# taz.de -- Aktuelle Nachrichten in der Coronakrise: Angst vor Coronafolgen ste… | |
> Das Vertrauen in die Coronapolitik sinkt. Wanderer:innen sollen das | |
> Virus massiv weiterverbreitet haben. Das RKI meldet 14.000 | |
> Neuinfektionen. | |
Bild: Angst der Deutschen vor den Folgen der Coronapandemie wächst in diesem J… | |
## Entsetzen über Wandergruppe | |
Ein Wanderausflug einer 14-köpfigen Gruppe samt geselligem Beisammensein in | |
einer Hütte hat in Baden-Württemberg einen sprunghaften Anstieg von | |
Corona-Infektionen ausgelöst – und für Entsetzen bei Politiker:innen | |
gesorgt. | |
Der Bürgermeister der Stadt Mühlheim an der Donau, Jörg Kaltenbach (CDU), | |
sagte laut „Bild“-Zeitung: „Die Wanderer stammen aus zehn Haushalten. | |
Niemand aus der Gruppe hat sich an die Coronaregeln gehalten, wie wir jetzt | |
erfahren haben. Dabei haben sich Beteiligte gegenseitig angesteckt und | |
später andere infiziert. Das muss hart bestraft werden!“ Mehrere Medien | |
berichteten über den Vorfall. | |
Positiv getestete Teilnehmer:innen sollen ihre Quarantäne gebrochen und | |
dann auf der Arbeit weitere Menschen angesteckt haben. In Mühlheim lag die | |
Sieben-Tage-Inzidenz am Ende vergangener Woche bei fast 1000, seither sank | |
der Wert auf rund 500. Im Landkreis Tuttlingen – dort befindet sich | |
Mühlheim an der Donau – lag die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 | |
Einwohner:innen binnen einer Woche am Mittwoch bei 100,9. | |
Die Wanderung wird für die 14 Teilnehmer:innen aber voraussichtlich | |
keine strafrechtlichen Konsequenzen haben. Man gehe davon aus, dass die | |
Wanderer keine Straftaten begangen hätten, sagte der Sprecher der | |
Staatsanwaltschaft Rottweil, Frank Grundke, am Donnerstag der Deutschen | |
Presse-Agentur. Vermutlich handele es sich um Ordnungswidrigkeiten. | |
## Deutsche haben mehr Angst vor Infektion | |
Die Angst der Deutschen vor den Folgen der Coronapandemie wächst. Laut der | |
am Donnerstag veröffentlichten repräsentativen Umfrage „Die Ängste der | |
Deutschen“ der R+V-Versicherung fürchtet mehr als die Hälfte der Befragten | |
eine Rezession und immer wiederkehrende Lockdowns bis zum Ende der | |
Impfungen. „Die erzwungene Isolation und die Dauer der Pandemie befeuern | |
die Ängste“, erklärte die Leiterin des R+V-Infocenters, Brigitte Römstedt. | |
Für die repräsentative Umfrage wurden Ende Januar rund tausend Menschen in | |
Deutschland zu ihren Ängsten in der Coronapandemie befragt. Die Angst vor | |
einer Infektion der eigenen Person oder eines Familienmitglieds treibt | |
demnach 48 Prozent der Befragten um. Im Vergleich zum Sommer 2020 ist das | |
ein Anstieg um 16 Prozent. Auch die Missachtung von Coronaregeln macht | |
einer deutlichen Mehrheit der Befragten Angst. 60 Prozent befürchten | |
demnach, dass immer mehr Menschen die Vorgaben missachten. | |
„Der Widerstand gegenüber den staatlichen Beschlüssen zur | |
Pandemie-Bekämpfung wächst“, erklärte der Politikwissenschaftler Manfred | |
Schmidt. „Dass viele Kritiker ihren Unmut äußern, indem sie die | |
Coronamaßnahmen ignorieren, löst bei vielen Menschen große Ängste aus.“ | |
Mit der wachsenden Unsicherheit sinkt auch das Vertrauen in die Politiker. | |
59 Prozent der Befragten befürchten, dass diese mit der aktuellen Situation | |
überfordert sind. Ein fast gleichgroßer Anteil befürchtet immer | |
wiederkehrende Lockdowns, bis alle Bürger:innen geimpft sind. | |
Auch die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie bereiten den Deutschen laut | |
der Umfrage zunehmend Sorgen. 58 Prozent der Befragten befürchten einen | |
Konjunktureinbruch, das ist der höchste Wert seit zehn Jahren. Trotz | |
steigender Arbeitslosenzahlen bleibt die Angst vor dem Verlust des eigenen | |
Jobs hingegen auf einem niedrigen Stand. Nur 21 Prozent der Befragten gaben | |
an, sich um die eigene Beschäftigung zu sorgen. (afp) | |
## 786 neue Todesfälle in Deutschland | |
Die deutschen Gesundheitsämter haben dem Robert Koch-Institut (RKI) 14.211 | |
Neuinfektionen mit dem [1][Coronavirus] binnen eines Tages gemeldet. | |
Außerdem wurden 786 neue Todesfälle innerhalb von 24 Stunden verzeichnet, | |
wie aus Zahlen des RKI vom Donnerstag hervorgeht. Vor genau einer Woche | |
hatte das RKI 17.553 Neuinfektionen und 941 neue Todesfälle binnen 24 | |
Stunden verzeichnet. | |
Der Höchststand von 1.244 neuen gemeldeten [2][Todesfällen] war am 14. | |
Januar erreicht worden. Bei den binnen 24 Stunden registrierten | |
Neuinfektionen war mit 33.777 am 18. Dezember der höchste Wert gemeldet | |
