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# taz.de -- Coronaschutz in Bayern: Söders Wunderwaffe FFP2
> Bayerns neue Maskenpflicht wirft viele Fragen auf. Nicht nur, ob
> Bartträger dort künftig nicht mehr in den Supermarkt gehen dürfen.
Bild: Supermarkt- und ÖPNV-Verbot für Bartträger in Bayern? Neue FFP2-Masken…
München taz | FFP2-Masken sind ja eigentlich eine feine Sache. Während eine
Alltagsmaske in erster Linie die Umgebung schütze, schützten FFP2-Masken
auch den Träger selbst vor dem [1][Coronavirus], heißt es. Um daher den
Schutz an den Orten zu vergrößern, wo noch immer viele Menschen in
geschlossenen Orten ohne Möglichkeiten der Nachverfolgung
aufeinandertreffen, hat die bayerische Regierung nun eine
FFP2-Masken-Pflicht eingeführt. Sie gilt ab kommenden Montag beim Einkaufen
und im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Eine Maßnahme, die Fragen
aufwirft und für Skepsis und vor allem Forderungen sorgt.
Eine Forderung, die umgehend von Opposition, Koalitionspartner und
Wohlfahrtsverbänden geäußert wurde, war die nach der sozialen Abfederung.
Schließlich sind FFP2-Masken nicht billig und sollten eigentlich nur einmal
getragen werden. So warnten etwa Diakonie und Caritas, die Leidtragenden
könnten mal wieder Bedürftige sein.
„Gerade von Armut Betroffene sind auf den ÖPNV angewiesen. Ihnen darf die
Nutzung durch die Maskenpflicht nicht zusätzlich erschwert werden“, sagte
etwa Sabine Lindau von der Diakonie in Bayern. Deshalb müssten
einkommensschwache und sozial abgehängte Gruppen wie Obdachlose mit
kostenlosen FFP2-Masken versorgt werden.
Ähnlich die Reaktionen von Grünen, SPD und FDP. So nannte
Grünen-Fraktionschefin Katharina Schulze den Einsatz von FFP2-Masken eine
sehr sinnvolle Maßnahme zur Infektionseindämmung, sofern sie ausreichend
vorhanden seien, breitflächig eingesetzt würden und der soziale Aspekt
mitgedacht werde.
Die Liberalen hatten die Maßnahme ohnehin schon seit längerem gefordert,
die Masken müssten allerdings kostenlos für alle zur Verfügung gestellt
werden. „Das tägliche Tragen einer solchen Maske geht nun mal ins Geld“,
sagte der pflegepolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Dominik Spitzer.
Geringverdiener, die mit dem ÖPNV zur Arbeit müssten, dürften keinen
Nachteil erleiden. Und die SPD-Gesundheitspolitikerin Ruth Waldmann nannte
den Vorstoß „[2][wieder einmal völlig überraschend] und viel zu
kurzfristig“ und forderte die Staatsregierung auf, die Masken nun
bereitzustellen.
Am Dienstag wurden solche Befürchtungen noch von Gesundheitsminister Klaus
Holetschek (CSU) mit der Bemerkung abgetan: „Ich glaube, jeder wird auch
selber einen Beitrag leisten können.“ Und die Masken gebe es doch schon für
zwei bis drei Euro. Doch mit einem Tag Verspätung reagierte die Regierung
dann zumindest teilweise und kündigte in einer Pressekonferenz am
Mittwochnachmittag an, Bedürftigen kostenlose FFP2-Masken zur Verfügung zu
stellen. Von 2,5 Millionen Masken sprach Holetschek nun.
Außerdem gaben Söder und Holetschek bekannt, dass Kinder und Jugendliche
unter 15 Jahren von der FFP2-Maskenpflicht ausgenommen seien und es eine
Kulanzwoche gebe: Sanktionen und Bußgelder würden erst ab übernächster
Woche verhängt.
Aber können sich auch wirklich alle Bayern rechtzeitig mit den nötigen
Masken eindecken? Kein Problem, sagt Ministerpräsident Söder. Die Masken
seien sogar „deutlich im Überfluss, zum Teil jedenfalls, vorhanden“.
Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger kündigte sogar an, die Masken durch
mehr heimische Maskenproduktion billiger zu machen. Vor allem aber sieht
der Freien-Wähler-Chef die Chance, infolge der Maßnahme den Lockdown schon
bald zu lockern und etwa den Einzelhandel wieder zu öffnen.
Experten heißen den Schritt überwiegend grundsätzlich gut, weisen aber
allerdings darauf hin, dass die Handhabung von FFP2-Masken nicht ganz
einfach sei. Es sei deshalb nötig, den Menschen entsprechende Anleitungen
an die Hand zu geben. Eine FFP2-Maske schütze nur, wenn sie korrekt
angelegt und verwendet werde, sagt etwa Viruloge Jonas Schmidt-Chanasit vom
Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg. Sie müsse dicht
abschließen, die Außenfläche dürfe auch beim Ablegen nicht berührt werden.
Sein Kollege Johannes Knobloch, der Leiter des Bereichs Krankenhaushygiene
am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf warnte sogar, die Masken könnten
ein falsches Schutzgefühl vermitteln und die Lage im schlimmsten Fall sogar
verschlechtern. An einen großen Effekt der Maßnahme glaube er jedenfalls
nicht. Die Masken kämen aus dem Arbeitsschutz und seien nicht für Laien
gedacht. Und schon gar nicht für Bartträger. Die Maske helfe nur, wenn sie
auf die glatte Haut aufgesetzt werden könne.
13 Jan 2021
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## AUTOREN
Dominik Baur
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