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# taz.de -- Verdopplung der Kinderkrankentage: Kind betreuen, Kohle kassieren
> Eltern werden mit mehr Kinderkrankentagen entlastet. Das gilt auch für
> Beschäftigte im Homeoffice und dann, wenn Kitas und Schulen noch offen
> sind.
Bild: Eltern stehen doppelt so viele Kinderkrankentage zu, auch wenn sie im Hom…
Berlin taz | Vergangene Woche hatten sich Bundeskanzlerin Merkel und die
Ministerpräsident:innen der Länder neben der der Verlängerung des Lockdown
auch [1][auf die Verdoppelung der Kinderkrankentage] geeinigt. Die Idee:
Familien sollen wegen der Kita- und Schulschließungen Extra-Tage bezahlt
bekommen, um sich um ihr Kind zu kümmern.
Nun stehen die genauen Regeln fest. Wie das Bundeskabinett am Dienstag
entschied, müssen Kitas und Schulen nicht komplett geschlossen sein, um die
Kinderkrankentage beantragen zu können. Es reicht, dass die
[2][Anwesenheitspflicht aufgehoben] oder der Kita-Betrieb eingeschränkt
ist.
Und: Eltern können das Geld auch beantragen, wenn sie im Homeoffice
arbeiten. Jedem Elternteil stehen demnach in diesem Jahr 20 statt 10 Tage
pro Kind zur Verfügung. Alleinerziehende 40 statt 20. Die Regelung gilt für
alle gesetzlich Krankenversicherten. Das Kind darf in der Regel nicht älter
als 12 Jahre alt sein.
„Gleichzeitig die Kinder beschulen und von zu Hause aus arbeiten bringt
gerade junge Familien in Pandemiezeiten häufig an die Grenze ihrer
Belastbarkeit“, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zu der neuen
Regelung. „Deswegen wollen wir es diesen Eltern ermöglichen, sich
unkompliziert und ohne finanzielle Verluste um ihre Kinder zu Hause zu
kümmern.“
## Attest von der Schule
Doch wie funktioniert das praktisch? Üblicherweise müssen Ärzt:innen ein
Attest ausstellen, das dann an die Krankenkasse geschickt wird. Die Lösung
der Bundesregierung: Kitas oder Schulen sollen nun bescheinigen, dass das
Kind zuhause betreut werden muss.
Bei den Krankenkassen stößt diese Entscheidung auf deutliche Kritik:
„Leistungsvoraussetzung für das Kinderkrankentagegeld ist, dass das Kind
krank ist. Corona-bedingte Betreuungsprobleme sind keine Krankheit“, sagte
die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele.
Immerhin ist die Bundesregierung den Kassen bei der Finanzierung
entgegengekommen. Wie das Gesundheitsministerium mitteilte, werde der Bund
zunächst 300 Millionen Euro in den Gesundheitsfonds einzahlen. Weitere
Zuschüsse seien nicht ausgeschlossen.
Für Eltern ist es nun deutlich einfacher geworden, eine Betreuung der
Kinder finanziert zu bekommen. Zwar besteht bereits die Möglichkeit, eine
Entschädigung nach dem Infektionsschutzgesetz zu erhalten. Doch für den so
genannten „[3][Corona-Sonderurlaub]“ müssen Eltern nachweisen, dass sie
keine andere Betreuung – etwa durch Großeltern oder in der Notbetreuung –
ermöglichen können. Diesen Nachweis muss man für die Kinderkrankentage
nicht erbringen. Und sie haben noch einen weiteren Vorteil: Während der
Staat den „Corona-Sonderurlaub“ mit 67 Prozent der Nettolohnes entschädigt,
bekommen Eltern beim Kinderkrankengeld 90 Prozent ausbezahlt.
## 90 Prozent statt 67 Prozent
Was am Dienstag zunächst unklar blieb: Ob der Anspruch auf das neue
Kinderkrankengeld auch dann gilt, wenn – wie in Hessen oder Brandenburg –
die Kitas zwar offen sind, die Landesregierungen die Eltern aber dazu
auffordern, die Kinder zuhause zu betreuen.
Auf Twitter „bedanken“ sich User schon dafür, dass ihre Landesregierungen
Kitas möglichst nur für Notfälle offen lassen möchten. „Danke, Brandenbur…
dass Du an uns Eltern appellierst, die Kinder zuhause zu lassen, anstatt
die Kitas zu schließen.“ So, glaubt der User, könne er kein
Kinderkrankengeld beantragen.
Am Mittwoch dann trug das Familienministerium in einem [4][kurzen
Erklärvideo] zur Klärung bei. Darin heißt es, dass auch in diesem Fall
Kinderkrankengeld gezahlt werde.
Heißt: Auch Eltern in Brandenburg und Hessen profitieren der neuen
Regelung, die rückwirkend zum 5. Januar in Kraft tritt. Der Bundestag muss
der Gesetzesänderung aber erst noch zustimmen.
13 Jan 2021
## LINKS
[1] /Aktuelle-Nachrichten-in-der-Coronakrise/!5742316
[2] /Politikerin-ueber-Schulen-im-Lockdown/!5738875
[3] /Entschaedigung-fuer-Eltern/!5733940
[4] https://twitter.com/BMFSFJ/status/1349310598220283904
## AUTOREN
Ralf Pauli
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