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# taz.de -- Spahns Schnelltest-Pläne: Gesundheitsminister im Glück
> Jens Spahn hat sich beim Versprechen kostenloser Schnelltests zu weit aus
> dem Fenster gelehnt. Ein Zufall hilft ihm, den Fehler vergessen zu
> machen.
Bild: Bundesgesundheitsminister Spahn hat einen Fehler gemacht
[1][Jens Spahn] ist einer der talentiertesten konservativen Politiker
seiner Generation. Eloquent, anschlussfähig an verschiedene Milieus,
biegsam, aber nicht so weit, dass er je als bloßer Karrierist gelten würde.
Der Gesundheitsminister hat nun einen Fehler gemacht, den man im Tennis
unforced error nennt. Ein Fehler aus Mangel an Lässigkeit,
Selbstüberschätzung oder Mangel an Konzentration. Und zwar in einer
spielentscheidenden Phase.
Spahn hatte vollmundig [2][kostenlose Schnelltests] für alle ab dem 1. März
angekündigt. Wir wissen nicht, ob diese Ankündigung aus Hybris entstanden
ist oder aus dem übermächtigen Wunsch, seinen Namen mit guten Nachrichten
in den Schlagzeilen verbunden zu sehen. Die Kanzlerin und die
LänderchefInnen haben den löchrigen Plan jedenfalls kurzerhand kassiert und
vertagt.
Auch dumme Fehler passieren mal – aber die Toleranz dafür ist beim Thema
Lockdown und Pandemie derzeit verständlicherweise nicht sonderlich
ausgeprägt. Die Gesellschaft ist nervös, mürbe und entnervt. Das bislang
solide Image der Regierung als fähige Krisenmanagerin ist seit den
Irritationen bei der Impfbeschaffung ohnehin angekratzt. Einen effektiveren
Zeitpunkt, um das Vertrauen in die Weitsicht der Regierung für alle
sichtbar zu ramponieren, hätte Spahn kaum wählen können.
Die Tests würden übrigens, wenn ein Viertel der Bevölkerung zwei Mal pro
Woche getestet wird, knapp eine Milliarde Euro kosten. Pro Woche. Und sie
wären wohl mit einer fürstlichen Entlohnung der Apotheken verbunden. Das
all den Selbstständigen am Rande des Bankrotts zu erklären, würde
möglicherweise sogar die bewundernswerten rhetorischen Fähigkeiten des
Gesundheitsministers an ihre Grenzen bringen.
Als Spahn am Mittwoch im Bundestag Rede und Antwort stehen musste, gab es
aufmunternden Applaus von der Union. Bisher hatte der vor Selbstbewusstsein
und Karriereplänen strotzende Minister solche Unterstützung eher selten
nötig. Sein Bild als Macher müsste nun mehr als nur einen Riss haben. Doch
[3][Spahn] hat Glück: Am Mittwoch winkten die Behörden drei
Coronaselbsttests durch, die man schon bald beim Discounter wird kaufen
können. Das eröffnet die Aussicht, preisgünstiger und ohne
Apotheker-Aufschlag zu dem zu kommen, was alle wollen. Nämlich trotz der
aggressiven Virus- Mutationen endlich einen Weg zu vorsichtigen Öffnungen
zu finden.
Neben diesem glücklichen Zufall hat Spahn noch eine mächtige, äußerst
hilfreiche Verbündete, auf die eigentlich immer Verlass ist: die
Vergesslichkeit.
25 Feb 2021
## LINKS
[1] /Bundesgesundheitsminister-Jens-Spahn/!5753657
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[3] /Fehlerserie-der-Coronapolitik/!5750352
## AUTOREN
Stefan Reinecke
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