worden – darin waren jedoch 3.500 Nachmeldungen enthalten. | |
Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 | |
Einwohner:innen (Sieben-Tage-Inzidenz) lag laut RKI am Donnerstagmorgen | |
bei 80,7. Ihr bisheriger Höchststand war am 22. Dezember mit 197,6 erreicht | |
worden. Die meisten Bundesländer verzeichnen laut RKI weiterhin sinkende | |
Sieben-Tages-Inzidenzen. | |
Das RKI zählt seit Beginn der Pandemie 2.252.001 nachgewiesene Infektionen | |
mit Sars-CoV-2 in Deutschland (Stand: 04.02., 00.00 Uhr). Die tatsächliche | |
Gesamtzahl dürfte noch deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht | |
erkannt werden. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung | |
einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf | |
59.742. | |
Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom | |
Mittwochabend bei 0,83 (Vortag 0,85). Das bedeutet, dass 100 Infizierte | |
rechnerisch 83 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das | |
Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter | |
1, flaut das Infektionsgeschehen ab. (dpa) | |
## Mögliche Lockerungen: Spahn bleibt zurückhaltend | |
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat sich zurückhaltend zu | |
[3][möglichen Lockerungen der Corona-Infektionsschutzregeln] ab Mitte | |
Februar geäußert. „Die Zahlen sind ermutigend, es gibt bei den | |
Neuinfektionen einen spürbaren Trend nach unten. Aber man kann noch nicht | |
abschließend sagen, wo wir am 14. Februar stehen“, sagte Spahn den | |
Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Donnerstag). | |
Vor dem Treffen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den | |
Ministerpräsidenten werde das Robert Koch-Institut erste Ergebnisse dazu | |
mitteilen, wie sich die Mutationen des Coronavirus bisher verbreiteten. Bei | |
dem Treffen am Mittwoch kommender Woche soll darüber entschieden werden, ob | |
der zunächst bis 14. Februar befristete Lockdown verlängert wird. | |
Spahn sagte weiter: „Wir brauchen einen verantwortungsvollen Übergang vom | |
Lockdown in einen neuen Normalzustand.“ Aus seiner Sicht seien zuerst Kitas | |
und Schulen dran. „Und danach wird nach und nach auch in anderen Bereichen | |
gelockert.“ Ob das schon ab dem 15. Februar oder erst später gehe, werde | |
nächste Woche entschieden. | |
Die Stufenpläne, die manche Bundesländer erarbeiteten, halte er für klug. | |
„Man muss regional unterschiedlich agieren und reagieren können“, meinte | |
der Gesundheitsminister. „Wir können nicht den ganzen Winter in diesem | |
harten Lockdown bleiben. Das würden wir nicht gut aushalten als | |
Gesellschaft.“ | |
Spahn stellte zugleich rasche Verbesserungen bei der Coronawarn-App in | |
Aussicht. „Die nächste Aktualisierung in der kommenden Woche löst ein | |
Problem, dass uns seit Beginn des Projekts beschwert: die Nutzung der App | |
auf älteren Handys“, sagte der Minister den Funke-Zeitungen. Das Update | |
gebe es am 10. Februar. Damit werde es vier Millionen zusätzlichen | |
Handybesitzern möglich sein, die Coronawarn-App runterzuladen. | |
Die Coronawarn-App der Bundesregierung wurde bislang mehr als 25 Millionen | |
Mal heruntergeladen. Experten schätzen, dass sie von rund 23 Millionen | |
Menschen aktiv genutzt wird. (dpa) | |
## Hausärzt:innen fordern Lockerungs-Perspektive | |
Der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, fordert | |
klare Perspektiven für Lockerungen der Coronabeschränkungen und warnt vor | |
gesundheitlichen Schäden, wenn diese Aussichten fehlen. Nach mehr als einem | |
Jahr Pandemie, verbunden mit Ängsten vor Erkrankung, Existenzverlust und | |
zahlreichen enorm belastenden Einschränkungen, seien die Menschen physisch | |
und psychisch zermürbt, sagte Weigeldt der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ | |
(Donnerstag). | |
Viele Menschen resignierten angesichts der scheinbaren Ausweglosigkeit des | |
ständig verlängerten Lockdowns, berichtete Weigeldt aus der Erfahrung mit | |
Patientengesprächen. Einige fühlten sich ohnmächtig angesichts des | |
Eindrucks, mitunter irrational anmutenden Entscheidungen ausgeliefert zu | |
sein. | |
Der Hausärzte-Chef kritisierte die „Schwarzmalerei und Perspektivlosigkeit“ | |
und forderte stattdessen eine aufbauende Kommunikation vonseiten der | |
Politik: „Das klägliche ‚Es reicht leider immer noch nicht‘, das wir | |
tagaus-tagein hören, muss endlich einer Sprache weichen, die den | |
persönlichen Ehrgeiz der Menschen anspornt, zum Mitmachen beflügelt und | |
klare Etappenziele aufzeigt“, sagte Weigeldt. (epd) | |
4 Feb 2021 | |
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