taz.de -- Bundeswehrhilfe in der Pandemie: Linke kritisiert Corona-Einsätze | |
| > Die Armee erhöht ihr Coronakontingent auf 25.000 Kräfte. Die Linke | |
| > fordert, stattdessen lieber Zivilist*innen für Hilfseinsätze zu | |
| > bezahlen. | |
| Bild: Bundeswehrsoldat*innen unterstützen das Personal in einer Pflegeeinricht… | |
| Berlin taz | Die Bundeswehr erhöht ihr Pandemiekontingent: 25.000 | |
| Soldat*innen sollen künftig bereitstehen, um andere Behörden in der | |
| Coronakrise zu unterstützen. Bisher bestand das Kontingent aus 20.000 | |
| Soldat*innen, von denen knapp 90 Prozent auch tatsächlich im Einsatz waren. | |
| Das gab das Verteidigungsministerium am Mittwoch bekannt. | |
| Die Liste der Aufgaben für die Behörden, die Soldat*innen ausleihen, ist | |
| lang: Sie helfen bei der Herstellung von Desinfektionsmitteln, übernehmen | |
| Lagerarbeiten oder pflegen in Altenheimen. Die meisten Soldat*innen | |
| wurden angefordert, um in Gesundheitsämtern Kontaktpersonen von Infizierten | |
| abzutelefonieren. Zunehmend werden sie auch eingesetzt, um in Altenheimen | |
| Coronaschnelltests einzuführen. Die Regierung rechnet damit, dass die | |
| Nachfrage danach weiter steigen wird – daher erhöht sie jetzt das | |
| Personalkontingent. | |
| Verfassungsrechtlich sind solche Hilfsarbeiten im Rahmen der einfachen | |
| Amtshilfe [1][relativ unproblematisch]. Anders wäre es, wenn die | |
| Soldat*innen hoheitliche Aufgaben wahrnehmen sollten, also | |
| beispielsweise wie die Polizei Festnahmen durchführen. | |
| Zu Beginn der Coronakrise hatten einzelne Kommunen noch solche Art der | |
| Amtshilfe beantragt. Dabei ging es zum Beispiel darum, dass bewaffnete | |
| Soldat*innen Lagerhallen bewachen sollten. [2][All diese Anfragen hatte | |
| die Bundeswehr abgelehnt]. | |
| ## Kosten der Einsätze: 46 Millionen Euro | |
| In den vergangenen Monaten hat es solche Anfragen laut | |
| Verteidigungsministerium nicht mehr gegeben. Das geht aus einer Antwort des | |
| Verteidigungsministeriums auf eine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Ulla | |
| Jelpke (Linke) hervor. | |
| Von den 3.567 bis Ende Januar eingegangenen Amtshilfeanträgen wurden | |
| demnach zwar 339 abgelehnt, die meisten davon allerdings wegen Formfehlern. | |
| Seit September habe keine Behörde mehr einen Antrag gestellt, der über die | |
| einfache Amtshilfe hinausgeht. In zivilen Einrichtungen habe die Bundeswehr | |
| im Rahmen der Pandemiebekämpfung nirgendwo Einlasskontrollen durchgeführt | |
| oder das Hausrecht ausgeführt. | |
| Die Abgeordnete Jelpke findet aber auch die einfache Amtshilfe in | |
| Gesundheitsämtern und anderswo nicht unproblematisch. „Jeder eingesetzte | |
| Bundeswehrsoldat ist ein Beweis dafür, wie sehr das Gesundheitswesen seit | |
| Jahren kaputtgespart wurde“, sagte sie der taz. „Während die Kommunen nicht | |
| über die nötigen Mittel verfügen, um die Gesundheit der Bürgerinnen und | |
| Bürger sicherzustellen, hat die Bundeswehr sogar noch überschüssiges | |
| Personal.“ | |
| Notwendig sei es jetzt, den Kommunen mehr Geld zur Verfügung zu stellen, | |
| damit diese für die Corona-Aufgaben Menschen einstellen könnten, die wegen | |
| der Pandemie arbeitslos sind. „Gesamtwirtschaftlich wäre das ein | |
| Nullsummenspiel, aber für die wirtschaftlich ohnehin schon geplagten | |
| Menschen ein klarer Gewinn“, sagte Jelpke. | |
| Momentan lohnt es sich für die Kommunen eher, die Bundeswehr anzufordern: | |
| Die Kosten der Hilfsleistungen – allein der bisherige Personaleinsatz ist | |
| laut Ministerium mehr als 46 Millionen Euro wert – werden den Kommunen | |
| nicht in Rechnung gestellt. Das hat die Bundesregierung vergangene Woche | |
| beschlossen. Die Regelung gilt bis Jahresende. | |
| 3 Feb 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Tobias Schulze | |
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