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# taz.de -- Obdachlosencamp Rummelsburger Bucht: Nach der Räumung
> Von Freitag- auf Samstagnacht wurde das Obdachlosencamp an der
> Rummelsburger Bucht geräumt. Linke und Grüne bewerten die Situation
> unterschiedlich.
Bild: Viele Bewohner:innen verließen das Obdachlosencamp an der Rummelsburger …
Berlin taz | Als von Freitag auf Samstag das Obdachlosencamp an der
[1][Rummelsburger Bucht geräumt wurde], stellte der stellvertretende
Bürgermeister des Bezirks Lichtenberg, Kevin Hönicke (SPD), eine Unterkunft
bereit.
Mittlerweile stehen auch in einem Hostel an der Boxhagener Straße sowie auf
dem Gelände der früheren Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik in Reinickendorf
jeweils 100 Plätze für Obdachlose bereit. Das Hostel an der Köpenicker
Straße, das bislang bis zu 100 Menschen aufnahm, gibt nun bis zu 120
Menschen Obdach.
Hönicke wird von Aktivist:innen sowie einzelnen Politiker:innen
kritisiert – unter anderem dafür, dass die Aktion zu spontan, ohne
Dolmetscher:innen und mitten in der Nacht stattgefunden habe.
„Natürlich hätte ich mir gewünscht, dass wir mehr Zeit gehabt hätten“, …
Hönicke am Montag der taz. „Aber zu dem Zeitpunkt, als klar war, dass wir
eine Unterkunft haben, konnte ich es nicht mit mir vereinbaren, zu warten.“
Hönicke stehe zu seiner Entscheidung. „Es war keine Räumung. Kein Mensch
wurde rausgetragen.“
Norman Wolf, Vorsitzender der Linksfraktion in der
Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg, sagt der taz: „Es war richtig,
den Menschen eine Unterkunft zu geben.“ Über das Wie müsse er mit dem
Kooperationspartner SPD noch mal reden. „Es war klar, dass es kalt wird.
Deshalb fragt man sich, ob das vorher hätte besser kommuniziert werden
können.“
Von einer Räumung will auch Wolf nicht sprechen: „Es war eine Hilfsaktion“,
sagt er. Die Wagenplätze, die teilweise schon geräumt worden sind, könnten
temporär in der Nähe wieder aufgebaut werden, darüber sei man noch in
Verhandlung. Im Mittelpunkt sieht Wolf die Rolle des Eigentümers:
„Natürlich trägt der Sozialstadtrat vor Ort eine Verantwortung, aber den
Eigentümer würde ich nicht aus der Verantwortung ziehen.“
## Wurde wegen des geplanten Aquariums geräumt?
Der Eigentümer des Grundstücks sieht vor, auf der Fläche ein großes
Aquarium zu bauen – [2][Coral World]. „Der Eigentümer hat aber allein
dadurch eine Verpflichtung den Menschen vor Ort gegenüber, weil sie schon
so lange dort leben, dass ein Wohnrecht entstanden ist.“ Wolf findet, dass
es „die ehrliche Variante wäre, dass der Eigentümer die Fläche dem Land
Berlin zurückgibt“.
Philipp Ahrens, Kreisvorsitzender und Pressesprecher der Grünen in
Lichtenberg, rückt weniger die Eigentümer als die Obdachlosen in den
Mittelpunkt: „Ob die Rummelsburger Bucht geräumt wurde, um die Coral World
zu erschaffen, ändert für die geräumten Menschen nichts.“ Es spiele keine
Rolle, ob der Kälteschutz oder die Interessen der Eigentümer hinter der
Räumung stünden, denn „die Leute mussten weg und nicht jeder Mensch wurde
mit dem gemachten Hilfsangebot erreicht“.
Ahrens bereitet besonders große Sorge, dass man von vielen Obdachlosen
nicht wisse, wo sie hingegangen seien. „Wir wissen das nur von dem Teil,
der ins Hostel gegangen ist.“ Ahrens bestreitet nicht, dass eine
Unterbringung in Hostels und ein [3][Hilfsangebot gut seien]. „Aber es gibt
viele Gründe, warum Leute nicht in Unterkünfte gehen.“
8 Feb 2021
## LINKS
[1] /Obdachlosencamp-geraeumt/!5746454
[2] https://www.tagesspiegel.de/berlin/coral-world-am-rummelsburger-see-ein-kor…
[3] /Debatte-um-Umgang-mit-Obdachlosen/!5749821
## AUTOREN
Nicole Opitz
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