# taz.de -- Wasserstoff statt Kohle in Moorburg: Auferstehung der Investitionsr… | |
> Auf dem Gelände des abgeschalteten Kohlekraftwerks Hamburg-Moorburg | |
> wollen vier Firmen im großen Stil Wasserstoff aus Ökostrom erzeugen. | |
Bild: Ist inzwischen abgeschaltet und soll erneuerbarer Energie Platz machen: K… | |
Hamburg taz | Auf den Ruinen des [1][Kohlekraftwerks Mooburg] soll die | |
Zukunft der Energiewirtschaft gestaltet werden. Der Ölkonzern Shell, der | |
Industriekonzern Mitsubishi Heavy Industries (MHI), der bisherige | |
Kraftwerksbetreiber Vattenfall sowie die kommunale Wärme Hamburg wollen | |
dort eine [2][Drehscheibe für die Wasserstoffwirtschaft] einrichten. Eine | |
entsprechende Absichtserklärung ist am Freitag veröffentlicht worden. | |
Kernstück der Anlage soll eine der größten Wasserstoff-Erzeugungsanlagen | |
Europas werden. | |
Würden diese Pläne Wirklichkeit, gäbe das der Energiewende-Politik des | |
rot-grünen Senats einen Schub. „Hier liegt ein großer Hebel zur Erreichung | |
unserer Klimaziele“, sagt Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne). Damit werde | |
ein großer Schritt hin zu einer langfristigen Dekarbonisierung des Hafens | |
sowie einer wettbewerbsfähigen Wasserstoffwirtschaft getan, ergänzt | |
Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (SPD). | |
Auch der [3][Naturschutzbund (Nabu)] hält das Vorhaben für eine „sinnvolle | |
Folgenutzung des brachliegenden Areals“. Er warnte aber, der Senat dürfe | |
sich die entsprechenden Entwicklungsmöglichkeiten nicht durch seine Pläne | |
für die Autobahn A26 quer durch den Hafen verbauen. | |
Wasserstoff soll nach dem Willen der [4][Bundesregierung] ein [5][zentraler | |
Baustein der Energiewende] hin zu einer Wirtschaft ohne | |
Kohlendioxidemissionen werden. Das flüchtige Gas soll fossile Brennstoffe | |
wie Erdgas und Erdöl ersetzen und zugleich eines der großen Probleme der | |
Energiewende lösen helfen: die unstete Verfügbarkeit von Energie aus Wind | |
und Sonne. | |
## Windkraft-Überschuss soll genutzt werden | |
Bei einem Überschuss an erneuerbarer Energie könnte diese mit Hilfe des | |
geplanten Elektrolyseurs in Wasserstoff umgewandelt und somit gespeichert | |
werden. 100 Megawatt Leistung soll diese Erzeugungsanlage zunächst haben, | |
mit der Möglichkeit, weiter zu wachsen. „In Hamburg gibt es keine bessere | |
Lage für einen skalierbaren Elektrolyseur dieser Größenordnung“, sagt | |
Wirtschaftssenator Michael Westhagemann. | |
Das liegt daran, dass es an diesem Ort wegen des Kohlekraftwerks an das | |
Hochspannungs- also Fernübertragungsstromnetz angeschlossen ist. „Über die | |
Verbindung zu Brunsbüttel haben wir direkten Zugriff auf die Versorgung mit | |
grünem Strom aus der Windkraft – und damit die Möglichkeit, tatsächlich | |
[6][grünen Wasserstoff] in relevanten Mengen zu produzieren“, sagt | |
Westhagemann. Über Brunsbüttel kommt der Windstrom aus Schleswig-Holstein | |
und von der Nordsee. | |
Doch den Konsortialpartnern schwebt wesentlich mehr vor als nur eine | |
Anlage, die Wasser mit Hilfe von Strom in Sauerstoff und Wasserstoff | |
aufspaltet. Durch seine Lage könne Moorburg zu „einem potenziellen | |
Startpunkt für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft“ werden, mehr noch: | |
zu einem „green energy hub“, einem zentralen Umschlagpunkt für erneuerbare | |
Energie. | |
Das heutige Kraftwerksgelände liegt am seeschifftiefen Wasser, sodass | |
Wasserstoff auch per Schiff angeliefert werden könnte. Das gilt aber auch | |
für Biomasse, mit der sich ein neues Kraftwerk für Strom und Wärme an | |
dieser Stelle betreiben lassen könnte, wofür wiederum bereits der | |
Mittelspannungsanschluss in die Stadt vorhanden ist. | |
## Endlich Fernwärme aus Moorburg | |
Die Wärme eines solchen Kraftwerks und die Abwärme des Elektrolyseurs | |
könnten in das städtische Fernwärmenetz eingespeist werden, weshalb auch | |
die Wärme Hamburg mit von der Partie ist. Zugleich bereitet die ebenfalls | |
städtische [7][Gasnetz Hamburg] ein Wasserstoff-Verteilnetz im Hafen vor, | |
das „Hamburger Wasserstoff-Industrie-Netz“, kurz: HH-WIN. Das Netz mit | |
zunächst 45 Kilometern Länge südlich der Elbe soll bis spätestens 2030 | |
einen Großteil der Industrieunternehmen mit grünem, also klimaneutralem | |
Wasserstoff versorgen. | |
Eine gewisse Unsicherheit für die hochfliegenden Pläne ergibt sich | |
allerdings daraus, dass noch offen ist, ob das Kohlekraftwerk Moorburg | |
tatsächlich abgerissen wird. Noch prüft der Übertragungsnetzbetreiber | |
Tennet, ob das große Kraftwerk nicht für extreme Lagen in Reserve gehalten | |
werden müsste, um einen Zusammenbruch des Stromnetzes zu verhindern. | |
„Die Planungen würden weiter vorangehen“, versichert Jan Dube von der | |
Umweltbehörde. Schließlich sei das Areal ja groß. Sollte das Kraftwerk als | |
Reserve reklamiert werden, reiche möglicherweise einer der beiden Blöcke | |
und das ja auch nur für eine Übergangszeit. „Genaueres wissen wir erst im | |
März“, sagt der Behördensprecher. | |
23 Jan 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Fanal-der-Energiepolitik-in-Hamburg/!5735950 | |
[2] /Plaene-zur-Hamburger-Hafenentwicklung/!5741904 | |
[3] https://hamburg.nabu.de/ | |
[4] https://www.bmbf.de/files/die-nationale-wasserstoffstrategie.pdf | |
[5] /Wasserstoffstrategie-der-Bundesregierung/!5697098 | |
[6] /Umstrittener-Klimaschuetzer-Wasserstoff/!5716350 | |
[7] https://www.gasnetz-hamburg.de/ | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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