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# taz.de -- Lukaschenko-treue Band beim ESC: Im Dienste des Regimes
> Im Kampf für seinen Machterhalt schickt der belarussische Präsident eine
> Propaganda-Band zum Eurovision Song Contest. Deren Texte sind zum
> Gruseln.
Bild: Galasy ZMesta, für Belarus beim ESC am Start
Im Kampf gegen die Opposition und für seinen eigenen Machterhalt macht der
belarussische Präsident Alexander Lukaschenko nicht einmal mehr vor der
leichten Muse halt. Dieser Tage wurde bekannt, wer Belarus beim Eurovision
Song Contest vertreten wird. [1][„Galasy SMesta“ heißt die Truppe], die
Frohsinn in staatlichem Auftrag verbreiten soll.
Die fünf Musiker*innen stammen aus Baranowitschi – eine Stadt, wo man
nicht einmal tot über dem Zaun hängen möchte. Nicht diese Provinzialität
ist das Problem, wohl aber der russischsprachige Wettbewerbsbeitrag. „Ich
werde es dir schon beibringen, nach der Pfeife zu tanzen und auf Linie zu
kommen. Du wirst mit allem zufrieden sein und dich über alles freuen“,
trällert die Band, die sich im vergangenen August und damit kurz nach
Beginn der Massenproteste zusammengefunden hat. Daher ist auch klar, an wen
sich die Botschaft richtet: an alle, die seit Monaten gegen das Regime auf
die Straße gehen.
Kritiker*innen der bestehenden Verhältnisse, aber auch die Europäische
Union in den Dreck zu ziehen ist ein Markenzeichen von „Galasy SMesta“.
[2][Ihrem Song „Euro-Traum“] – auf der Website flankiert von der händisc…
Geste „Fickt euch!“ – entnehmen wir folgende Weisheiten: „Alle wollen
Gleichheit und Brüderlichkeit / und überall ihren Willen zum Ausdruck
bringen / Und in einem Anfall von Toleranz / dem Sohn ein Kleid anziehen!“
Solch krudes Gedankengut kommt nicht von ungefähr. Aufschlussreich ist die
Selbstauskunft des Sängers Dmitri Butakow. Er sei ein wahrhaftiger
Sowjetmensch. Belarus als selbstständiger Staat, das sei für ihn schwer zu
akzeptieren, verriet er.
Die Wahl von „Galasy SMesta“ geht auf das Konto der staatlichen
Rundfunkanstalt Belteleradiokompanija. Lukaschenkos Speichellecker in
Gestalt der Staatspresse waren des Lobes voll. Das Lied sei von
feinsinniger Ironie, jedoch mit einem tiefschürfenden Gedanken, schrieb die
Zeitung Belarus heute.
## Es mehren sich Stimmen, den Beitrag zu canceln
Im Westen mehren sich Stimmen, den Beitrag zu canceln. Schließlich sei der
Wettbewerb unpolitisch. Schön wär’s. Erinnert sei an die ukrainische
ESC-Gewinnerin Jamala von 2016, die ihren Song „1944“ dem Schicksal der
Krimtataren widmete. Aber vielleicht kommt „Galasy SMesta“ ja noch etwas
dazwischen. Im Reiche Lukaschenkos reicht da schon ein falsches Wort. Das
wäre für alle die beste Lösung.
12 Mar 2021
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/watch?v=_RMHKaIsac0
[2] https://www.youtube.com/watch?v=aINPLkfQhBw
## AUTOREN
Barbara Oertel
## TAGS
Lukaschenko
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Belarus
ESC
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Swetlana Tichanowskaja
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